Schloßkirche - Ehemaliger Altar mit den 12 Steinreliefs von Sem Schlör
Ein persönliches Statement
Die 12 Steinreliefs von Sem Schlör repräsentieren jeweils einen Apostel mit dem ihm zugeschriebenen Artikel des Apostolischen Glaubens- bekenntnisses - in deutscher Sprache [!], die Tafeln zeigen nicht die Apostel, sondern veranschaulichen den Credo-Satz.
Diese 12 Tafeln sind m.M.n. das wichtigste und bedeutsamste Erbe aus der Reformation in der Stuttgarter Schloßkirche. Auf Grund der wechselhaften Geschichte der Kirche haben auch diese Tafeln einen höchst merkwürdigen und bedauernswerten Werdegang hinter sich. Heute hängen sie - von der Öffentlichkeit vollkommen unbeachtet - in schlecht restauriertem Zustand auf der Westempore der Schloßkirche, lieblos und respektlos angebracht.
Ich hoffe, dass im Zuge des Reformationsjahres 2016/17 eine Bewe- gung in Gang kommt, die diesem unrühmlichen Zustand ein Ende setzt.
Andreas Keller
Zur Geschichte
Zwei entscheidende Jahreszahlen sind in der Geschichte der Schloßkirche und ihrer Ausstattung zu nennen: 1820 und 1865. Hierzu nochmals kurz ein Zitat aus dem Kirchenführer:
Nachdem im Jahr 1809 die Hofgottesdienste in die Kirche der Akade-mie hinter dem Neuen Schloss verlegt worden waren, wurde die Schlosskirche nicht mehr benutzt und diente ab 1812 zur Einlagerung der Bibliothek des säkularisierten Klosters Weingarten und nach bau- lichen Veränderungen seit 1820 als Hofapotheke.
Kurz vor seinem Tod fasste König Wilhelm I. den Plan, die Schloss-kirche wieder instandsetzen zu lassen, doch erst sein Sohn, König Karl, konnte die Neugestaltung im Jahr 1865 in die Tat umsetzen. Die Wiedereinweihung erfolgte am 26. November 1865.
Auf Bitten der katholischen Kirchgemeinde Neuhausen a.d.F. erhielt sie 1820 den Altar mit den 12 Stipestafeln und das Crucifix geschenkt. Die 5 Kanzeltafeln verschwanden auf obskure Weise in Privatbesitz...
1865 wurde die Kirchgemeinde Neuhausen "gebeten", den Altar zu- rückzuschenken (was mit einem Tauschgeschäft versüßt wurde), das Crucifix verblieb auf dem Friedhof (bis heute), die Kanzeltafeln wurden aufgefunden und neu verwendet:
da der ehemalige Altar als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde, nahm Alexander Tritschler die 4 Kanzeltafeln mit den Evangelisten und schmückte damit den neuen Altar (theologisch falsch, nur dekorativen Überlegungen folgend), die zentrale Kanzeltafel (Verklärung Jesu) fand einen neuen Platz im Arkadengang - dort wurden auch die 12 Stipes- tafeln, nun in pragmatischer Zerteilung angebracht: 1 - 3 / 4 + 5 / 6 + 7 / 8 / 9 + 10 / 11 + 12 [ursprünglich: 1 - 4 / 5 + 6 / 7 - 10 / 11 + 12].
Literatur
Zur Verdeutlichung der Bedeutung der 12 Steinreliefs sei zunächst auf das Buch von Reinhard Lieske verwiesen:
Protestantische Frömmigkeit im Spiegel der kirchlichen Kunst des Herzogtums Württemberg. Deutscher Kunstverlag.
1973 erschienen als Band 2 der "Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg"
Darin vor allem S. 60 - 66 mit einer eingehenden Darstellung der ehemaligen Kanzel und des ehemaligen Altars. Hier zum Download.
Aus der umfassenden Monographie Die Schloßkirche im Alten Schloß zu Stuttgart - Ein protestantischer Gottesdienstraum der Renaissance im Herzogtum Württemberg. Magisterarbeit am Institut für Kunst-geschichte der Universität Stuttgart. 1999 vorgelegt von Günter Memmert. Seine Betrachtungen zu den 12 Apostel-Steinreliefs hier zum Download.
Im Jahr 2009 erschien in "Schwäbische Heimat" (Heft 4 Okt-Dez) ein großer Aufsatz von Dr. Klaus Thiele: Die Steinreliefs Sem Schlörs in der Stuttgarter Schlosskirche., in welchem er die Vorbilder nachweisen kann, nach denen Sem Schlör gearbeitet haben muss. Auch dieser Text ist hier (weiter unten) vollständig zu finden.
Historische Quellen
Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, dem Staatsarchiv Ludwigsburg und im Pfarramtsarchiv Neuhausen befinden sich Dokumente, die die Schenkung des Altars und des Crucifix 1820 und Rückgabe des Altars 1865 genau beschreiben, ebenso Anweisungen zum ersten Gottes- dienst 1865 u.a.
Mit freundlicher Genehmigung der genannten Insitutionen sind die wichtigsten Dokumenten am Ende dieser Seite zu finden, eine Auswahl auch bei "Alte Aussegnungshalle" Neuhausen.
Danksagung
Verwiesen sei auf die Hauptseite "Schloßkirche", wo ich zu Beginn Personen und Institutionen nenne, denen ich zu großem Dank verpflichtet bin, da sie mir bei der Recherche und Erstellung sehr behilflich gewesen sind.
Hervorzuheben aus der großen Zahl dieser Unterstützer ist jedoch in diesem Kontext Karl Bayer, Vorsitzender des Heimatvereins Neuhausen a.d.F., der in bewundenrswerter Weise die Schriftstücke des 19. Jahrhunderts - in sehr unterschiedlichen Handschriften / alle in Süterlin geschrieben - transkribiert und damit für uns lesbar gemacht hat!
Sem Schlör · ca. 1530 - 1598
Kaum zu glauben: in Wikipedia gibt es bislang (Dezember 2016) keinen Eintrag über Sem Schlör. In der Literatur über die Schloßkirche wird auf seine Biographie kaum eingegangen.
Am ausführlichsten beschreibt Dr. Theodor Demmler in
Studien zur Deutschen Kunstgeschichte 129. Heft
Die Grabdenkmäler
des Württembergischen Fürstenhauses und ihre Meister im XVI. Jahrhundert
erschienen 1910 in Strassburg bei J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel)
ab S. 173 Leben und Werk von Sem Schlör.
Die Beschreibung der frühen Jahre, inklusive der Fertigung der 12 Tafeln für die Schloßkirche kann man hier als Scan aus dem Buch (bis S. 214) im Download nachlesen. Wer am nachfolgenden Text interessiert ist (u.a. werden die Grafenstandbilder in der Stiftskirche Stuttgart beschrieben) möge sich an mich wenden. Nicht erklärlich ist, dass Demmler mit keinem Wort auf die 5 Tafeln der ehemaligen Kanzel (ab 1865 am Altar bzw. im Arkadenumgang) sowie verschiedene Türgestaltungen eingeht.
Im Anhang sind Fotografien abgedruckt, natürlich in äußerst schlechter Qualität (um/vor 1910 !). Auf einer Buchseite (15,5 x 23,6 cm) sind in 3 Reihen die Tafeln 1 - 3, 6 + 7, 8 - 10 zu finden. Bemerkenswert darunter das Foto der Tafel 7 "Das Weltgericht" (Bildgröße 45 x 57 mm): diese Tafel ist nur in einem ganz kleinen Bruchstück überkommen und so wird hier sichtbar, wie sie 1562 komponiert worden war.
Inhalt · Struktur
- 1: Die 12 Tafeln, wie sie heute auf der Westempore angebracht sind
- 2: Die 12 Tafeln, Einzeldarstellungen
- 3: Klaus Thiele, Die Steinreliefs Sem Schlörs in der Stuttgarter Schlosskirche
- 4: Details aus den 12 Tafeln
- 5: Die 12 Tafeln, Frühere Zeugnisse aus dem 20. Jh. (1909/1927 / 1955)
- 6 · ehemaliger Altar - Versuch einer Rekonstruktion
- 7 · Historische Zeugnisse aus den Jahren 1820 und 1865ff
- Impressum
1: Die 12 Tafeln, wie sie heute auf der Westempore angebracht sind
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2: Die 12 Tafeln, Einzeldarstellungen
Zuweisung der Apostel & Darstellungen aus Flyer: Günter Memmert: Die Schlosskirche im Alten Schloss zu Stuttgart
Text des Apostolicums (Teilsatz) und Bilderläuterung bei der Darstellung der Bildvorlagen (Dr. Klaus Thiele) - s.u.
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Der I. Artikel - S. Petrus · Die Schöpfung, Gott erschafft Eva
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Der II. Artikel - S. Jacobus der Ältere · Die Geburt Christi
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Der III. Artikel - S. Johannes · Die Verkündigung an Maria
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Der IIII. Artikel - S. Andreas · Jesus vor Pilatus
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Der V. Artikel - S. Philippus · Höllenfahrt und Auferstehung
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Der VI. Artikel - S. Thomas · Die Himmelfahrt Christi
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Der VII. Artikel - S. Bartholomäus · Das Weltgericht
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Der VIII. Artikel - S. Matthäus · Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten
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Der IX. Artikel - S. Jacobus der Jüngere · Ein protestantischer Gottesdienst
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Der X. Artikel - S. Simon · Taufe Christi
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Der XI. Artikel - S. Thaddäus · Auferstehung der Toten am Weltgericht
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Der XII. Artikel - S. Matthias · Himmel und Hölle
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3: Klaus Thiele, Die Steinreliefs Sem Schlörs in der Stuttgarter Schlosskirche
aus: Schwäbische Heimat – Oktober-Dezember 2009, S. 402 – 416
Die Stuttgarter Schlosskirche, 1558-1562 erbaut, zeichnet sich durch eine ganz besondere Raumform aus: ein polygonaler Chor mit Altar und Kanzel ist der dem Schlosshof abgewandten südlichen Außenwand eines relativ schmalrechteckigen Kirchenschiffs so angefügt, dass ein Quersaal mit einem Chor in der Mitte der Längswand entstanden ist. Von den auf Chor und Altar ausgerichteten drei Emporen gehören wohl nur die zwei an den Schmalseiten mit Sicherheit der Erbauungszeit an, für die längere, dem Chor gegenüberliegende, ist dies nicht hinreichend verbürgt. (1)
Nach einer wechselvollen Geschichte und einer grundlegenden neogotischen Ausstattung 1864/65 sind neben der besonderen Raumform und ihrer Bausubstanz die zwölf Steinmetzreliefs wohl das einzige, was vom ursprünglichen Bestand des Bauwerks bis heute erhalten geblieben ist. Auch ihnen, die man sich ursprünglich auf die Wandung eines Blockaltars gesetzt zu denken hat (2), sieht man an, dass sie ebenfalls vieles erlitten haben, bis sie erst in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts an ihren jetzigen Platz gelangt sind.
Damit und mit der Würdigung und Einordnung dieser Bildreliefs in die protestantische Kirchenkunst hat sich 1973 Reinhard Lieske so maßgeblich und grundlegend beschäftigt, dass man eingangs kaum Besseres tun kann, als ihn ausführlich zu zitieren, um dann abschließend der bisher unbeantworteten Frage nachzugehen, welche Vorlagen der Bildhauer für sein Kunstwerk gehabt haben könnte.
Dazu wird erstmals auf drei Holzschnitte aus Albrecht Dürers Kleiner Holzschnitt-Passion von 1509 /11 und sechs von zwölf bei Arnold Birckmann Erben in Köln 1556 zum Glaubensbekenntnis erschienene Holzschnitte hingewiesen. Weiterhin zeitnah zum Jahr 1562, in dem der Bildhauer Sem Schlör die Reliefs schuf, fanden sich nur noch vier, nach verloren gegangenen und deshalb nicht mehr datierbaren Zeichnungen von Marten de Vos (1532-1603) geschaffene Serien von Stichen, die ihrer Art nach ebenfalls geeignet erscheinen, sie den Stuttgarter Steinreliefs an die Seite zu stellen, um Ähnlichkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten.
Zwölf Artikel des mittelalterlichen Glaubensbekenntnisses in Wort und Bild einzelnen Aposteln zugeordnet
2009, das Jahr des 450-jährigen Jubiläums der Württembergischen Kirchenordnung von 1559 und der Erbauung der Schlosskirche, ist zugleich auch ein würdiger Anlass, die vor 36 Jahren veröffentlichte Arbeit von Reinhard Lieske in Erinnerung zu rufen: Die Tendenz, den allen Christen gemeinsamen Ursprung hervorzuheben, unterstreichen sie [die Sandsteinreliefs] als Altarschmuck [...] in aller Deutlichkeit. Es handelt sich [...] um eine Zwölfzahl einzelner Tafeln. In die richtige Reihenfolge gebracht, bilden sie alle zwölf Artikel ab, in die das Mittelalter das Apostolische Glaubensbekenntnis zu gliedern pflegte. Zwar hatte Luther das traditionelle Einteilungsschema verlassen. Seine Katechismen zählen lediglich drei Hauptstücke des christlichen Glaubens auf, entsprechend den drei Personen der Gottheit und dem besonderen Werk einer jeden Person der Trinität. Doch der im Herzogtum damals offiziell eingeführte Katechismus aus der Feder von Brenz (3) knüpft in diesem Punkte wieder ganz unbefangen an die Überlieferung an. Jeder einzelne Glaubensartikel wird in der Kombination von Wort und Bild vorgetragen. Der Text bedient sich der deutschen Sprache. Jeder einzelnen Inschrift ist der Name eines der zwölf Apostel vorangestellt. Auch dies geht noch auf vorreformatorische Gewohnheit zurück.
Ein Beispiel für solche vorreformatorische Gewohnheiten und deren Änderung unter dem Einfluss der Reformation findet sich im katechetischen Anhang der Epitoma gramaticae una cum praeceptis moralibus ad iuventutem aus den Jahren 1513-1545. (4) In dem eigentlichen Lehrtext u.a. beigefügten Symbolum Apostolorum werden noch 1513 - in den Ausgaben 1520-1545 ist das dann nicht mehr der Fall - den zwölf Abschnitten des Symbolum Apostolorum die Apostelnamen in der Reihenfolge Petrus, Andreas, Jacobus major, Johannes, Thomas, Jacobus minor, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Simon, Judas Thaddäus und Matthias vorangesetzt.
Die fromme Legende dachte sich die Bekenntnissätze von den Aposteln selbst formuliert. Vom Heiligen Geiste gelenkt, habe jeder Apostel einen einzigen Satz beigesteuert, deren Summe dann das vorliegende Credo ergab. Zur Zeit der Reformation war die Echtheit dieser Erzählung freilich schon umstritten, und auch Brenz ging nicht so weit, sie aufs Neue verfechten zu wollen. Seine Version, die Eingang in die Kirchenordnung von 1559 fand, begnügt sich damit, die Kerngedanken des überlieferten Symbols mit der Pfingstpredigt der Apostel im Einklang zu sehen. In der Aufeinanderfolge der Apostelnamen schließt sich diese Reihe, von der Regel abweichend, an Apg. 1,13 an.
