Beilstein · St. Anna-Kirche
Die St.-Anna-Kirche ist die Pfarrkirche der evangelischen Kirchgemeinde Beilstein-Billensbach im Kirchenbezirk Marbach der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Ursprünglich außerhalb der Stadtmauer erbaut, steht sie heute nördlich der Altstadt Beilsteins. Der Beilsteiner Friedhof schließt nördlich an die Kirche an.
Auf dem Friedhof vor der Stadt stand ursprünglich eine Nikolauskapelle, deren früheste bekannte Nennung 1362 erfolgte. Noch vor der Reformation, vermutlich um 1470, ging aus ihr die St.-Anna-Kirche hervor. Ab etwa 1616 löste sie die kleinere Magdalenenkirche am Burgberg als Pfarrkirche ab. Die Beilsteiner Kirchenglocken verblieben allerdings im Kirchturm der Magdalenenkirche, da die St.-Anna-Kirche keinen Kirchturm besitzt. Sie sind bis heute dort untergebracht, während die Magdalenenkirche selbst schon um 1800 als Kirche aufgegeben wurde und heute anderen Zwecken dient. Die St.-Anna-Kirche wurde mehrfach umgebaut, so 1617 und 1786, und renoviert, zuletzt 1988 bis 1990. Ein geplanter Kirchenneubau, der die St.-Anna-Kirche zur von der Stadt Beilstein zu unterhaltenden Friedhofskirche gemacht hätte, kam 1980 nicht zustande.
Die Kirche ist eine schlichte Saalkirche mit einem kleinen Dachreiter und einem im Osten anschließenden Chor. Dieser erhöhte spätgotische Chor mit Maßwerkfenstern und Netzgewölbe ist der älteste Teil des Gebäudes.
Die Innenausstattung umfasst unter anderem eine Empore von 1798 mit 14 die Passion darstellenden Bildern, eine Renaissancekanzel, ein Kruzifix von 1685, einen Taufstein aus dem Jahr 1707 und Glasfenster von Rudolf Yelin dem Jüngeren.
Quelle: Wikipedia
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Die spätgotische Kirche mit Friedhof befindet sich am Ortsausgang Richtung Auenstein.
Der Chor ist mit schönem Netzrippengewölbe gestaltet, das Schiff mit Flachdecke wurde mit aufwändigen Strebe-Hängesäulen aufgehängt. Aus dem 18. Jahrhundert stammen zwei Bilderzyklen in den Emporenbrüstungen, die über das Leben Jesu berichten.
Auf dem Vorplatz steht eine alte Winterlinde, die vermutlich nach der großen Not des 30-jährigen Kriegs gepflanzt wurde. Von den ehemals 800 Einwohnern blieben nach 1643 nur noch etwa 100 übrig.
Quelle: Das Bottwartal
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Informationen auf www.kirchbau.de
In der Kirche liegt ein kleines Faltblatt aus, aus dem hier und nachfolgend zitiert wird:
An der Stelle der heutigen evang. St. Anna-Kirche wird 1372 erstmals eine Nikolauskapelle erwähnt. Beim Franzoseneinfall 1693 wurden alle alten Dokumente über die Geschichte der Stadt Beilstein und der St. Anna-Kirche vernichtet. Daher gibt es über die Zeit davor keine gesicherten Angaben. Ältester Teil ist der Chor, er war ursprünglich vermutlich eine freistehende Kapelle (die Nikolauskapelle). Die Bauzeit der St. Anna-Kirche wird um 1470 vermutet, sie liegt auf jeden Fall vor der Reformation. Dafür sprechen Beweise, die bei Voruntersuchungen im Rahmen der Renovierung entdeckt wurden:
- an den Wänden und der Decke gibt es gotische Ausschmückungen
- im Chor wurde ein Weihekreuz (Apostelkreuz) freigelegt; solche sind nur in geweihten katholischen Kirchen üblich.
Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Kirche mehrfach renoviert und umgebaut.
Restauratorische Voruntersuchungen zur Renovierung 1988 -1990 haben ergeben, dass das Schiff ursprünglich eine Holzdecke hatte, bemalt mit floralen, gotischen Mustern. Sie wurden um 1600 mit einem Fischblasenmuster übermalt und 1870 mit Gipsstuck überzogen,
Auch die Wände wurden mehrfach überstrichen. Sechs Schichten hat der Restaurator ermittelt.
Im Urzustand um 1470 war die Wandbemalung gotisch. Um 1600 wurde sie im Renaissancestil überarbeitet, Anfang des 18. Jahrhunderts überkalkt. 1786-98 gab es eine Generalsanierung, 1870, 1923, 1952 jeweils einen neuen Anstrich, zuletzt 1989 in der heutigen Fassung.
Das gotische Gewölbe im Chor war ursprünglich an den Schlußsteinen rot/blau geflammt, die heutige Fassung ist historisch nicht belegt.
Die Sakristei wurde nach altem Befund restauriert und entspricht heute wieder dem Urzustand.