Zwölf Altartafeln zum Glaubens-bekenntnis - Wort und biblisches Bild in Stein gemeißelt
In vielem noch in der ikonographischen Tradition des Mittelalters wurzelnd (5), ist mit den zwölf Stuttgarter Sandsteinreliefs eines der wichtigsten Kunstwerke früher protestantischer kirchlicher Kunst erhalten geblieben. Auf zwölf Altartafeln legen sich hier - jedem der zwölf Apostel namentlich zugeordnet und textlich in Stein gemeißelt - die Glaubensinhalte der zwölf Artikel des Symbolum Apostolorum der von Johannes Brenz verfassten Württembergischen Kirchenordnung von 1559 bibelbildlich dargestellt selbst aus. Auf den offensichtlich von vornherein als «Katechismustafeln» gedachten Reliefs wird nicht das Martyrium der Apostel dargestellt, würde dies doch die alleinige Erlösungstat Christi mindern. Vielmehr sollen die Sandsteinreliefs den Betrachter darauf hinweisen, dass unbeschadet des Wahrheitsgehalts der frommen Legende über die Aussendung der Apostel und das bei diesem Anlass von ihnen formulierte Apostolicum, dessen Wortlaut - auch wenn er nicht in der Heiligen Schrift direkt überliefert ist - durch das in der Bibel und ihren Schriften bezeugte Geschehen - sola scriptura - zu einem Text geworden ist, der den in der Bibel überlieferten Worten des Vater Unser und der Zehn Gebote gleichrangig ist.
Dies ist die eigentliche Botschaft der «Stuttgarter Katechismusreliefs», und vielleicht sollten sie - gleich nach dem Augsburger Religionsfrieden - auch noch zum Ausdruck bringen, dass und wie sehr sich die Protestanten auch ohne das Sakrament der Priesterweihe, wiederum sola scriptura, weiterhin unvermindert in «apostolischer Sukzession» sahen.
Nur weil die Apostel in besonderer Weise die Schrift verkörpern, durften sie auch nach der Reformation in protestantischen Kirchen neben den in den biblischen Geschichten des Alten und Neuen Testaments handelnden Personen sowie den Evangelisten und Propheten weiterhin bildlich dargestellt werden. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass Apostel mit und ohne die ihnen schon in vorreformatorischer Zeit zugeordneten Sätze des Symbolum Apostolorum vielleicht sogar vermehrt nach der Reformation in protestantischen Kirchen in Gewölben, an Emporenbrüstungen, an Säulen und Wänden bildlich dargestellt worden sind. (6)
Im Gegensatz zu den sehr häufigen szenischen Darstellungen aus dem Leben der Apostel und des von ihnen erlittenen Martyriums sind inhaltlich auf die zwölf Sätze des Glaubensbekenntnisses bezogene zyklische szenische Darstellungen in vorreformatorischer Zeit eher selten. Dies gilt im Besonderen auch für Kunstwerke in Kirchen. (7)
Nach meiner Kenntnis dürften die zwölf Sandsteinreliefs Sem Schlörs das erste und wohl auch einzige Beispiel einer zyklischen bibelbildlich-szenischen Darstellung zu jedem der zwölf Artikel des Symbolum Apostolorum auf Steinreliefs sein, denen der Name eines Apostels und ein ihm zugeordneter Credo-Satz hinzugefügt sind. Das mag damit zusammenhängen, dass im protestantischen Bereich das Glaubensbekenntnis allgemein nach Luther in drei Artikel eingeteilt wurde und dass dies auch in Württemberg seit 1696 so übernommen wurde. (8)
Grafische Vorlagen: «Icones symboli apostolici» - Albrecht Dürer und nach Maarten de Vos
Es ist das bleibende Verdienst von Hermann Oertel, nachgewiesen zu haben, dass bildliche Darstellungen in protestantischen Kirchen nicht nur auf bestimmten ikonografischen Grundmustern beruhen - dies sollte und wird auch für Sem Schlör zu bedenken sein -, sondern seit der Erfindung des Buchdrucks in der Regel nach grafischen Vorlagen geschaffen worden sind. Deshalb war es reizvoll, nach bisher nicht bekannten Vorlagen zu suchen, von denen angenommen werden kann, dass sie auch ein zwar sehr fähiger, aber dennoch eher handwerklich als schöpferisch einzuordnender Bildhauer wie Sem Schlör benutzt haben dürfte.
Die ältesten szenischen Darstellungen zum Apostolicum mit biblischen Szenen sind Miniaturen im Utrechter Psalter von 830, erst im 13. Jahrhundert finden sie zögernd, sich im 14. und 15. etwas verdichtende und in die Katechismusillustrationen des 16. Jahrhunderts einmündende Nachfolge. (9) Darunter erwiesen sich die Icones symboli apostolici aus dem Jahr 1556 nicht nur wegen ihrer Zeitnähe zur Entstehung der Stuttgarter Sandsteinreliefs von hohem Interesse. (10) Denn es wird im Weiteren nachgewiesen werden können, dass ebenso wie drei Holzschnitte Albrecht Dürers wenigstens vier, vielleicht sechs der zwölf Holzschnitte dieses Druckes - die zum 1., 4., 5., 10., 11. und 12. Artikel - für Sem Schlör Vorlagen gewesen sind. Und ein Vergleich dieser Druckgrafik und der Stuttgarter Reliefs einerseits mit einem Blockbuch von 1460 (11) andererseits offenbart nicht nur ihre Verwurzelung im Mittelalter, sondern auch die Kontinuität der szenischen Darstellung des Glaubensbekenntnisses und der dabei verwendeten ikonografischen Elemente über die Zäsur der Reformation hinweg.
Bei der weiteren Durchsicht der in der Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel vorhandenen Literatur (12) fanden sich in großer Anzahl Grafiken mit zyklischen Darstellungen aller zwölf Apostel - einzeln, in Gruppen, gemeinsam, überwiegend mit dem Attribut des erlittenen
Martyriums, mit oder ohne ihren Namen, mit oder ohne die ihnen zugeordneten Sätze des Glaubensbekenntnisses, häufig auch mit ihrem Namen und dem Satz aus dem Glaubensbekenntnis und sehr häufig auch mit szenischen Darstellungen des von ihnen erlittenen Martyriums.
Aber nur weitere vier, sich sehr ähnelnde grafische Zyklen entsprachen ebenfalls dem Typus, jeden der zwölf Artikel des Symbolum Apostolorum bildlich darzustellen und den jeweiligen Credosatz zu zitieren. (13) Für alle 49 Grafiken dieser vier Serien [A, B, C und D] (14) ist Maarten de Vos (1532-1603) als Entwerfer der Zeichnungen, die heute als verloren gegangen gelten, angegeben. Durch die Angabe 1579 auf dem jeweils zwölften Stich der beiden Serien B und C von Sadeler ist aber nicht nur deren Entstehung datiert, sondern auch der Schluss erlaubt, dass die verloren gegangenen Zeichnungen des Maarten de Vos 1579 schon vorgelegen haben.
Da Maarten de Vos 1562 schon mindestens 32, wenn nicht sogar 37 Jahre alt war, ist es möglich, dass seine Zeichnungen oder weitere heute ebenfalls verloren gegangene oder noch nicht wieder aufgefundene darauf basierende Grafiken 1562 Sem Schlör in Stuttgart bekannt gewesen sein können. Viel wahrscheinlicher ist dies jedoch für die 1556 bei Birckmann in Köln erschienenen Icones symboli apostolici. Denn ihre an sich einfachen Holzschnitte und Erklärungen, die durch den posthum beigefügten Nachdruck des Erasmustextes aus dem Jahr 1533 zusätzlich aufgewertet wurden, dürften vermutlich unmittelbar vor der Auftragsvergabe an Sem Schlör eine auflagenstarke Verbreitung gehabt haben.
Dennoch sollen auch die Grafiken nach den Zeichnungen von de Vos in die weitere Betrachtung einbezogen werden. Als besonders qualitätsvolles Beispiel für diese nicht nur im Reformationsjahrhundert eher seltene Art bildlicher Überlieferung - der Credosatz wird durch eine auf einen Bibeltext bezogene szenische Darstellung ausgelegt - kennzeichnen sie wie die Icones symboli apostolici das ikonografische und reformationsgeschichtliche Umfeld in der Zeit der Konfessionalisierung und Gegenreformation, in der Sem Schlör 1562 die Steinreliefs für den Altar der Stuttgarter Schlosskirche gestaltet hat.
Sem Schlörs szenischbildliche Darstellung der Artikel I bis XII des Glaubensbekenntnisses
Ausgehend von der mittelalterlichen Gliederung des Glaubensbekenntnisses in zwölf Sätze war es damit ein württembergischer Bildhauer, der unter geringfügigen Abänderungen von Holzschnitten aus den Icones symboli apostolici und Albrecht Dürers zugleich die erste protestantische Version einer zwölfteiligen szenisch-bildlichen Darstellung des Glaubensbekenntnisses schuf. Die vergleichende Betrachtung der Stuttgarter Reliefs mit den niederländischen Grafiken wird zeigen, dass die inhaltlichen Aussagen schon 1579 unter dem Einfluss der Gegenreformation in mannigfacher Weise andere waren. Von den vier Grafikserien nach den Zeichnungen des Maarten de Vos sind im Bildteil nicht die querformatigen und früheren Sadelers von 1579, sondern die hochformatigen der Collaerts aus der Zeit um 1620 wiedergegeben. Beide Versionen sind inhaltlich weitgehend gleich und auch in der bildlichen Gestaltung sehr ähnlich.
Artikel I
Beim Stuttgarter Relief zum Artikel I mit der Erschaffung Evas sind die inhaltlichen und den Bildaufbau betreffenden Übereinstimmungen mit dem Holzschnitt der icones symboli apostolici - weiterhin nur noch als Icones bezeichnet - ebenso augenfällig wie mit dem Collaert'sehen Stich. Der Bildhauer konnte dazu wie jeder Grafiker auf ein seit Jahrhunderten überliefertes ikonografisches Muster zurückgreifen.
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Erläuterungen
A: Text auf Relieftafeln: Apostelname / B: Text auf Relieftafeln: Glaubensbekenntnis (19) / C: Glaubensbekenntnis nach der Württembergischen Großen Kirchenordnung (1559) / D: Translation und Erläuterungen zum Bild von Reinhard Lieske (2)
Artikel II
Interessant ist, dass für den II. Artikel die Darstellung der niederländischen Grafiken im Stuttgarter Altarzyklus nicht realisiert wurde. Während die Niederländer dem II. Artikel und an Jesum Christum die Verklärung Christi bildlich zuordnen, geschieht dies am Stuttgarter Altar nicht. Wir wissen aber -auch Lieske weist darauf hin -, dass die Verklärung Christi, die Altes und Neues Testament in besonderer Weise Christus zuordnet, das zentrale Relief an der Brüstung der verloren gegangenen Kanzel war, das rechts und links von Darstellungen der vier Evangelisten flankiert wurde.
Nach dem ersten, Gottvater gewidmeten Relief thematisiert Sem Schlör im Relief zum Artikel II, der sich zu Christus als seinem einigen Sohn unserm Herrn bekennt, die Geburt Christi in enger inhaltlicher - Geburtsszene im Vordergrund, Hirtenfeld darüber im Hintergrund -, aber nicht formaler Anlehnung an den Holzschnitt der Icones. Sadelers Grafik zeigt die Geburt im Vordergrund, die Verkündigung an Maria im linken und die an die Hirten im rechten Hintergrund. Da seine zweite Graphik dem Artikel II und der Verklärung Christi gewidmet war, hatte er die Geburtsszene für den III. Artikel vorgesehen. In bemerkenswerter Übereinstimmung mit den Icones ist dagegen auch bei Sem Schlör die Darstellung von der Menschwerdung Christi das erste der Reliefs zu den Artikeln II-VII über den Sohn.
Artikel III
Wie die Icones und Collaert - von de Vos muss es demnach eine Zeichnung für die Verkündigung und eine mit der Geburtsszene gegeben haben - stellt auch das Stuttgarter Relief das empfangen vom Heiligen Geist und geboren von der Jungfrau Maria des III. Artikels durch eine dem traditionellen Grundmuster entsprechende Verkündigungsszene dar, die Sem Schlör nach der Dürers in der Kleinen Holzschnitt-Passion von 1509 geschaffen haben dürfte.
Artikel IV
Das Relief zum Artikel IV ist nur noch ein Torso, dennoch von besonderem Interesse, denn im Unterschied zu den niederländischen Stichen - bei Collaert wie allgemein üblich der Crucifixus vor der Grablegung im Hintergrund - stellt Sem Schlör die Handwaschung des Pilatus und die Wegführung Christi nach Golgatha in einer Rückenszene dar, die der Dürers in der Kleinen Holz-Schnittpassion sehr ähnlich ist. Im Hintergrund des beschädigten Stuttgarter Reliefs soll die Richtstätte erkennbar gewesen sein. Das gleiche ist in den Icones thematisiert, nur seitenverkehrt, und Christus wird frontal nach vorn links abgeführt. Mit der Darstellung des gelitten unter Pontius Pilatus nach Dürer und der Hinzufügung des Golgatha-Hügels als Hintergrundszene wie in den Icones hat sich Sem Schlör zudem an die Reihenfolge des im IV. Artikel Berichteten gehalten.
Artikel V
Artikel V bis VIII: Vom Reich des Todes bis Pfingsten -Marienverehrung im frühen Protestantismus
Auch das Relief zum Artikel V ist nach Dürer. Dafür spricht der gemauerte Hölleneingang, die Dreizahl der schon der Hölle entstiegenen Personen und ihre Anordnung und Gestik, es sind Adam und Eva und der gute Schächer. Seitenverkehrt findet sich dies sehr ähnlich auf dem Holzschnitt der Icones. In Anlehnung daran stellt auch Sem Schlör die Auferstehung als Hintergrundhandlung dar, ebenso Collaert, nur dass dort eine dritte schon gerettete Person fehlt und der Höllenschlund keine gemauerte Öffnung, sondern eine Höhle ist.
A: DER V A······ · ·······U· [Philippus]
B: ·IDERGEST····N ZV DER HELLE A· ····TEN TAG W····· AVFERST····· | ··· ··· ·····
C: «Ist abgestigen zu der Helle / am dritten Tage wider aufferstanden von den Todten»
D: «niedergefahren zur Hölle, am dritten Tag wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel»
Artikel VI
Das Relief zum Artikel VI entspricht inhaltlich und im Bildaufbau bis in die Einzelheiten dagegen dem Stich Collaerts. Das mag daran liegen, dass Schlör und Collaert das aufgefahren gen Himmel und die zween Männer in weißen Kitteln nach der Apg. 1,10 wichtiger waren als das sitzend zur Rechten [...]. Im Vordergrund blicken elf von der himmlischen Vision ergriffene Jünger aufwärts. Die beiden im Vordergrund knienden Apostel könnten sich aus der Kleinen Holzschnitt-Passion Dürers herleiten. Maria ist eine nicht der «Schrift» gemäße Zutat
Artikel VII
Vom Relief zum Artikel VII von dort wird er kommen [...] existiert nur noch ein sehr kleines Fragment. Darauf sind Anbetende zu erkennen, die sehr denen auf der Graphik Collaerts ähneln. Das Attribut Christi, die aus seinem Mund sprießende, den Guten zugedachte Lilie, ist dagegen ebenso wie auf dem Icones-Holzschnitt eine Ikonografie, die auch Dürer in der Kleinen Holzschnitt-Passion verwendet hat.
Artikel VIII
In Sem Schlörs Relief zum Artikel VIII über den Heiligen Geist sind um Maria elf Jünger versammelt, im Renaissance-Kirchenraum der Icones - nur auf diesem Holzschnitt fehlt die Taube - wie auch auf den niederländischen Grafiken sind es zwölf bis vierzehn. Sem Schlörs damit inhaltlich übereinstimmender, besonders eindrucksvoller Bildaufbau erinnert an den in Lutherkatechismen. (15) Eng drängt der Bildhauer die elf Apostel bei der Ausgießung des Heiligen Geistes um Maria zusammen, ein Hinweis auf die große Verehrung, die Maria im frühen Protestantismus entgegengebracht wurde. Ein vor ihrer mütterlichen Gestalt kniender Apostel, das Maßwerk eines Kirchenfensters und die Taube des Heiligen Geistes darüber sind zugleich die Mittelachse einer Kapellenwand, die Zeichen der Romanik, Spätgotik und Renaissance vereint und in deren zeitloses Umfeld die um Maria zusammengedrängte Menschengruppe - auch darstellungstechnisch - wie hineingesetzt erscheint.
A: DER VIII ARTIC S MAT·····
B: ICH GLAVB AN DEN HEILIGEN GAIST
CONDITIT HANG ARAM STAT VARIVS ARTE POLITAM SEM SCHLOER IMPENSAS PRINCIPE DANTE SVAS
[Diesen Altar, mit Kunst gestaltet, hat der Bildhauer Sem Schloer geschaffen; der Fürst hat die Kosten erstattet] (20).
C: «Ich glaub in den heiligen Geist»
D: «Ich glaube an den Heiligen Geist»
Artikel IX
Artikel IX bis XII: Befreiung von Sünde und Gewissheit des ewigen Lebens
Nochmals in einen Kirchenraum versetzt uns das Relief zum Artikel IX, in dem es um den Glauben an die heilige christliche Kirche und die Gemeinschaft der Heiligen geht. Eine Gemeinde sitzt und steht vor einem Prediger auf der Kanzel an der rechten Wand eines Chorraums und einem zweiten Geistlichen, der an der Seite eines Altars das Abendmahl vorbereitet. Mit dem Kreuzaltar, auf dem eine Hostiendose das Altarsakrament und ein Buch «Gottes Wort» symbolisieren und der Kanzel zur Rechten, von der das «Wort» ausgelegt wird, stellt der Bildhauer Altar und Kanzel als Hauptstücke eines Raums dar, in dem erst Predigt und Abendmahl eine christliche Gemeinschaft entstehen lassen - die heilige christliche Kirche.
Auf dem Holzschnitt der Icones sehen wir seitenverkehrt - aber nur fast - das Gleiche, denn, da im Hintergrund vor dem Kreuzaltar, auf dem nur zwei Kerzen stehen, kein zweiter Geistlicher dargestellt ist, steht durch den prominenten Prediger auf der Kanzel zur Linken das Predigen wesentlich mehr im Vordergrund als auf dem Stuttgarter Relief. Thematisch und im Bildaufbau ähnlich ist das Relief auch einem Holzschnitt zum Abendmahl aus dem Enchiridion-Katechismus Martin Luthers, Augsburg 1542. (16) Ganz anders ist die Ikonografie der niederländischen Grafiken. Wenn auch unklar bleibt, ob es sich bei der Hintergrundhandlung in der Vorhalle einer Basilika um die Austeilung des Abendmahls oder um eine Messe handelt, ist dagegen umso eindeutiger, dass die Apostel Petrus und Paulus, Güter und Geld einsammelnd und verteilend, die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen verkörpern. Als gute Werke beherrschen Münzen in Säcken und Kassetten den Vordergrund dieser Darstellung der christlichen Urgemeinde nach Apg. 4, 32-37.
A: D·· ·· ······· · ····· ··· ·····[Der IX Artikel S Jacob der klein]
B: ICH G···· ·· ··· ···LIGE ·····TLICHE KIR··· ··· ···AINSCHAFFT DER ····GEN
C: «Ein heilige Christliche Kirchen / die Gemeinschaft der Heiligen»
D: «eine heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen»
JACOBUS DER KLEINERE (JÜNGERE)
«Das Innere eines Kirchenraumes ist abgebildet, in dem sich der protestantische Gottesdienst vollzieht. Anordnung von Altar und Kanzel lassen die Vermutung aufkommen, dass es sich um eine zeitgenössische Innenansicht der Schlosskirche selbst handeln soll, in der dieses Relief zu finden war. Der Altar steht hier freilich im Mittelpunkt eines angedeuteten kleinen Chores, nicht vor denselben gerückt, und die Kanzel hängt an einer seiner Seitenwände.»
Artikel X
Auch zum Artikel X, in dem es um die Vergebung der Sünden geht, ist in den niederländischen Stichen geradezu theatralisch dargestellt, wie Petrus mit ausladenden Gesten im Sinne des Credo remissionem peccatorum Sünder von ihren Sünden losspricht. Aus protestantischer Sicht aber ist die Erlösung von den Sünden alleiniges Verdienst des Märtyrertodes Christi am Kreuz und bedarf keiner weiteren Vermittler. In der Württembergischen Kirchenordnung von 1559 steht dazu geschrieben: Wir glauben auch und bekennen / das der Tauff sey das Meer / in welches Tiefe / wie der Prophet sagt / der HERR alle unser Sünde versencke / und vergebe sie von wegen seines Sons Christi / durch Glauben. (17) Eine theologische Aussage, die Sem Schlör mit einer Darstellung der Taufe Christi bildlich nachvollzogen hat. Da nach meiner Kenntnis nur der Holzschnitt der Icones die Vergebung der Sünden in der gleichen, seltenen und ungewöhnlichen Weise bildlich darstellt, möchte man annehmen, dass der Bildhauer die inhaltliche Aussage und den Bildaufbau, wenn auch seitenverkehrt, daraus übernommen hat, die Ausführung der modisch gekleideten Gestalten des Engels und auch der des auf dem Relief knienden Täufers auf einer anderen noch unbekannten Vorlage beruht.
Artikel XI
Ohne Vorbehalt darf man die Icones als Vorlagen für die beiden letzten Reliefs bezeichnen. Während Collaert die Auferstehung des Fleisches im Artikel XI durch die Vision des Propheten Hesekiel im Tal des Todes versinnbildlicht, sind in Sem Schlörs Relief alle ikonografischen Elemente des Icones-Holzschnitts nachweisbar. In gleicher Weise thematisiert es mit großen Engeln und mächtigen Posaunen den Jüngsten Tag nach der Offenbarung und die Ankündigung des Gerichts nach Johannes 5; 21, 28 u. 29: (21.) Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, die werden leben. (28.) Denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören (29.) und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.
Zu den Füßen der Engel liegen erschrocken zusammengebrochene Menschen, auf dem Relief sind ein König und ein Krieger zu erkennen; sind es die, die Übles getan haben? Auch auf dem Relief laufen zwei Menschen mit erhobenen Händen auf einen von einer Mauer umgebenen Friedhof mit einer Kirche zu, auf dem sich bereits die Gräber öffnen. Die Icones zeigen in den Wolken darüber nochmals zwei Engel mit Posaunen, auf dem Relief ist nur ein Engel zu erkennen. Und ein weiterer neutestamentlicher Bezug auf Christus drängt sich auf. Denn in der Stunde seines Todes auf Golgatha taten sich auf die Gräber und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung [...]: Es ist die Todesstunde Christi allein, die dem Menschen die Auferstehung möglich macht und den Tod besiegt.
Artikel XII
Auch das letzte Relief zum Artikel XII - dem ewigen Leben gewidmet - weist keine Übereinstimmungen mit den niederländischen Grafiken auf, die in flammendem himmlischem Licht den Hügel des Lamms im Zentrum des Neuen Jerusalems nach der Offenbarung 21, 10-27 zeigen, darüber die Taube des Heiligen Geistes und Gottvater im Wolkenkranz. Davor führt Christus als Guter Hirte zwölf Schafe vor die Tore der Ewigen Stadt. Das letzte der Stuttgarter Reliefs stellt dagegen den Kreis der 24 Ältesten um den Thron der Majestät und der Herrlichkeit nach dem vierten Kapitel der Offenbarung dar. Auf dem Thron sitzen in der Stuttgarter Schlosskirche aber nicht einer, sondern zwei: Jesus zur rechten Gottes - wiederum fällt die Herausstellung des Sohnes auf. Mit zwei Abweichungen hielt sich Sem Schlör dabei an die Icones. In Befolgung des biblischen Textes ergänzte er zunächst den Halbkreis des Holzschnitts wieder zu einem vollständigen Kreis. Wesentlicher ist jedoch, dass er die spätmittelalterliche Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit der Icones durch den Thron der zwei, des Vaters und des Sohnes - vielleicht gab es darüber auch eine Taube -, ersetzte.
Ansonsten richtete sich Sem Schlör sehr genau nach dem Holzschnitt. Er übernahm unter dem Wolkenkranz links die Sonne und rechts die Mondsichel und ebenso die tierischen Wesen, die Sünder mit einer Schubkarre an den Höllenpfuhl bringen oder schleifen und tragen. Dies ist nicht die «frohe Botschaft» vom Guten Hirten, sondern die Warnung an die so dem Evangelio nicht glauben / und diese werden verdampt gesprochen [...]. Welcher aber on Christo abscheidet / der geht in die ewige Finsternuß (16) Wenn auch die Protestanten das Fegefeuer ablehnten, so war der Glaube an Teufel und Hölle umso ungebrochener, und deshalb weist das letzte der zwölf Stuttgarter Reliefs in abschreckender und drastischer Weise darauf hin.
A: DER XII ARTIC S ···HIAS
B: ··D EIN EWIGES LEBEN AMEN
C: «Und ein ewiges Leben»
D: «und ein ewiges Leben.»
MATHIAS
«Auf einem doppelsitzigen Thron sieht man nebeneinander Gott-Vater und Christus. Um sie herum schlingt sich der Kreis der 24 Ältesten, die mit Harfen in den Händen ihr ewiges Loblied singen. Im Erdboden unterhalb tut sich ein weites Loch auf, in das Teufel die Verdammten hineinschleppen oder karren.»
Sem Schlörs Reliefs dienen bewusst der Ausbreitung des Glaubens
Das den Zyklus abschließende Relief führt nochmals eindrücklich vor Augen: Das Glaubensbekenntnis war zu allen Zeiten ein schwieriger Text, für die darstellenden Künstler im Spannungsfeld zwischen Reformation, Konfessionalisierung und Gegenreformation ebenso wie für denjenigen, der heute nach den von ihnen vor mehr als vier Jahrhunderten benutzten Vorlagen sucht, für Konfirmanden wie Erwachsene und deshalb auch für die Pfarrer - bis heute. Denn die Worte des Credo sind ein weites Feld des Glaubens, aber auch des Zweifels und Ärgernisses, in das Wort- und Sinnklauber, Darwinisten und Kreationisten - Klüglinge hätte sie Martin Luther allesamt genannt, Fundamentalisten würden wir heute sagen - von allen Seiten her einfallen, um ebenso einträchtig wie verheerend darin zu grasen.
Katechismustafeln und biblia pauperum in Stein zugleich, damit legen Sem Schlörs Reliefs und das Umfeld ihrer grafischen Vorlagen Zeugnis davon ab, dass das 16. Jahrhundert der bildlichen Darstellung des christlichen Bekenntnistextes nicht aus dem Wege gegangen ist, sondern Bilder zu diesem Thema bewusst zur Verbreitung des Glaubens eingesetzt hat.
Die bisher ungeklärte Frage, welche grafischen Vorlagen dem Bildhauer Sem Schlör dabei zur Verfügung standen, konnte mit dem Hinweis auf Holzschnitte von Albrecht Dürer und aus den 1556 bei Arnold Birckmann Erben erschienenen Icones symboli apostolici ein wesentliches Stück weit beantwortet werden. Die nur zwei bis fünf Jahrzehnte späteren Grafiken der Niederländer Jan Sadeler von 1579 und der Collaerts um 1620 - beide nach verloren gegangenen und deshalb nicht datierbaren Zeichnungen des Maarten de Vos - waren dabei zusätzliche Beispiele schon aus dem Zeitalter der Gegenreformation, um das ikonografische und reformationsgeschichtliche Umfeld des Stuttgarter Kunstwerks darzustellen. Zu diesem Umfeld gehört auch die von Maarten de Vos 1569 geschaffene kostbare und reichhaltige Ausstattung der protestantischen Schlosskirche in Celle.
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* Dr. Klaus und Liselotte Thiele haben diese Untersuchung ihrem Enkel Manuel Thiele im Mai 2008 zur Konfirmation gewidmet
Anmerkungen
1 Dieter Großmann: Die Bedeutung der Schlosskirchen für den protestantischen Kirchenbau, in: Renaissance in Nord-Mittel-Europa (Schriften des Weserrenaissance-Museums, Schloss Brake, Bd. 4), München Berlin 1991, S. 132f. - Clemens Jöckle: Überlegungen zu einer Typologie evangelischer Schlosskirchen des 16. Jahrhunderts, in: Klaus Raschzok und Rainer Sörries (Hg.): Die Geschichte des protestantischen Kirchenbaus, Erlangen 1994, S. 44f.- Helmuth Meißner: Maßnahmen zum Bau und zur Einrichtung evangelischer Kirchen im Markgraftum Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth ..., in: ebd., S. 233-242.