Die Kanzel ist eine Stiftung von 1685, jetzt im Urzustand renoviert mit Darstellungen der 4 Evangelisten und des Apostels Paulus.
Das Kruzifix, gestiftet von Johann Heinrich Rieker, stammt aus dem Jahr 1685, wurde mehrfach übermalt und 1989 im alten Zustand restauriert.
Der Taufstein wurde im Jahr 1707 von den damaligen Pfarrersleuten Cappel gestiftet
1988 - 1990 wurde die St. Anna-Kirche nach Plänen und unter Leitung von Prof. Martin Stockburger, Stuttgart, von Grund auf saniert und teilweise umgebaut. Zum Abschluß gab die Kirchengemeinde (1990) eine Broschüre heraus ""St. Anna=Kirche in Beilstein" mit Beiträgen zur Geschichte der Kirche, Namensnennung, Renovierung, Fenster, Restauratoren u.v.m.
Ausführliche Informationen zu den Tafelbildern (5 Bilder an der Kanzel, 7 Bilder Brüstung Südempore, 16 Bilder Brüstung Nordempore) sind zu finden in den Bänden 10 (2006) + 11 (2008) der "Geschichtsblätter aus dem Bottwartal", hrsg. vom Historischen Verein Bottwartal. Die beiden Artikel über die Tafelbilder verfasste Dr. Justus Maurer.
Außen
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Innen (Überblick) · Hl. Anna · Kanzel
Ulrich Zimmermann weist darauf hin, dass früher unter dem Kanzelfenster eine Totengedenktafel (R. Yelin d.J. 1948) angebracht war. Zu sehen auf einem historischen Foto.
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Kanzel & Crucifix - Detail
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Schiff: Südfenster & Epitaphe
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Chor · Orgel
Orgel aus der Orgelbauwerkstatt Richard Rensch - opus 154 aus dem Jahr 1989
2 Manuale, 16 Register
Disposition Orgel
I. Manual |
II. Manual |
Pedal |
---|---|---|
1. Flöte 8' 2. Principal 4' 3. Flöte 2' 4. Nasard 2 2/3' 5. Mixtur IV |
6. Gedeckt 8' 7. Kleingedeckt 4' 8. Principal 2' 9. Terzian II 10. Zimbel IV |
11. Subbaß 16' 12. Octavbaß 8' 13. Flötbaß 4+2' |
Traktur: I. Man. über V.brett
II. Man. +Pedal Strahlenförmig
über Winkel
Quelle: Website Orgelbau Rensch -> Beilstein
Im Chor
Rudolf Yelin: Neues Glas im alten Chor
Das Interesse an der beinahe vergessenen St. Anna-Kirche hat, beim Umbau nach den Manipulationen vergangener Generationen, erstmals die Schönheit des schlanken Chors wieder sichtbar gemacht. Er durfte aber nur für kurze Tage die ihm einst zugedachte Freiheit genießen. Die Möblierung für musikalische Zwecke hat unbestrittenen Vorrang vor dem Schutz des architektonischen Denkmals. Die Gelegenheit, hier als alter Glaskünstler zum Einsatz gekommen zu sein, verdanke ich dem Hinweis des Glasmalers Fieber, dessen Werkstatt mir mit Hingabe zur Verfügung stand. Ihm sage ich herzlichen Dank. Meine Aufgabe war es, die neben und über der Orgel sichtbaren Teile der Fenster durch farbige Verglasung zu einem sprechenden Element zu machen. Meine Hoffnung ist, daß der aufmerksame Kirchenbesucher die von den (Sinn-)Bildern ausgehende Botschaft ohne Mühe lesen kann.
Im Mittelfenster wurde das Glaubensbekenntnis angesprochen - Dreieinigkeit, Verheißung und Warnung - aber auch die Dimension menschlichen Lebens auf unserer winzigen Erde.
Links steht der Baum der Erkenntnis, Schöpfung und Sündenfall (altes Testament), aber damit auch der Hinweis auf das Geschenk einer ebenso schönen wie fruchtbaren Natur.
Rechts der Weinstock, das Wort Gottes im neuen Testament. Und dabei seine reale Bedeutung für die Menschen dieses Landes. Und ließe das 4. Fenster die vielen Straßen zur Erkenntnis und Harmonie erkennen, dann wäre der Weg frei zu weiteren Entdeckungen des Beschauers, der die farbigen Punkte zur Meditation im guten Sinne nutzen möge!
Unsere unstete Zeit bedarf, ohne haltloser Mystik das Wort zu reden, eines Raumes der Andacht und Ruhe. Das kleine Fenster, jetzt auf der Höhe des Orgelumgangs, war vermutlich einmal die Nische für sakrale Geräte vorreformatorischer Zeit. Jetzt zeigt es eine Figuration um das Gleichnis vom »Großen Gastmahl«, das im Evangelium des Lukas, Kapitel 14, steht. Darin wird, so glaube ich, ein gut Teil der Nöte unserer Tage getroffen.