2 Reinhard Lieske: Protestantische Frömmigkeit im Spiegel der kirchlichen Kunst des Herzogtums Württemberg, Deutscher Kunstverlag 1973, S. 60-66. Lieske fährt nach diesem Zitat fort: Der Kanzel [auch diese, ursprüngliche, gibt es heute ebenso wie den ursprünglichen Altar nicht mehr] hatte man die Reliefs der vier Evangelisten zugeordnet. Auf einer fünften, ehemals der Kanzel zugehörigen Tafel sieht man die Verklärung Jesu dargestellt. Demütig knien Elia und Mose vor der Gestalt des verherrlichten Gottessohnes. Petrus, Jacobus und Johannes wenden, vom Glanz geblendet, ihre Angesichter ab.
3 Zum zwölfteiligen Glaubensbekenntnis nach der Württembergischen Kirchenordnung von 1559 siehe: Alfred Znall, Gerhard Schäfer: Württembergische Große Kirchenordnung 1559, Tübingen 1559, Faksimiledruck, Stuttgart 1968, S. Lxiiii(v)f. Sowie weiterhin: Heilsame und nützliche Erklärung des Ehrwürdigen Herren Johannis Brentii über den Catechismus, allen Christlichen Hausvätern zugefallen verdeutscht [...] durch Hartmann Beyer, Drucker: Peter Braubach, Frankfurt am Main 1552 u. 1554, Johann vom Berg & Ulrich Neuber, Nürnberg 1554; Catechismus Johannis Brentii Deudsch, Drucker: Peter Seitz, Wittenberg 1554 und Catechismus Johannis Brentii Deudsch, Hans Kraft der Ältere, Vitebergae 1563. In diesen fünf in der HAB Wolfenbüttel vorhandenen deutschsprachigen Katechismen des Johann Brenz wird zur Taufe ebenfalls das Glaubensbekenntnis in zwölf Punkten abgefragt, in acht weiteren in der HAB Wolfenbüttel vorhandenen lateinischen Catechismus pia et utile explicatone illustratus von Johannis Brenz, Frankfurt 1551, Wittenberg 1552, Frankfurt 1552, Wittenberg 1553, Wittenberg 1553, Leipzig 1555, Wittenberg 1561 und 1570 ist das nicht der Fall. Hier wird an gleicher Stelle das Glaubensbekenntnis nach drei Artikeln abgefragt. Bilder sind bis auf (meist kleine) Titelholzschnitte und den Crucifixus auf Seite 3 selten, nur zwei der deutschsprachigen Katechismen enthalten im Zusammenhang mit dem zwölfpunktigen Tauf-Apostolicum einmal drei und einmal vier Holzschnitte nach der Art der auch in den Luther-Katechismen jedem der drei Artikel üblicherweise zugeteilten (Gott als Schöpfer der Welt und (oder) der Menschen, den Crucifixus und die Ausgießung des Heiligen Geistes). Zwölf Holzschnitte zum Apostolicum waren in keinem der genannten Katechismen nachweisbar, auch nicht in der Bilddatei der 171 Luther-Katechismen der HAB Wolfenbüttel.
4 Ferdinand Cohrs: Die evangelischen Katechismusversuche vor Martin Luthers Enchiridion, Johannes Pinicianus: Epitoma gramaticae una cum praeceptis moralibus ad iuventutem, Siluanus Othmar, Augsburg 1513-1545, in: K. v. Kehrbach (Hg.): Monumenta Germanica Paedagocica XXII-XXIII, Bd. III, Berlin 1901.
5 Helga Hoffmann, Weimar, danke ich für den Hinweis, dass drei der Reliefs nach Holzschnitten von Albrecht Dürer zur Verkündigung, Handwaschung und Höllenfahrt in der Kleinen Holzschnitt-Passion von 1509/11 gearbeitet sind, dass die meisten in den Reliefs dargestellten Themen jahrhundertelang in einer bildkompositorischen Tradition stehen und für freundliche kritische Durchsicht meines Textes.
6 Dem Thema des Credo und seiner bildlichen Darstellungen widmet sich schon seit Jahren Prof. Dr. Ryszard Knapinski, Lehrstuhl für kirchliche Kunst an der Katholischen Hochschule Lublin, Polen. Dem ständigen Gedankenaustausch im Rahmen seines Forschungsprojekts FIDES EX VISU verdanke ich die gedankliche Anregung zur Beschäftigung mit dieser Thematik.
7 Heinz-Dietrich Groß: Dom und Domhof Ratzeburg (Die Blauen Bücher), Königstein im Taunus, 5. Auflage 1969, S. 70.
8 Siehe dazu auch Lieske 1973, wie Anm. 2, S. 66f., 100-105. - Auch an der Kanzel der Wolfenbütteler Hauptkirche von 1619 sind den Aposteln szenische Darstellungen zugeordnet, der Credosatz fehlt aber. Siehe dazu: Wolfgang Kelsch/Wolfgang Lange: Sprache der Bilder. Die Kanzel der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel, Wolfenbüttel 1991.
9 Siehe dazu Gertrud Schiller: Ikonographie der christlichen Kunst, Bd. 4,1, Gütersloh 1988, S. 137-146 und Abb. 327-356. Siehe dazu auch Anm. 15 u. 2. - Christiane Möller: Jacob Cornelisz van Oostsanen und Doen Pietersz [...] in Niederlande, Studien Bd. 34, Waxmann 2005, S. 147-152, Abb. 95-110 und Klapptafeln, sowie Ryszard Knapinski: Die Ikonographie des Apostels Jacobus, in: Klaus Herbers und Robert Plötz (Hg.): Der Jakobuskult in «Kunst» und «Literatur» (= Jakobusstudien 9), Tübingen 1998, S. 41-43.
10 Icones symboli//aposto=//lici, cum brevi et vtili/ /earundem explanatione/ /ex sacris literis congesta/ /per quendam Sacrae Scripturae//candidatum.//HIS ADIECIMUS//Catechisinum, id est Symboli Apostolorum, Decalo= / / gi praeceptorum & Orationis dominae ex / / planationem, per Des. Erasinum/ /Roterodanum./ /Coloniae Agrippinae / / Apud haeredes Arnoldi Birckmanni/ /Anno 1556. Typis (Drucker) Ioannis Batthenij. (Übersetzung: Bilder des Symbolum Apostolicum mit kurzer und zugleich nützlicher Erklärung aus den Heiligen Schriften zusammengestellt von einem nicht näher bekannten Kandidaten der Heiligen Schrift. Dem fügen wir hinzu den Catechismus nach der Erklärung zum Symbolum Apostolorum, zu den Zehn Geboten und dem Gebet des Herren durch Des. Erasinum Roteradanum.) Das letztere ist ein Nachdruck der 1533 bei Froben erschienenen Explanatio Symboli quod Apostolorum dicitur ..., siehe dazu: Opera omnia Desiderii Erasmi Roterodami, Bd. 5/1, Amsterdam 1977. - G. Schiller 1988 (wie Anm. 9): S. 145 (dort zitiert als Brinkmann, Köln 1557 und rechnet die Bildauswahl hierzu dem persönlichen Einfluß des Ernsmus zu, u. S. 319. - Knapinski 1998 (wie Anm. 9): S. 43 und Ryszard Knapinski: Die Ikonographie des Credo (Symbolum Apostolorum) dargestellt durch das Kollegium der Apostel in der Geschichte der europäischen Kunst, in: Convegno dei catechisti della diocesi di Roma, 26.1.2008, (Internet): auch Erasmus von Rotterdam ging diesen Weg. In der Regel sind die Autoren der Abbildungen anonym.
11 Kristeller, Paul (Hg.): Symbolum apostolicum, Blockbuch-Unicum der K. Hof- und Staatsbibliothek zu München [von 1460], Berlin, 1917 (= Schriftenreihe, Veröffentlichungen/ Graphische Gesellschaft, 23).
12 Die HAB Wolfenbüttel verfügt über alle unter dem Namen «Hollstein» und «Bartsch» geläufigen Werke.
13 Serie A: Hollstein, Band 16, Maarten de Vos, S. 38-41, Abb. 859-870,1 und 870a, Textband S. 186-189; Serie B: Hollstein, Band 16, Maarten de Vos, S. 41-47, Abb. 871-882, Textband S. 189-190; Serie C: Bartsch, Band 70/2. Johann Sadeler I, Abaris Books 2001, S. 83-100, Abb. 286-297; Serie D: New Hollstein, Collaert Dynasty III, S. 242-251, Abb. 724-736. Sie ist bis auf das fehlende 2. Schöpfungsbild identisch mit Serie A.
14 Die Serien A und D sind bis auf ein zusätzliches zweites Bild zum 1. Artikel in Serie A, in dem alle Darstellungen Gottvaters durch einen Nimbus ersetzt sind, bildlich gleich. Thematisch unterschiedlich sind die Darstellungen zum 3. Artikel (s.o.) und zum 4. Artikel, zu dem die Collaerts den Crucifixus und Sadeler die Beweinung darstellen. Nach den sich gleichenden Titelbildern der Serien A und D sind die Stiche von Hadrianus Collardus (Adrian Collaert) in Lucem edita. Unter Berücksichtigung der Nennung des Stechers auf jedem der Stiche in den Serien A und D, neben Adrian wird auch Ioan Collaert genannt, darf man nur die Stiche zu den Artikeln 1, 5, 7, 8, 9, 10, 11 und 12 beider Serien jeweils als identisch bezeichnen. Der Herausgeber dürfte aber in jedem Falle Adrian Collaert gewesen sein. Die jeweiligen Stiche der Serien B und C sind identisch. Als Stecher und Herausgeber wird für beide Serien Jan Sadeler (1550-1600) genannt. Auf dem Stich zum zwölften Artikel findet sich 1579 Joannes sadeler fecit et excudit. Die Serie B ist erst posthum von Thomas de Leu in Lucca herausgeben. Die Collaert'sche Version wie in den Serien A und D wurden ebenfalls von Dominicus Custos aus Antwerpen 1584-1607 in Augsburg herausgegeben. Herzog Anton Ulrichmuseum, Braunschweig, Sig. http://k.k.haum-bs/?id = d-custos-ab 3-0053 [bis 0064].
15 In fünf Luther-Katechismen 1535-1543 und dem Augsburger Enchiridion 1542 mit je 22-26 Abb. gibt es Holzschnitte zum Heiligen Geist, dem Artikel III der Luther-Katechismen, sowie zur Predigt, dem Abendmahl und zur Taufe Christi, die den Stuttgarter Reliefs zu den Artikel VIII, IX und X in den Bildkompositionen sehr ähneln. Bereits G. Schiller (vgl. Anm. 9, S. 144) hat darauf hingewiesen, dass sich die Reliefs von Sem Schlör, die ihr unzugänglich waren, an die Katechismus-Illustrationen der Reformation anschließen.
16 Siehe Anm. 15.
17 Alfred Znall / Gerhard Schäfer: Württembergische Große Kirchenordnung 1559, Tübingen 1559, Faksimiledruck, Stuttgart 1968, S. IX verso.
18 Siehe Anm. 17, S. XXXI recto.
19 Die Kenntnis des eingemeißelten, heute nicht mehr vollständig lesbaren Textes stützt sich auf die einzige mir bekannt gewordene Seite aus der Magisterarbeit, die Günther Memmert 1999 am Institut für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart unter dem Titel Die Schlosskirche zu Stuttgart (...) vorgelegt hat.
20 Die Übersetzung verdanke ich den in Sonderforschungsbereichen der HAB Wolfenbüttel tätigen Drs. Patrizia Carmassi und Bertram Lesser.
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4: Details aus den 12 Tafeln
Bewundernswert sind die vielen Details in den Darstellungen.
Nachfolgend eine Auswahl (Diashow) mit jeweils dem Hinweis, auf welcher Tafel das Detail zu finden ist.
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5: Die 12 Tafeln, Frühere Zeugnisse aus dem 20. Jh. (1909/1927 / 1955)
Im Landesmedienzentrum Baden-Württemberg befinden sich drei Fotos aus dem Jahr 1927. Auf diesen werden die Tafeln 1 - 3, 9 + 10, 11 + 12 gezeigt. Nachfolgend aufgetrennt als Einzelbilder - daran kann man den Zerfall im Verlauf von gut 100 Jahren (1820 - 1927 | Friedhof Neuhausen + Arkaden- umgang Altes Schloß Stuttgart) erkennen.
In "Studien zur deutschen Kunstgeschichte 129. Heft - Die Grabdenkmäler des Württembergischen Fürstenhauses und ihre Meister im XVI. Jahrhundert von Dr. Theodor Demmler" - erschienen 1910 ! - fand ich Fotografien der Tafeln 1 - 3, 6 + 7, 8 - 10, die einen meist schlechteren Zustand dokumentieren, als die Fotos aus dem Jahr 1927 mit einer gewichtigen Ausnahme: die im Krieg fast komplett zerstörte Tafel 7 ist hier abgebildet!
Zum Vergleich schließlich noch die Fotos der Tafeln aus dem Jahr 1955 - vor der Restaurierung, auf denen die ganze Zerstörung - vor allem kriegs- bedingt 1944/45 - sichtbar wird.
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6 · ehemaliger Altar - Versuch einer Rekonstruktion
Lt. Memmert 1999 maß der ehemalige Altar der Schloßkirche ca. 228 x 114 cm (breit / tief - und 114 cm hoch). Über Altarfuß und Tisch ist nichts ausgesagt. Die 12 Reliefs waren an den vier Seiten angebracht: 1 - 4 | 5 + 6 | 7 - 10 | 11 + 12.
Dies habe ich versucht, digital zu rekonstruieren, indem ich zunächst die Tafeln aus heutiger Ordnung in die originale zurückgeführt und den Relieftafeln 1 - 3 / 9 + 10 sowie 11 + 12 die Fotos aus dem Jahr 1927 unterlegt - Tafel 7 mit einem Foto vor 1910 - und die nur mit "blanker Fläche" restaurierten Stellen geöffnet habe, So wird s-w angedeutet, wie die Tafel vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg ausgesehen haben könnte.
Zu meinem großen Bedauern konnte ich bislang weitere Fotos aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg - analog zu denen aus 1927 - der Tafeln 4 + 5 nicht finden; bin aber weiterhin auf der Suche in verschiedenen Archiven.
Nachfolgend zunächst die vier Seiten, danach räumliche Ansichten.
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Altar-Rekonstruktion mit fiktivem Tisch und Fuß. Auf dem Boden der Schloßkirche. Sechs Ansichten, mit der Vorderseite (Tafeln 1 - 4) beginnend, Umsicht gegen den Uhrzeigersinn in zwei Darstellungen:
zunächst als Diashow (Klick auf Button startet diese)
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darunter als Leuchttisch: Klick ins Bild vergrößert und startet Navigation
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Ansicht 1: Vorderseite mit Tafeln 1 - 4 [Linke Stirnseite 11 + 12]
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Ansicht 2: Rechte Stirnseite mit Tafeln 5 + 6 [Vorderseite 1 - 4]
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Ansicht 3: Rechte Stirnseite mit Tafeln 5 + 6 [Rückseite 7 - 10]
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Ansicht 4: Rückseite mit Tafeln 7 - 10 [Rechte Stirnseite 5 + 6]
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Ansicht 5: Linke Stirnseite mit Tafeln 11 + 12 [Rückseite 7 - 10]
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Ansicht 6: Linke Stirnseite mit Tafeln 11 + 12 [Vorderseite 1 - 4]
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7 · Historische Zeugnisse aus den Jahren 1820 und 1865ff
Die nachfolgend gezeigten Dokumente befinden sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Staatsarchiv Ludwigsburg und Pfarramtsarchiv der Kirchgemeinde St. Peter und Paul, Neuhausen a.d.F. - Transkriptionen (aus Süterlin) von Karl Bayer - noch nicht transkribierte Dokumente sind ausgeblendet.
Übersicht und genaue Quellenangaben:
Pfarramtsarchiv Neuhausen a.d.F.
PAN
Staatsarchiv Ludwigsburg
StL E 21 Bü 148 / Archivischer Identifikator: 2-463105
==> Genaue Quellenangaben (pdf zum Download) · Permalink
StL E 21 Bü 150 / Archivischer Identifikator: 2-463107
==> Genaue Quellenangaben (pdf zum Download) · Permalink
Datum |
Transkribiert |
---|---|
18.06.1820 |
Oktober 2016 |
27.05.1865 |
Oktober 2016 |
Datum |
Transkribiert |
---|---|
18.04.1820 |
Oktober 2016 |
18.05.1820 |
Oktober 2016 |
23.05.1820 |
Oktober 2016 |
05.11.1865 |
Januar 2017 |
22.11.1865 |
Januar 2017 |
26.11.1865 |
Januar 2017 |
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
HStA E 14 Bü 186 / Archivischer Identifikator: 1-675356
==> Genaue Quellenangaben (pdf zum Download) · Permalink
Datum |
Transkribiert |
---|---|
12.02.1865 |
31.10.2016 |
31.03.1865 |
31.10.1865 |
04.05.1865 |
November 2016 |
08.05.1865 |
Oktober 2016 |
09.05.1865 |
November 2016 |
13.06.1865 |
Oktober 2016 |
14.06.1865 |
Oktober 2016 |
19.10.1865 |
31.10.2016 |
20.10.1865 |
November 2016 |
24.10.1865 |
31.10.2016 |
31.10.1865 |
31.10.2016 |
02.11.1865 |
31.10.2016 |
20.03.1866 |
31.10.2016 |
15.05.1869 |
31.10.2016 |
18.05.1869 |
31.10.2016 |
1820
18.04.1820
Da seine königliche Majestät ver- | möge höchsten Dekrets vom 16. dieses | die unter Zustimmung des k. Oberhof- | meisteramtes in Antrag gebrachten Bau- | Einrichtungen zum Gesuch der Verlegung | der Hofapotheke in dem alten Schlosse | genehmigt haben: so gibt sich die unter- | zeichnete Stelle die Ehre, des k. Oberst- | hofmeisteramt hievon mit der Bitte | zu benachrichtigen, der Schloßverwaltung | wegen der Räumung des für die Hofapotheke bestimmten | Lokal von den darin | befindlichen Meublen und Effekten die | erforderliche Weisung gefälligst zu ertheilen, | damit das Bauwesen baldmöglichst ange- | fangen werden kann. | Sich damit …
Stuttgart den 18. April 1820
K. Hof Domainen=Kammer
[Name]
Nebenstehend:
...
24. April 1820
Dekret an die Schloßverwaltung v. 24. April 1820
Es wird hiemit beauftragt das für die Hof-Apotheke | bestimmte Lokal im alten Schloß baldmöglichst | auszuräumen, da das Bauwesen demnächst | angefangen werden wird.
Stuttgart
Königl. Obersthofmeisteramt
[Name]
Note an die Hofkammer, womit dieselbst ...
Quelle: StA Ludwigsburg
18.05.1820
22. May 1820
Der Stiftungsrath des Kirchen- | Convents und Pfarramt zu Neuhausen, | Oberamts Esslingen hat in der Anlage | um unentgeltliche Überlassung des | Altars und steinernen Cruzifixus | aus der vormaligen Hofkapelle | im alten Schloß gebeten. | Die unterzeichnete Stelle findet | gegen dieses Gesuch um so weniger | zu erinnern, als nach der Aeusserung | des Hofrathes von Panneker das | Ganze nur von unbedeutendem Werthe | ist.
Indem sie daher die Ehre hat, dem | Königlichen Obersthofmeisteramt dieses | Gesuch in der Voraussetzung, dass das- | selbe gegen dessen Bewilligung eben- | falls nichts einzuwenden habe, zu über- | senden, stellt sie dem jenseitigen | Ermessen | geziemend anheim, ob das | Königliche Obersthofmeisteramt | darüber ein Anbringen an Seine | Majestät den König erstellen | oder es der Hofdomainenkammer | überlassen wolle, die Sache Höchst | denselben ehrerbietigst vorzulegen. | Dabey wird es sich übrigens von | selbst verstehen, dass die Supplikanten | die Hinwegnahme und den Transport | beider Stücke aus eigene Kosten | zu besorgen haben.
Stuttgart, den 18. May 1820
Königl: Hof Domainen=Kammer
[Name]
Quelle: StA Ludwigsburg
23.05.1820
Com. Note an die K. Hof Dom. | Kammer 23. May 1820
Auf die gefällige Note der Hof- | Domainen Kammer vom 18. dieses .. | in Betreff der Bitte des Stiftungs | Rathes, Kirchen Convents und Pfarr | Amts zu Neuhausen O.Amts | Esslingen um unentgeldliche | Überlassung des Altars | und des steinernen Cruzifixes das | der ehemaligen Hofkapelle | im alten Schloß, hat Unterzei- | neter unter Rükanschluß des | mitgetheilten Noten Stücks | zu erwiedern defhen ?? , daß | man diesseite nichts | dagegen einzuwenden habe | und k. Hof Domainen Kammer | überlassen wolle, sie deshalb | an S.K.M. zu wenden, nur | bittet Unterzeichneter, über | dasjenige was beim Abbruch | in der Schloßkapelle von einigem Interesse gefunden | werden sollte, gefälligst eine | Registratur aufnehmen | zu lassen.
Stuttgart | Oberhofmeister
Quelle: StA Ludwigsburg
18.06.1820
Am 5ten Sonntag nach Pfingsten wurde auf hiesigem Gottesacker das von Königl[icher] Majestät erhaltene Kreuz, das mit dem Heiland aus einem Stein ist, aus der ehem[aligen] Herzogl[ichen] Hofkapelle allhier feyerlich mit Prozession, Gesang und …. eingeweihet.
Quelle: Pfarrchronik Neuhausen aus dem Jahre 1820 - Abschnitt 7
1865 ff
12.02.1865
1. )Lt. Dekret | an | das Obersthofmeister Amt | den 12. Feb. 1865
2.) Lt. Dekrets | an die | Hofdomainkammer
Ich geb. d… auf seinen Bericht vom 9ten | Mts. | bet. die Wiederherstellung der Hof- | kirche im alten Schloße, | andurch zu erkennen, dass ich die Aus- | führung des fraglichen Bauwesens | und den hiefür berechneten | Aufwand mit…… 26 700 f, | so wie die Kosten für die Bauführung | von ……………..1 500 f und | die Belohnung des Professors Tritschler | für seine eigene Bemühung mit dem | Entwurfe und den Kosten-Überschlägen, mit | der künftigen Beaufsichtigung u. Leitung | des Bauwesens einschließlich der Abrechnung | mit ………………..1 100 f | ………….. und in Gesamt……… | zusammen von nun 29 300 f | auf den Neubau- Etat von 1865/66 | angewiesen haben will; wonach das | /--/ das weitere zu besorgen hat. | Ich lasse ders. den brief. Bericht des | Obersthofmeister Amts vom 9. d. M. | bts…… wie oben | mit dem Anfügen zugehen, dass Ich | durch Dekret vom heutigen Tage an | das Obersthofmeister Amt die Ausführung | des fragl. Bauwesens genehmigt und den hiefür .. | und daselbst ermächtigt habe, den hiefür | g. Abrechnung, von zusammen 29300 f in den Neubau- | etat von 1865/66 aufzunehmen.
ST.
Quelle: HStA Stuttgart
31.03.1865
1.) Lt. Dekrets | an | das Obersthofmeister Amt | den 31. März 1865
Anlangend die Wiederherstellung der Hofkirche | im alten Schloß, so finde ich mich bewogen, | in Beziehung auf den von Mir durch mein | Dekret vom 12. Feb. d.J. hiefür genehmigten | Plan noch nachstehende Aenderung u. Er- | gänzung eintreten zu lassen.
a) Der Kirchenstand für die Königliche | Familie ist auf die Seite links vom | Eingang zu verlegen.
b) Die dortige Anfahrt mit einem | Vorhause zu versehen, und
c) Die Sakristei in der Nähe des | runden Thurms rechts vom Eingang | einzurichten.
Die Reiter-Statue des Herzogs Eberhard | im Bart ist aus dem innern Hofe des | Residenzschloßes in den Hof des alten | Schloßes zu versetzten und am Fuß desselben | ein laufender Brunnen – als Ersatz | des im Hofe befindlichen nach dem Entwurfe | des Professors Tritschler | anzubringen
2.) durch Sig. | an die Hofdom. Kammer
Den Bericht des Obersthofmeister Amts | vom 27. März 1865
Mit dem Anfügen, dass S.K.M. durch
Dekret vom heutigen Tage die Ausführung der | Änderungen und Er- | gänzungen (+) verfügt haben.
+Sowohl hinsichtlich der | Hofkirche, als | in …….. der Stand……… | für des Herzogs Eberhard | im Barth
Quelle: HStA Stuttgart
04.05.1865
Lt. Schreibens | an den Professor Tritschler dahier | v. 4. Mai 1865
Euer Wohlgeboren
beehre ich mich w…. die beifolgende Eingabe | des Professors des K… ländlicher Altar- | schreiner Professor Dr Haakh dahier vom 3. d.M. | …. derselbe ??? über einige von ihm aufgefundene | aus der K. Schlosskapelle stammende steinerne Reliefs | aus dem Jahre 1563 berichtet, nebst einer von dem | Architekten Kenngott in Gaisburg ausgeführten | Zeichnung eines dieser Reliefs mit dem Anfügen | zu übersenden, dass S.K.M. höchstwelche von | dieser Mittheilung mit Interesse Kenntnis | genommen habe, zunächst Erw, beauftragen | lassen, sich darüber zu äußern, ob die | fraglichen Reliefs bei der Restaurierung der | Kapelle im alten Schloße verwendet werden | könnten u. ob daher die …. derselben | einzuleiten, beziehungsweise zu welchem Preise | solche etwa zu bewerkstelligen wird. +
Indem ich Erw. ersuchen darf, mir mit | Eurer Aeußerung die Beilage wieder zurück | geben zu wollen, beehre ich mit der | Hochachtungsvollsten Gesinnung | St.
Ergänzung links unten
+ Sodann ersuche ich Erw. zugleich | ………….. | dann die von Prof. Haakh für | den Architekten Kenngott | …………………
Quelle: HStA Stuttgart
2.) Lt Schreibens von des | Professors Dr. Haakh
Euer Wohlgeboren
Geehrte Zuschrift vom heutigen habe ich erhalten | u. mich ver……, die mir damit übersendete | Eingabe in Betreff der von ihnen aufgefundenen | aus der K. Schlosskapelle stammende Steinreliefs | aus dem Jahre 1563 nebst der von dem Archi- | tekten Kenngott in Gaisburg ausgeführten | Handzeichnung des eine?? dieser Reliefs S.K.M. | vorzulegen.
Höchstdieselben geruthen von der von Erw. .. | gemachtem Mittheilung mit Interesse Kenntniß | zu nehmen u. lassen Ihnen vorläufig | Höchst ihren Dank hiefür bezeugen. | Was die Frage von der (2) Verwendung u. (1) Wieder- | erwerbung der von Ihnen entdeckten Kunst- | werke für die neu zu restaurierende Schlosskapelle | betrifft, so haben S.M. zunächst den mit | diesem Bauwesen beauftragte Professor Tritschler | zur Aeuserung hierüber aufgefordern lassen u. | wird sich dieser daher ohne Zweifel in fraglicher | Angelegenheit mit Erw. ins Benehmen | setzen.
Indem ich Ew. vorstehendes mitzutheilen mich | beehre, beehren ich mit hochachtungsvollsten Gesinnungen
St.
Quelle: HStA Stuttgart
08.05.1865
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S. 1 & 2a
S. Excellenz dem Chef des Kabinetts Sr. Majestät des Königs
Herrn Staatsrath Freiherr von Egloffstein
Infolge Allerhöchsten Auftrags in Betreffs | des von Prof. Dr. Haarkle angereihten Schreiben | rücksichtlich der von ihm aufgefundenen Reliefs in | dem Hause des Kutschers Friederich habe ich herüber | folgendes zu berichten die Ehre: | Unlängst war Prof. Hauckle bei mir, um mir | Mitteilung über seine Entdeckung zu machen; ich | verfügte mich alsbald mit demselben an Ort und Stelle, | um die Reliefs zu besichtigen, und fand zu meiner größten | Freude, dass dieselben wirklich ausgezeichnet hübsch sind. | Die Ausarbeitung ist wirklich reizend und besonders die | ornamentale Ausschmückung, Pilaster und Laubwerks- | verzierungen, schöner als alles, was am alten Schloß | äußerlich vorhanden, offenbar sind dieselben von einem | kunstgeübten Bildhauer ausgeführt worden; ich konnte | für den ersten Augenblick übrigens, da sämtliche Dekoration | der Kirche festgestellt und die Ausführung eingeleitet ist, | nicht recht ins Reine kommen, von und in welcher Weise | eine passende Verwendung für die genannten Reliefs | zu finden wäre, bestärkte aber jedenfalls Prof. Haarkle | nach Kräften in seinem Vorhaben, Sr. Majestät den | König hiervon geziemend in Kenntnis zu setzen, | was er demnach nun auch unterdessen gethan hat: Ich | habe nun unterdessen mehr über eine passende Verwendung | der Reliefs nachzudenken Muse gehabt, und bin zu dem | Ergebnis gekommen, dass dieselben zu Dekorierung | des Altars ganz passend verwendet werden könnten.