Der Versuch mit »Stenogrammen« der Darstellung die Spannung der Erzählung, die Kontraste menschlichen Schicksals und Verhaltens zu umschreiben zielt darauf ab, daß die Kenntnis des ganzen Bibeltextes zum Bedürfnis werde. So wie die Schrift zur Darstellung wurde, soll das Bild den Betrachter zur Schrift führen. Dies zu den Grenzen künstlerischer Mitsprache im sakralen Raum (Sie steht manchmal in der Gefahr, zum Selbstzweck auszuarten).
In einer Nachbargemeinde wurden vor einigen Jahren meine Fensterbilder (1936), die mir wichtig waren, ohne Rückfrage wegrestauriert. Die Gemeinde Beilstein hat mit den hier realisierten Bildern unbewußt Genugtuung und Ersatz geleistet, für den ich hier meinen Dank sage.
Darin soll auch mein Wunsch fruchtbarer evangelischer Verkündigung in dieser Kirche eingeschlossen sein.
Prof. Rudolf Yelin
Quelle: Festschrift 1990
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Chorfenster (Rudolf Yelin)
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Chorfenster links: Schöpfung - Baum der Erkenntnis - Sündenfall
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Chorfenster Mitte: Dreieinigkeit
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Chorfenster Mitte: Dreieinigkeit
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Chorfenster rechts: Weinstock und Reben
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Chorfenster seitlich: verschlungene Wege zur Erkenntnis
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Chorfenster seitlich
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Detail im Chorfenster seitlich
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Das große Gastmahl (Lk. 14)
(21) Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein.
(22) Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.
(23)Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, daß mein Haus voll werde
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Kreuzrippengewölbe im Chor
Kreuzrippengewölbe Schluß- und Konsolsteine
Blick vom Chor nach Westen
Emporenbilder
Die Emporenbilder
zeigen Darstellungen aus dem Leben und Leiden Christi. Auf der Südseite stammen sie von einem anderen Künstler als die auf der Nordseite, daher kommen manche Motive zweimal vor. Einige Bilder wurden 1870 mit grauer Farbe übermalt und dabei z.T. beschädigt. Weder die Zeit der Entstehung noch die Namen der Künstler sind bekannt.
Die Bilder auf der Südseite
1 Jesu Geburt, Anbetung der Hirten (Lk. 2)
2 Der 12-jährige Jesus im Tempel (Lk 2)
3 Jesus zieht in Jerusalem ein (Mk. 11)
4 Das letzte Abendmahl (Mk.14)
5 Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld (Mt. 27)
6 Dornenkrönung (Mk. 15)
7 Kreuzigung - "mich dürstet" (Joh.19)
Gegenüber auf der Nordseite
8 Anbetung der Weisen bzw. Könige (Mt.2)
9 Flucht nach Ägypten (Mt. 2)
10 Johannes tauft Jesus im Jordan (Mt. 3)
11 Das letzte Abendmahl (Mk. 14)
12 Jesus wäscht Simon Petrus die Füße (Joh.13)
13 Im Garten Gethsemane (Lk.22)
14 Gefangennahme Jesu, Petrus schlägt Malchus ein Ohr ab (Joh. 18)
15 Jesus vor dem Hohepriester (Mk.14)
16 Jesus wird gegeißelt (Joh, 19)
17 Jesus und Pilatus - "Seht welch ein Mensch" (Joh. 19)
18 Jesus bricht unter dem Kreuz zusammen (Mk.1 5)
19 Maria und Johannes unter dem Kreuz (Joh. 19)
20 Grablegung (Mk. 15 + Joh. 19)
21 Der Gang nach Emmaus (Lk.24)
22 Himmelfahrt (Apg.1)
23 Ausgiessung des Heiligen Geistes - Pfingsten (Apg.2)
(die beiden letzten Bilder waren nicht mehr authentisch rekonstruierbar. Sie wurden vom Restaurator anlässlich der Renovierung 1989 im Duktus der Tafelbilder völlig neu gemalt. Die alten Fragmentbilder haben in der Sakristei ihren Platz gefunden)
Nachfolgend werden die 7 + 16 Einzelbilder in zwei Versionen dargestellt:
Zunächst als Leuchttisch - Klick in ein Bild vergrößert es und macht die Bildunterschrift sichtbar
darunter als Diashow, nur mit (links unten) eingeblendeter Bildnummer (korrespondierend zur Übersicht oben)
Emporenbilder · Leuchttisch
Emporenbilder · Diashow
Brüstungsbilder in anderen Kirchen
sofern diese auf kirchen-online vorgestellt werden. Bislang nur 7 - der Vergleich ist sehr interessant. Daher hier Links zu den einzelnen Seiten:
Beilstein · St. Anna-Kirche
Deizisau · Evangelische Kirche
Freiberg-Beihingen · Amanduskirche
Impressum
Beilstein · St. Anna-Kirche fotografiert am 17.05.2014
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 12.02.2015
(c) 2015 Foto-Kunst Andreas Keller
Links zuletzt überprüft am 03.06.2022
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Zum Hauptmenü · Kirchen und Kapellen...
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