Die Rückwände und die Seitenwände des Altars | würden durch die passende Verzierungen in Felder eingetheilt | und die Reliefs in diese eingesetzt; auf der Rückwand | käme dann in der Mitte die „Verklärung Christi“ | und solche in der eingesendeten Skizze gezeichnet, rechts | und links davon 2 der Evangelisten, und auf den | beiden Nebenseiten des Altars die beiden anderen. | Die vordere und Hauptfront des Altars habe ich ohnehin | schon in meinen ehrfurchstvollst eingereichten Bauplänen | mit einem Antipendium von rothem Samt mit | dem in Veranlassung Gold gestickten „Heiligen Lamm“ verziert | gedacht, so dass also hier, da das Antipendium die ganze | vordere Seite bis ganz hinunter bedeckt, gar keine | weitere Verzierung nötig ist; und die 5 Reliefs also | gerade hinreichen würden; und auf diese Weise einen | wirklich sehr schönen und der ganzen Kirche angemessenen | Altar zu erhalten. Die Reliefs sind allerdings schwarz | und verraucht, lassen sich aber ohne Zweifel wieder reinigen | oder wenn dies nicht gelingen sollte, durch Vergoldung | wieder herstellen.
Die Verwendung dieser Reliefs zu dem Altar gab | mir Veranlassung zu einer weiteren Nachforschung. | Es war mir nemlich bekannt, dass der seiner Zeit in | der ehemaligen Kirche stehende Altar sich in Neuhausen | auf den Fildern befinde; aber wie man mir sagte, | in einem sehr verdorbenen Zustande; so dass ich hierauf | kein besonderes Gewicht glaubte zu legen müssen; behielt | mir aber vor, ehe die Zeichnung eines neuen Altars | festgestellt und die Ausführung eingeleitet würde, jenen | alten Altar in Neuhausen jedenfalls vorher zu | besichtigen; ich verfügte mich deßhalb am gestrigen | Sonntage nach Neuhausen, und entdeckte denselben | wirklich nach mehrfachen vergeblichen hin- und herlaufen | nicht in der Kirche oder einer der Capellen des ganz |
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katholischen Ortes, sondern im Freien auf dem Kirchhof | und fand zu meinem größten Erstaunen, welch seltenen | Kunstschatz die Neuhausen auf ihrem Kirchhof bewahren; | Als die Kirche im alten Schloß einging, wurde der | Altar auf Bitten des damaligen Pfarrers daselbst | der Gemeinde Neuhausen überlassen; ob der Altar nun je | in der Kirche daselbst gestanden, konnte ich nicht | erfahren; bekanntlich wurde daselbst in den Vierzigern | Jahrgängen eine neue Kirche gebaut; in derselben | aber nicht dieser Altar, sondern ein wirklich abscheulicher | vom Schreiner zusammengezimmerter Hochalter aufgestellt | und das schöne Kunstwerk unbegreiflicher Weise, Wind | und Wetter ausgesetzt, im Freien auf dem Kirchhofe | sich selbst überlassen; die guten alten Neuhauser wussten | offenbar dieses Kleinod nicht zu schützen und selbst der jetzige | Herr Pfarrer, bei dem ich mich schließlich erkundigte, um | seinen Standort zu entdecken, wusste nichts von einem | Altar, sondern von einem Cruzifix, das allerdings mit | einigen Reliefs an seinem Piedestal verziert seye; | ich fand den Altar nun allerdings neuerer Zeit in | einer aus Holz zusammengezimmerten recht | hübsch ausgeführten und ausgestaltetet Nische, so dass er | aber geschützt ist; und den mannigfachen Beschädigungen, | die derselbe im Laufe der Zeit erhalten, nicht mehr | so sehr ausgesetzt ist.
Der Altar besteht aus feinem Sandstein; an den | 4 Seiten desselben sind durch sehr zierliche ornamentierte | Säulchen von einander getrennt, 12 Reliefs in Stein | ausgehauen, die mit den oben besprochenen Reliefs sehr | viel Ähnlichkeit haben, und fast von einer Hand herzurühren | scheinen; Diese 12 Reliefs, von denen durch Prof. Haarkle | in seinem aus der Gabelsdorfer`schen Chronik entnommene | Citat spricht, stellen die 12 Glaubensartikel in zum | Theil sehr hübschen figürlichen Darstellung dar. Es sind | dies nemlich: 1.) Die Erschaffung der Welt, 2.) Der Englische | Gruß, 3.) Die Geburt Christi, 4.) Verurtheilung Christi, | 5.) Das Fegfeuer, 6.) Die Himmelfahrt Christi, 7.) Das jüngste | Gericht, 8.) Die Sendung des heiligen Geistes, 9.) Der Glaube | an die heilige christliche Kirche und Gemeinschaft der Heiligen, | 10.) Der Glaube an die Vergebung der Sünden, 11.) Auferstehung | der Todten, 12.) Der Glaube an das ewige Leben und die Seligkeit- | Der ganze Altar ist 7 ½ Fuß lang, 4 Fuß breit und | ebenso hoch. Oben auf dem Altarblatt steht ein circa | 10 Fuß hohes Crucifix mit Christus am Kreuz aus | einem Stein recht hübsch ausgehauen, nur hat der Kopf, | wie zum Theil übrigens auch die Reliefs nicht unwesentlich | durch die Einflüsse der Witterung gelitten.
Der ganze Altar ist übrigens in reinem Renaissancestil | sogar noch etwas später als das übrige Gebäude | gehalten, und ich würde, obwohl zu meinem großen | Bedauern, Anstand nehmen, denselben geradezu wieder | zu verwenden; und glaube auf die oben angedeutete | Weise deßhalb eher zu einem besser passenden und eben- | so schönen Altar zu gelangen; einzelne der Reliefs aber | könnten passend zu Ausschmückung der Kanzel, oder | zweckentsprechend zusammengestellt, zu Dekoration der | Wände der Kirche oder Sakristei verwendet werden; und | dürfte deßhalb gelegentlich auch auf Rückerwerbung dieses | Altars bei S. Majestät dem König ein ehrfurchtsvoller | Antrag zu stellen seye; bei Überlassung des Crucifixes an | die Neuhauser Gemeinde würde dieselbe ohne Zweifel es | sich zur Ehre rechnen, den Altar wieder abzutreten. | Man könnte ihnen ja einen entsprechenden einfachen ander- | weiligen Untersatz hiezu machen lassen.
In Betreff der 5 Hauckle´schen Reliefs aber glaube ich, | dass dieselben wohl 300 fl werth sind, obgleich man sie | möglicherweise viel billiger bekommen könnte; es wäre | sehr zu bedauern, wenn sie im Dunkel verborgen bleiben, | oder in andere Hände übergehen würden. | Mein ehrfurchtsvollster Antrag gienge daher dafür, | behufs des Ankaufs einen Credit bis 300 fl zu verwilligen | bei etwaiger noch höheren Forderungen aber auf den Neuhauser | Altar gebzu haben.
Bezüglich des Architekt Kenngott glaube ich, dass eine | Belohnung von 10 fl für die eingereichte Zeichnung als | hinreichend erscheint; da dieselbe aus eine einfache, | zwar gut gezeichnete aber flüchtige Skizze ist.
Verehrungsvollst
Eure Excellenz
ganz ergebenster
Prof. Tritschler
Stuttgart, den 8. Mai 1865
Quelle: HStA Stuttgart
09.05.1865
Lt. Schreibens an den Professor Dr. Haakh | v. 9. Mai 1865
Euer Wohlgeboren
habe ich unter Beziehung auf mein Schreiben | v. 4. d. M. h.A.g. die …. inzwischen einge- | kommene Aeußerungen des Professors Tritschler vom 8.d.M. in Betreff | der Verwendbarkeit der von Erw. aufgefundenen | Reliefs bei der Restauration der Kapelle im | alten Schloß, mit dem Anfügen zu übersenden | d.E., dass S.K.M. durchaus mit den von Professor | Tritschler vorgetragenen Ansichten einverstanden sind. | Höchstdieselben lassen daher Erw. beauftragen, die erforderlichen | Schritte zu thun, um die fraglichen Reliefs für S.M. [links:] 2. zu dem von Tritschler bezeichneten Zweck unter | der Hand zu erwerben u. wollen zu diesem | Behuf Erw., ermächtigt haben, nöthigen falls bis | zu einem Preis von 300 fl zu gehen.
Zugleich haben S.M. sich bei diesem Anlaß be- | wogen gefunden, der von Ihnen gegebenen Andeutung | gemäß der Verfertiger der von Ihnen vorge- | legten Zeichnung des einen Reliefs, Architekten | Kenngott in Gaisburg ein Gnadengeschenk von | 10 fl zu bewilligen u. beehre ich mich Erw. | diesen Betrag im Anschluß mit dem | Ersuchen zu übersenden, solcher gfl. demselben | zustellen zu wollen, Indem ich schließlich Erw.
[links] 2. d. Schreibens an den Professor Tritschler
ersuchen darf, mir seiner Zeit von Erfolg Ihrer der | Erw. thun wegen …. seines Reliefs einge- | leiteten Schritte Mittheilung zukommen zu lassen, und S.M. in | dieser Angelegenheit weiteren Vortrag erstellen zu | können, beehre ich mit hochachtungsvollsten Gesinnungen | St.
Euer Wohlgeboren
gef. Schreiben vom ……, womit sie mir ihre Aeußerung | über die von Professor Haark aufgefundenen Steinreliefs | aus der k. Schlosskapelle, seine Verwendbarkeit | bei der Restaurierung der letzteren mittheilen wollen, | habe ich zu erhalten d. E. gehabt u. nicht ver- | fehlt, solches S.K.M. vorzulegen, höchstwelche Erw. | für die gemachten Mittheilungen ….. danken | lassen u. sich durchaus mit den ……… vorge- | tragenen Ansichten in Betreff der Verwendung | seines Reliefs einverstanden erklärt haben. S.M. | haben daher zunächst den Prof. Haakh beauftragt, | erforderliches zu thun, und dies Kunstwerk unter der | Hand für den von Ihnen bezeichneten Zweck zu | erwerben, in welcher Beziehung sich derselbe ohne | Zweifeln wieder mit Ihnen ins Benehmen setzen wird. | Was sodann die von Erw. in Betreff des derzeit auf dem | Kirchhof in Neuhausen befindlichen früheren Altars | der Schlosskapelle gemachte Mittheilung betrifft, | so sind S.M. ganz damit einverstanden, dass der- | selbe in der von Ihnen projektierten Weise bei der | Restauration verwendet werde. Höchstderselben lassen | daher Erw. beauftragen, gelegentlich die Rücker- | werbung auch dieses Stücks zu ertheilen, u. haben | sich hiebei geneigt erklärt, dass auf demselben ange- | brachte Crucifix der Neuhauser Gemeinde zu | überlassen, sowie auch als Ersatz die Kosten eines anderweilig | entsprechenden einfachen Untersatzes auf sich zu | übernehmen.
Indem ich Erw. ersuchen darf, mir seiner Zeit vom | Erfolg ihrer Schritte in dieser Beziehung Nachweis zu | geben, und hienach S.M. weiteren Vortrag erstellen | zu können, beehre ich mit hochachtungsvollsten Gesinnungen | St
Quelle: HStA Stuttgart
27.05.1865
Verhandelt den 27. Mai 1865
Bey der neuen Einweihung der Hofkappele in Stuttgart wurde durch Professor Tritschler der Wunsch seiner Majestät des Königs ausgesprochen, dass der im Jahre 1820 der Gemeinde Neuhausen von Seiten des Königs geschenkte Altar, das ist die Stelieses (wie 12 Glaubensartikel in Stein gehauen) wieder zurück gegeben werden möchten, während das darauf stehende steinerne Cruzifix hier bleiben könne.
1. In Betracht, dass das ganze durch die Gnade des früheren Königs um 1820 als Geschenk hierher gekommen
2, In Betracht, daß das Cruzifix hier bleiben darf, glauben die Behörden, ihre Geneigtheit aussprechen zu müssen, dem Wunsche des Königs entgegen zu kommen.
In Betreff des Anerbringens wie neue Verkleidung am Fuße des Cruzifixes anbringen zu lassen, hat man sich dahin ausgesprochen, dass ein Beytrag für einen neuen Hochaltar in der Pfarrkirche erwünschten wäre.
Zur Beurkundung
Stiftungsrath
Name (?) · Werfer · Beron · Mayer · Fischer · Friton · Bayer · Dirrleber · J. Bayer · Eisele · A. Rank · Balluff
Quelle: Pfarrarchiv Neuhausen /
Stiftungsrathsprotokoll vom 1851 bis 1874 - Band II
13.06.1865
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Seite 1 & 2a
Antwort 18. Juni 1865
Sr. Exzellenz
dem Chef des Kabinetts Sr. Majestät des Königs
Herrn Staatsrath Freiherr von Egloffstein
In Folge mir gewordenen Allerhöchsten | Auftrags vom 9ten Juni d.J. betreffend die | Rückerwerbung des gegenwärtig in Neuhausen | auf den Fildern befindlichen früheren Altars | der ehemaligen Schlosskapelle dahier habe ich nicht | gesäumt, mich alsbald an das Pfarramt, be- | ziehungsweise den Stiftungsrath daselbst zu | wenden; derselbe hat mir nun unter dem 4ten Juni | eine Antwort zukommen lassen, worin derselbe | seine Bereitwilligung zur Abtretung der Reliefs an | dem dortigen Altare ausspricht, wie Ew. Excelenc | aus dem beigebogenen Schreiben des Stiftungsrathes | von Neuhausen gütigst entnehmen werden und somit | aus das demselben von mir gestellten Angebot gegen | eine einfache zweckentfremdende Wiederherstellung der | Seitenwände des Altars eingeht. Ich habe aber gegründete | Ursache anzunehmen, als die Gemeinde Neuhausen | welche beabsichtigt, in ihrer neuen Kirche, die der Staat | vor etwa 15 Jahren mit einem Aufwand von 90 000 fl | baute, einen neuen katholischen Hochaltar zu bauen | und der sie 3-4000 fl kosten wird, wovon sie erst 1000 fl | bei einander hat, den Gedanken hegt, Sr. Majestät | den König um einen huldvollen Beitrag zur Errichtung | dieses Altars zu bitten.
Dieser Umstand veranlasste mich, den Gegenstand näher | zu untersuchen, und machte es für meine heilige Pflicht, | Ew. Excelenc geziemend hiervon in Kenntnis zu setzen. | Wie ich in meinem hierauf bezüglichen Schreiben bereits | mitzutheilen die Ehre hatte, dachte ich mir 5 von den | vorhandenen 12 Reliefs zu Verzierung der Kanzel zu | benützen, um dadurch eine anderweiligen, später | einzusetzende, mit einem Kostenaufwand von 150-200 fl | zu beschaffende Verzierung derselben gleich jetzt anbringen | zu können; und dachte mir, um diesen Preis leicht | sowohl die Neuhauser Reliefs hierherschaffen und herrichten | als auch die zweckentsprechende Wiederherstellung des Neuhauser | Altars bestreiten zu können; dieß war der Grund, | der mich veranlasste, seinerzeit meinen ehrerbietigen | Antrag auf Erwerbung der Reliefs zu stellen; da | nun aber die Gemeinde Neuhausen sich wieder alles Erwarten | den Werth ihrer Reliefs viel höher dünkt, daß sie glaubt | außerdem noch ein Bittgesuch an Sr. Majestät den König | um einen Beitrag zu Erbauung ihres Hochaltars richten | zu dürfen, so kommt natürlich dadurch die ganze Frage | in ein anders Stadium; ohne Zweifel erwartet sie | dann einen Beitrag von etwa 400 fl. Es fragt sich | deshalb, sind die Reliefs 400 fl werth ? Hierauf habe | ich zu antworten; wenn die Gemeinde Neuhausen | die Wiederherstellung ihres Altars selbst übernimmt, so | so ist der Kaufpreis von 400 fl noch ein sehr hoher; | ganz abgesehen davon, dass die Gemeinde Neuhausen | diese Reliefs im Jahre 1820 von des höchst Seligen | Königs Wilhelm Majestät geschenkt bekommen; | Der Werth derselben liegt nebst der schönen künstlerischen | Ausführung, die durch die vieljährige Verwahrlosung | freilich sehr gelitten hat, hauptsächlich in ihrem historischen | und antiquarischen Werthe und in dem Umstande, dass sie | seiner Zeit die heiligste Stätte des alten Schlosses geziert | haben und Zeuge waren der Frömmigkeit seiner Fürsten.
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Für die neue Schlosskapelle aber haben sie diesen | hohen Werth nicht; insofern sie nur zur Verzierung | der Kanzel verwendet werden sollen; um 400 fl könnte | man auch andere und schönere Reliefs von derselben | anzubringen; Herr Oberhofprediger von Grüneißen | ist übrigens neuerdings der Ansicht, dass es nicht einmal | ganz passend wäre, von den zusammengehörigen 12 Reliefs | 5 heraus zunehmen und die Kanzel damit zu zieren; | er würde, wie er sich gestern gegen mich äußerte vorziehen, | die Symbole der 4 Evangelisten (da die Evangelisten selbst | schon am Altar vorkommen) und in der Mitte Christus | als Lehrer – ein Relief anzubringen; diese | 5 Reliefs würden in Gips gefertigt vielleicht 200 fl | kosten, und würden den Neuhauser Reliefs dann | jedenfalls vorzuziehen seye; wenn diese daher nicht | billiger zu stehen kommen, so wäre es von diesem | Standpunkt aus betrachtet auf die Erwerbung derselben | kein großer Werth zu legen., und ich würde den | ehrerbietigsten Antrag stellen, den Neuhauser ihre Reliefs zu lassen; denn einen Werth von 400 fl | haben sie – nur zum Zweck einer passenden Kanzelverzierung – nicht.
Eine sehr hübsche Verzierung aber würden sie für die | Vorhalle der Kirche geben; insofern alle 12 passend | an der Wand unter den Arkaden rechts und links | der Eingänge der Kirche vertheilt und hübsch eingefasst | wirklich eine schöne, interessante und würdige Dekoration | bilden würden, die um so wünschenwerther wäre, | als es wegen der Gleichförmigkeit mit den übrigen | Arkaden des Schlosshofes nicht wohl thunlich ist, eine | Dekoration durch Malerei gg. anzubringen, es würde | dieß offenbar viel zu weit führen; eine Ausschmückung | dieser Art aber würde einerseits den Besucher der | Kirche auf diese selbst gewissermaßen vorbereiten | und andererseits dem ganzen Schlosshof sehr zur Zierde | gereichen.
Von diesem Standpunkt aus betrachtet haben die 12 | Reliefs nebst den zugehörigen zierlichen Pilastern | schon einen Werth von 400 fl, und im Fall Sr. Majestät | den König ja geneigt seyn sollten, zu dem Bittgesuch | der Gemeinde Neuhausen Allergnädigst entsprechen | zu wollen, so könnte dies unter diesen Umständen | wohl am passensten gegen Ueberlassung der 12 Reliefs | nebst Zubehör geschehen, wobei jedoch der Gemeinde | Neuhausen es selbst überlassen bleibe, ihren Altar | wieder herzustellen, es würde sich dadurch der Kaufpreis | um ca. 120 fl vermindern. Hierbei ist jedoch noch | anzufügen, dass das Herbeischaffen der Reliefs und das | Einsetzen derselben inclusive einer passende Einfassung gg. | auch wieder einen Aufwand von mehreren Hundert Gulden | veranlassen würden, so daß die Gesamtkosten, bis die | Reliefs an Ort und Stelle seyn werden, und ihren | Zwecke entsprechen, sich auf diese Weise immerhin auf | 700 fl belaufen würden. Das alte Schloß aber | würde aus diese Weise eine Zierde erhalten, die | merklich sehenswert wäre, und um so größeren Werth | hätten, als die Reliefs ursprünglich dazu gehören und | so ganz im Geiste und Style desselben und zwar in der | edelster Ausbildung derselben ausgeführt sind; überdies | wäre es schade, wenn dieselben in Neuhausen ungesehen | und ungekannt im Freien nach und nach dem Zahn der | Zeit verfallen würden.
In Betreff der mir gütigst wieder zugestellten Glas- | malereien des Glasmaler Pfordt in Reutlingen, | welche Sr. Majestät des König huldvollst anzunehmen | geruth haben, bin ich der lebhaften Überzeugung, dass dieselben | eine sehr hübsche Dekoration für die Sacristei bilden werden; | sie sind zwar allerdings auf schwarzem Grunde gemahlt | und sehr wenig durchsichtig, und das Gemach ist ohnehin nur | spärlich beleuchtet, allein es braucht in der Sacristei | durchaus nicht besonders hell zu seyn; mit wenig Kosten | wird es möglich seyn, die Scheiben so zu ergänzen, dass sie | in die bereits fertigen Fenster angepasst werden können. | Ich denk mir das Gewölbe und die Wände in …………. | romantischen Style, wie der ganze Raum schon ein romantisches | Gepräge, ähnlich den Geiselkammern in Maulbronn und | Bebenhausen trägt, ausgemahlt und hinzu passen dann diese | dunklen Scheiben ganz vortrefflich. | Den Wert der 3 Scheiben zusammen taxiere ich auf | 180 bis 200 fl.
In Betreff einer etwaigen Belohnung glaube ich folgender | ehrerbietigen Vorschlag Ew. Excellenz vorlegen zu dürfen. | Da Sr. Majestät der König ein gemaltes Fenster | in der Kirche in Reutlingen huldvollst zu stiften beabsichtigt, | so könnte er vielleicht mit dieser Arbeit betraut werden; | ( Die Carlons wären von einem Künstler anzufertigen), auch | könnte man ihm nach Vollendung dieser Arbeit, wenn sie | gut gefällt, eine Medaille verleihen. Ein gnädigst | anerkennendes Schreiben und die Aussicht auf die Bestellung | des gemalten Fensters dürften eine hinreichende Belohnung | vorerst seyn.
Ehrerbietigst | Ew. Excellenz | Stuttgart den 13 Juni 1865 gehorsamster | Prof. Tritschler
Quelle: HStA Stuttgart
14.06.1865
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Antwort
18. Juni 1865
Ew. Excellenz
Beehre ich mich beigebegen meinen Bericht in Betreff des | Neuhauser Altars und der Glasmalereien von Pfort zu | Hochgeneigter Einsichtnahme zu unterbreiten; wobei ich von | allen Dingen um gütigste Entschuldigung bitten muß, dass ich | erst heute mir erlaube, dieselben vorzulegen; ein heftiger | Catharre beraubte mich in den letzten Tagen buchstäblich allen | vernünftigen Denkvermögens.
In Betreff des Neuhauser Altars beehre ich mich beide mir | von Neuhausen zu gegangenen Schreiben beizulegen, indem ich | nicht gewagt habe, des ersteren in meinem Bericht zu erwähnen; | wenn Sr. Majestät der König die Reliefs zum Behuf der Ausschmückung | der Vorhalle erwerben wollte, so wäre das wirklich ein interessanter | Schmuck für dieselbe; ich weiß nun freilich nicht, ob Höchstdieselben | die Summe von 6-700 fl auszugeben beabsichtigen; um so mehr | als die Versetzung des Herzog Eberhard sehr viel Geld kosten wird; | ebenso für die fernere und feinere Ausschmückung der Kirche selbst, | für Gemälde und Glasmalereien noch bedeutendere Summen in Aussicht | stehen; endlich die Erbauung des Glockenthurmes über dem Chor | in späterer Zeit auch berücksichtigt werden sollte; ich habe den durch | die Erwerbung der Reliefs für eine Kanzelverzierung zu entsprechenden | 150 fl absichtlich nicht in der Weise erwähnt, dass diese 150 fl aus | dem Baufond zu übernehmen seyen; weil ich im Falle der Verwendung | derselben zu genanntem Zwecke froh bin, dieselben anderweitig zur | Disposition zu haben; und im Fall der Nichtver- wendung für die Kanzel dann das Geld nothwendig hiefür brauche.
In Betreff des Glasmalers des Glasmalers Pfort glaube ich in dem von | mir ehrerbietigst gestellten Antrag in Beziehung auf die | Honorierung seiner Gemälde durch Bestellung des Reutlinger | Fensters und durch eine etwa nachher zu gebende Medallie | den etwaigen Ansprüchen des Pfort genügend entgegengekommen | zu seyn; ein Geschenk noch besonders dazu halte ich nicht | einmal für nöthig. Sr. Majestät werden mit solchen, beinahe | mittelmäsigen Leistungen überhäuft; die Beyspiele sind | ansteckend. Für die Sacristei übrigens glaube ich, werden | sie einen hübsche Zierde bilden; es wird sich nur darum | handeln, den übrig bleibenden Raum der bereits fertigen | Fensterrahmen noch vollends auszuschmücken; und ihn recht | gut dafür honoriert, so kann er wohl zu frieden seyn.
Genehmigen Ew. Excellenz die Versicherung meiner ausgezeichenen | Hochachtung und Verehrung, womit ich die Ehre habe zu zeichnen
Ew, Excellenz
Stuttgart den 14ten Juni 1865
gehorsamst ergeben
Prof. Tritschler
Quelle: HStA Stuttgart
19.10.1865
Euer Hochwohlgeboren
bitte ich um die Gewogenheit, seiner königlichen Majestät | melden zu wollen, dass ich einen der für den Gebrauch | der königlichen Majestäten in der neuen Schlosskirche bestim- | ten, nach der angeschloßenen Zeichnung angefertigten | Stuhle im Vorzimmer seiner königlichen Majestät ausstellen | ließe u. die Frage anzuknüpfen, ob dieses Modell der | höchsten Besichtigung entspreche? u. speziell ob nicht in der | Breite der Stühle noch etwas zuzugeben werden solle?
Unter dem Ausdruck der größten Verehrung
Direktor Schmidt
Nach höchstem Dekret vom 20. Septr ist dieser Entwurf | zu den ……… für die königliche Familie gewählt.
St. 21 Septr. 1865 | Unterschrift………………….
Quelle: HStA Stuttgart
20.10.1865
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Lt.Dekret | an die Hofdomainenkammer | v. 20.Oct. 1865
Ich lasse derselben die beiliegende Eingabe des | Stiftungsraths von Neuhausen, OA Esslingen vom | 29. v. M., die Bitte und Bewilligung eines | Beitrags zur Errichtung eines neuen Hochaltars | in der Pfarrkirche daselbst enthaltend, | mit dem Anfügen zugehen, dass ich, mit | Rücksicht auf die Bereitwilligkeit, mit welcher | die Gemeinde Neuhausen die Reliefs u. Pilaster | des ihr im Jahre 1820 aus der alten Schlosskapelle | überlassenen Altars für die neue Hofkirche | wieder abgetreten hat, seiner Bitte | entsprochen und zu gedachtem Zweck | einen Beitrag von | Vierhundert Gulden | aus meiner Oberhofkasse gdht ?? bewilligt | haben will.
Die (-) hat demgemäß das Erforderliche | zu besorgen.
St
[links] Lt. Schreibens | an den Professor Tritschler hier
Eure Wohlgeboren | beehre ich mich mitzutheilen, dass ich nicht
gesäumt habe, die mir von Ihnen übergebene | Eingabe des Stiftungsraths von Neuhausen, die | Bitte und Bewilligung eines Beitrags zu einem | neuen Hochaltar in der dortigen Pfarrkirche | enthaltend, S.K.M. vorzulegen, höchstwelche | zu diesem Zweck mit Rücksicht auf ihre | frühere dißfällige Aeußerung vom 13. Juni | d.J. einen Beitrag von 400 fl aus | höchst ihrer Oberhofkasse zu bewilligen geruthen. | Indem ich noch bemerke, dass wegen der Anweisung | diese Summe bereits das erforderliche verfügt | worden ist und schließe ich ihm Ew. dass mir von | ….. mitgetheilte an sie gerichtete Schreiben | des Oberkirchenraths Schott von Neuhausen hier | wieder bei.
Mit hochachtungsvollsten Gesinnungen
St
[links]
Lt. Schreiben an den Oberkirchenrath ??? in Neuhausen OA Eßlingen
Euer Hochwürden
Beehre ich mich mitzutheilen, dass S.K.M. die Eingabe | des Stiftungsraths -…..-enthaltend??? empfangen u. | mit Rücksicht auf die Bereitwilligkeit -….- | abgetreten hat, die Summe von 400 fl zu gedachtem | Zweck aus höchst…….. Privatmitteln zu be- | willigen geruth haben. Indem ich bemerke, dass | gedachter Betrag durch die K. Oberhofkasse, an welche | dißfalls die erforderliche Weisung ergangen ist, dem
unten links
Stiftungsrath von Neuhausen in den nächsten Tagen | zugestellt werden wird, darf ich Ew. ersuchen, | von Vorstehenden auch die übrigen Mitglieder | des letzteren in Kenntnis zu setzen. | Mit hochachtungsvollsten Gesinnungen
St.
Quelle: HStA Stuttgart
24.10.1865
Eure Königliche Majestät
Haben allergnädigst der Gemeinde Neuhausen zu Anschaffung eines | neuen Hochaltars in der Pfarrkirche das reiche Geschenk von | 400 f zukommen lassen:
Wir beeilen uns im Namen des Stiftungsrathes von | Neuhausen unsern ehrfurchtsvollsten Dank hiefür auszu- | sprechen und werden auch künftig beim Anblick den neuen | Altars uns dankbar erinnern, und die königliche Huld | für unser Gotteshaus gethan.
In tiefster Ehrfurcht
Euer Königliche Majestät
Neuhausen den 24. October 1865
allerunterthänigs treugehorsamste | Vorstände des Stiftungsraths
Oberkirchenrath Schott, Decan | Schultheiß Beron
Quelle: HStA Stuttgart
31.10.1865
Klick ins Bild vergrößert (3 Seiten) · Text Seite 1 + 2 fast identisch mit S. 3 - wahrscheinlich Abschrift und erweitert um Publikationsangaben. Erster Satz in beiden Versionen gestrichen aber gut lesbar.
Artikel
1.) In den Staatsanzeiger
(nicht amtlicher Theil)
2.) In den Schwäbischen Merkur
Stuttgart 31. Oktober
gestrichener Textbeginn:
An dem | heutigen Gedächtnißtage der | Reformation, in selber Stunde, | zwischen 11 u. 12 Uhr, in welcher | zu Wittenberg das Denkmal | Philipp Melanchtons enthüllt worden | seye, zu welchem auch aus | Württemberg nicht unbeträchtlich | Beträge geflossen sind, ist hier | in der Kapelle...
Beginn nun:
An dem heutigen Tage ist | hier in der Kapelle des alten | Schlosses , die um 1560 von dem | Herzog Christoph erbaut wurde, | seit 1807 außer kirchlichen | Gebrauch geblieben, aber nun | auf Befehl König Karls durch | den Professor Tritschler in | dem edlen Styl des ursprünglichen | Baues wiederhergestellt ist, | ein auf die Geschichte be- | zügliches und von seiner königlichen | Majestät, auch den damit be- | trauten Hofbeamten und Geist- | lichen unterzeichnetes Dokument | von kalligraphischem Kunst- | werthe nebst einigen anderen | Gedenkzeichen in den Altar | feierlich eingelassen worden. | Nach erfolgter Einlassung sprach | der Oberhofprediger ein Gebet | und der Obmann der Kirchen- | ältesten der Hofparochie ??? nahm | an der Verrichtung des üblichen | Hammerschlags theil. Die bereit- | stehenden Werkleute | bauten sofort alsbald den Altar | vollends auf.
Die Eröffnungsfeier der | Kapelle durch den ersten | Gemeindegottesdienst | ist auf den 24. Sonntag nach Trinitatis, | den 26. November | angesetzt.
Quelle: HStA Stuttgart
02.11.1865
Lt. Schreiben | an den Oberhofprediger v. Grüneisen | v. 2. Novbr. 1865
Euer Hochwürden
beehre ich mich nach h.L. mitzutheilen, dass | S. K. M. Ihnen auftragen lassen, in angemessener | Weise über die Grundsteinlegung des | Altars in der neuen Hofkirche einen kurzen Artikel | im Staatsanzeiger u. schwäbischen Merkur | zu veröffentlichen u. haben insbesondere | auch der sich hieran knüpfenden historischen | Erinnerungen zu verweisen
Mit ausgez. Hochachtung
St.
[linke Seite nicht entzifferbar]
Euer Hochwohlgeboren
lege ich im Anschluß einen Entwurf der Veröffentlichung, mit | welcher ich gnädigst beauftragt worden bin, vor und bitte, den- | selben mit den frischen Orts beliebten Berichtigungen zur | Bestätigung vom Cabinett aus an die Redaktionen absenden | lassen zu wollen.
Ehrerbietigst
Euch………..
Stuttgart, 2. Nov. 1865
Grüneisen
Quelle: HStA Stuttgart
05.11.1865
Der König
an
den Oberhofrath
Ich habe dessen Anträgen d.M. in Betreff | des ersten Gottesdienstes in der neuen Hof Kapelle, nebst | den Beilagen, angesehen und gebe demselben andurch | zu erkennen, dass ich dem mir damit vorgelegten | Programm des Hofpfarramts über die Feier der Ein- | weihung der neuen Hof Kapelle meine Genehmigung | gnädigst ertheilt haben will.
Ebenso will ich, den damit in Verbindung stehenden | besonderen Anträgen des Hofpfarramts entsprechend | genehmigt haben:
1.) Daß ein Taufakt mit dem ersten Gottesdienst, | wenn sich dazu Gelegenheit findet, verbunden,
2.) Daß der Oberconsistorialrath von Term, | gewesenen Hofkaplan, die Stelle des dritten bei | der Einweihungsfeierlichkeit erforderliche Geistliche | zu übernehmen ersucht werde,
3.) Daß von nun an die Gottesdienstordnung | der Hof Kapelle die Aenderung gegen bisher | gemacht werden darf, dass der Geistliche vor | dem Besteigen der Kanzel das Gebet und Evangelium | im Altar verliest.
4.) Daß in den Winter Monaten der Nachmittags- | Gottesdienst statt bisher um 3 Uhr künftig um | 5 Uhr mit Beleuchtung abgehalten werden darf | und endlich
5.) Daß eine Deputation des Consistoriums zu den | Einweihungsfeierlichkeiten eingeladen werde. | Anlangens die Einhaltung der Ruhe beim An- | und Vorbeifahren mit Wagen im Schlosshof | und auf der Straße während des Gottesdiensts | will ich dem Oberhofrath beauftragt haben, | das Erforderliche vorzunehmen.
Der Oberhofrath hat sich nach All Vorstehenden | das Weitere zu besorgen
Stuttgart den 5. November 1865
Karl
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Egloffstein
Quelle: StA Ludwigsburg
22.11.1865
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Stuttgart
Auszug
aus dem Protokoll des königlichen Oberhofraths
vom 22. November 1865
Note des k. Cabinetts d. d. 20. November.
Darin die höchste Verfügung Seiner Königlichen | Majestät wegen der Eröffnung des Gottes- | diensts in der neu hergestellten Schlosskapelle | mitgetheilt wird.
Beschluß:
1. Dem Königlichen Obersthofmeister Amt zu | eröffnen;
a.) dass der auf den 26. Novbr. festgesetzte | erste Gottesdienst in feierlicher Weise | stattzufinden habe,
b.) Die Hoftrauer dabei abzulegen sei und
c.) Die Herren in Garde-Uniform zu erscheinen | haben,
d.) Diese Feierlichkeit soll sämtlichen auf der | Hofliste befindlichen Personen ( soweit die | Plätze reichen) evangelischer Confession | (Die betreffenden Angehörigen des Diploma- | tischen Corps inbegriffen) angezeigt werden,
e.) Was die Sitzordnung im Schiff der Kapelle | bei diesem besonderen Anlasse betrifft, so | werden mit Ausnahmen der für die Damen | und Herren vom Dienst bestimmte Plätze. | die übrigen unmittelbar vor dem | königlichen Stand befindlichen ca. 40 Sessel | für die bei Hofe präsentierten Damen
reserviert, während die bei Hofe präsentierten | Herren, dem ihnen zukommenden Rang nach, | die ersten der gegenüber diesen Plätzen | befindlichen Bänkereihen einzunehmen haben, | die übrigen Plätze im Schiff der Kirche | sind für die Frauen der Hof Gemeinde | und das übrige weibliche Publikum be- | stimmt.
2. Das Königliche Obersthofmeister Amt soll ersucht | werden, alles zum Vollzug dieser höchsten | Bestimmungen Erforderliche zu besorgen, | namentlich auch die Hoffouriere mit der | Anweisung der Plätze zu beauftragen | und die nöthige Anzahl Portiers zu Hand- | habung der Ordnung aufzustellen.
3.) Die Sitzordnung auf den Emporen soll | bei dem erstmaligen Gottesdienst, sowie | bei allen folgenden im Wesentlichen nach | dem Projekte des Hofpfarramts in der | Art stattfinden, dass
a.) in den zwei ersten Bänken über dem | königlichen Stand die Offiziere der Feld- | jäger und die Hofbeamten,
b.) in den darauf folgenden 5 Bänken | sonstige männliche Angehörige der Hof- | Gemeinde Platz nehmen,
c.) in der unmittelbar an die vorstehende | Abtheilung anstoßende Reihe von 4 | Bänken sollen vorn die Feldjäger und | im Übrigen weitere Männer der Hof- | Gemeinde sitzen,
d.) von der Abtheilung, welche an die | Orgel stößt, soll die vorderste Bank | den männlichen Confirmanden der Hof- | Gemeinde angewiesen werden und die | 3 übrigen Bankreihen dem männlichen | Publikum aus der Stadt frei stehen
e.) die Bezeichnung dieser Empor Plätze | durch geschriebene Zettel werde durch die | Oberhofrathskanzlei geschehen, so wie | dieselbe auch die Plätze im Schiff für die | späteren gewöhnlichen Gottesdienste, | der besprochenen Austheilung gemäß, | seiner Zeit bezeichnen werde.
Vorstehende Abschrift beglaubigt
Oberhofraths Sekretariat
Berrat [?]
Quelle: StA Ludwigsburg
26.11.1865
Entwurf
des Programms
für die Feier der Einweihung der Schlosskapelle
am 26. November 1865
1.) Der Gottesdienst beginnt zur gewöhnlich Stunde, | 10 Uhr Vormittags
2.) Altar und Taufstein sind mit den bezüglichen | heiligen Gefäßen zu bedecken
3.) Bei dem Eintreten ihre Königlichen Majestäten | intoniert der Singchor den Introitus
4.) Während des Introitus treten die functionierenden | Geistlichen aus der Sakristei in- beziehungsweise | neben den Altar
5.) Der Oberhofprediger verrichtet sodann die | Einweihung der Kirche durch Verlesung des | 100sten Psalms und der vorgeschriebenen Kirchengebete
6.) Nach dem Weihegebet nehmen die functionierenden | Geistlichen ihre Plätze bei den Kirchenältesten in Chorraum | ein, während die Orgel zum ersten Mal ange- | stimmt wird und nach kurzem Präludium den Ge- | meindegesang des ersten Sonntags Gottesdienstes, | der somit eröffnet ist, begleitet
7.) Wenn die Vornahme eines Taufaktes gestattet
ist, so hat derselbe nach dem ordentlichen | Predigtgottesdienste unmittelbar vor dem | Schlußsegen durch den Hofkaplan stattzufinden.
Für die Abschrift
[Name]
Quelle: StA Ludwigsburg
20.03.1866
Eure Excellenz
hatten die Güte dem gehorsamst Unterzeichneten ein Schreiben | unter dem heutigen zukommen zu lassen, wonach S. Majestät | der König allergnädigst die alsbaldige Anbringung der | Votivtafel aus der Zeit des Herzog Christoph in der Sacristei | der Schlosskapelle zu befehlen geruth haben. | Ich beeile mich in Vollziehung des Aller Höchsten Befehls Ew. Excelenz | die ergebenste Mitteilung zu machen, dass die mehrfach beschädigte | Platte nachdem sie wieder zusammengesetzt und wiederhergestellt worden, | was bis nur ganz kurzer Zeit dauerte, bereits dem Schreiner übergeben | ist, um sie in einen aus jener Zeit stammenden und von mir zu | dieselben Zweck schon im Herbst um 10 fl erkauften hölzernen | Rahmen im Renaissancestyl zu fassen; ich habe das Nothage alles angeordnet | und hoffe bis nächsten Montag oder Dienstag wird die Platte an | Ort uns Stelle seyn; ich werde die Ehre haben, alsdann Ew, Excellenz | davon geziemend Mitteilung zu machen.
Stuttgart den 20 März 1866
Ehrerbietigst
gehorsamster
Prof. Tritschler
Quelle: HStA Stuttgart
15.05.1869
An den König
Bericht des Obersthofmeisteramtes | betreffend die Kosten baulicher | Veränderungen an der K. | Schlosskapelle im alten Schloß
Stuttgart, den 15. Mai 1869
Mit 2 Beilagen
Eure Königliche Majestät hatten | die Herstellung eines geschlossenen | Vorplatzes vor dem Eingang in den | königlichen Stand der Schlosskapelle | befohlen und haben auf meinen münd- | lichen unterthänigsten Vortrag des Hof- | baumeisters zur Ausführung gutgeheißen.
Es erübrigt nur noch die schriftliche | höchste Genehmigung des damit ver- | bundenen Aufwandes von ca. 790 fl | zur Aufnahme in den Neubau Etat | von 1869/70.
Ebenso haben höchst dieselben bereits | mündlich die Aufstellung der alten | steinernen Altartafeln unter den | Arkaden vor der Schlosskapelle und | die Vorschläge des Hofbaumeisters | im Einzelnen hierüber gutzuheißen | geruth.
Es hatte sich noch darum gehandelt, ob die Tafeln ohne je | Restauration in die Wand eingesetzt werden sollen, wie | durch d. von Egle anfänglich aus Sparsamkeitsgründen | beantragt worden war, oder ob nicht wenigstens die | größten Beschädigungen ganz unbeschadet des historischen | Werths, wieder hergestellt werden müssten. | Nachdem . von Egle in seinen neuesten Bemerkungen | die Frage bejath, dagegen für die ausgedehntere Arbeit | statt bisher 260 fl, die Summe von 500 fl | (Professor Tritschler hatte für denselben Zweck vor 4 Jahren | 1200 fl berechnet) auszuwerfen beantragt hat, erlaube | ich mir Eure Königliche Majestät um die gnädigste | Bewilligung auch dieses Credits für den Neubau Etat | von 1869/70 in Unterthänigheit zu bitten.
Ehrfurchtsvollster
.Baudinger
Quelle: HStA Stuttgart
18.05.1869
1.) Lt. Dekrets
des Obersthofmeister Amt
Den 18. Mai 1869
Ich gebe demselben auf den Bericht | vom 15. d. M. andurch zu erkennen, | dass ich, behufs der Ausführung der von mir | befohlenen baulichen Veränderungen | an der Schlosskapelle im alten | Schlosse, dem Obersthofmeister Amt | die erbetene Ermächtigung hiemit | gdfl. ertheilt haben will
1.) Zur Herstellung eines geschlossenen | Vorplatzes vor dem Eingang in | meinem Stand den erforderlichen |Aufwand von 790 f und
2.) Zur Aufstellung der alten | steinernen Altartafeln unter den | Arkaden vor der Schlosskapelle, | sowie zur Restauration der | gröbsten Beschädigungen derselben, | die nach dem Voranschlag 500 f | betragenen Kosten | in den Neubau. Etat von 1869/70 | aufzunehmen.
Des /-/ hat nun demgemäß das | weitere zu besorgen.| St.
2.) Lt Note an
die K. Hofdomainen-Kammer
d.A.h.d.t. des /-/ zu | eröffnen, dass S. K. M. aus einen | Bericht des Obersthofmeisteramts | vom 15.d.M. | btf. die Kosten (+) baulichen Verände- | rungen an der K. Schlosskapelle im alten Schlosse,
(+) zwei.. auf höchsten Befehl | auszuführenden
durch das Dekret vom heutigen Tage | dem K. Obersthofmeisteramt | die erbetene Genehmigung ... erteilt haben |
1.) zur Gestaltung - | bis
2.) - - | in den Neubau-Etat von 1869/70 | aufzunehmen. | St.
Quelle: HStA Stuttgart
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Impressum
Schloßkirche Stuttgart fotografiert am 23.03., 18.04.2016, 23.05.2016 - Bearbeitung & Rekonstruktion, Recherche Juni - Oktober 2016
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 31.10.2016 SDG
(c) 2016 Foto-Kunst Andreas Keller.
Links zuletzt überprüft am 30.05.2022
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