Stgt-Kaltental · Thomaskirche

Informationen und Links

Auf der Website der Kirchengemeinde findet man zum Kirchbau:
Die Kaltentaler hatten lange keine Kirche. Nach vielem Planen und Geld sammeln ist es endlich gelungen mitten in der NS-Zeit 1938 die Kirche zu bauen. Die Freude war groß, aber von kurzer Dauer. Als erste Kirche Stuttgarts wurde sie 1943 durch Bomben zerstört. In der Nachbarschaft kamen in dieser Bombennacht vierzehn Menschen ums Leben. 1951 wurde sie wiederaufgebaut.
Der charakteristische Turm und der stilvolle würdige Kirchengebäude stehen prägend mitten im Stadtteil am Hang. Integriert sind in das Kirchengebäude eine ganze Reihe großer und kleiner Räume, für Veranstaltungen und Treffen von Gruppen und Kreisen von Kirchen- gemeinde und Begegnungsstätte.
Hinweise zur Ausstattung s.u.

Beim Kirchenkreis Stuttgart kurze Infos. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Informationen zum Architekt Hannes Mayer auf Wikipedia. Insbesondere sei auch auf die Christuskirche in Reutlingen verwiesen (von Mayer 1935/36 erbaut) - siehe Artikel von Bärbel Schwager (Materialien)

Orgel von Orgelbau Weigle aus dem Jahr 1951 (32 Register, 3 Manuale), elektropneumatisch, Von der Fa. Mühleisen 2010 revidiert / umgebaut.

Informationen auch auf www.kirchbau.de

Schutzbauten Stuttgart e.V. nennt u.a. zwei "Bunkerkirchen": Martinskirche am Pragfriedhof und die Thomaskirche.
Daher wurde 1943 das Chorgestühl der Hospitalkirche (aus dem Jahr 1493) vor den Luftangriffen in der Thomaskirche in Stuttgart-Kaltental geborgen, überstand die Zerstörung der Kirche am 10./11.03.1943 und wurde nach dem Krieg in die Leonhardskirche gebracht.

Auf YouTube das sehr schöne Glockengeläut zum Anhören.

Broschüre 2013

Zum Jubiläum 2013 "125 Jahre Kirchengemeinde · 75 Jahre Thomaskirche" hat die Gemeinde eine kleine Broschüre herausgegeben, aus dieser wird nachfolgend zitiert.
Zum Download hier zwei Beiträge:
Inge und Waltraut Weischedel (†): Zur Geschichte von Kirche und Gemeinde Kaltental
Heiner Küenzlen OKR.i.R.: Kirchbau der Thomaskirche

Inhalt

Allgemeine Hinweise · Links

Chronik der Gemeinde

05.06.1887

Der Betsaal wird eingeweiht, nach 4-jähriger Planung und Bauzeit. In ihm ist auch der Kindergarten untergebracht.

10.12.1887

»In Vollmachtnahme Seiner Majestät des Königs wird von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm gnädigst genehmigt, daß in Kaltenthal eine ständige Pfarrverweserei errichtet wird«.

10.07.1892

die von der Firma Weigle, Echterdingen gelieferte Orgel wird eingeweiht

13.11.1898

aus dem KGR: Die Betsaalbühne wird gegen einen Mietpreis von 10 M. jährlich zum Hopfentrocknen zur Verfügung gestellt.

09.04.1900

Laut Konsistorialerlass wird der bisherige Pfarrverweser Richard Göller zum Pfarrer in Kaltenthal ernannt

24.08.1900

aus dem KGR: Beschluss zum Bau eines Pfarrhauses mit der Verpflichtung, den Voranschlag von 20.000 M nicht zu überschreiten.

30.09.1900

Fertigstellung des Pfarrhauses

09.12.1900

aus dem KGR: Elektrische Beleuchtung des Betsaals und des Pfarrhauses wird eingerichtet.

24.03.1911

aus dem KGR: Zwei Kaufverträge über 3000 M bzw. 3950 M. Für den Kirchbauplatz abgeschlossen. 15- bzw. 40-jährige Pachtverträge bis zur anderweitigen Verwendung der Grundstücke werden abgeschlossen.

19.12.1919

aus dem KGR: bei der Kirchengemeinderatswahl am 7. 12.1919 werden erstmals 2 Frauen in den Kirchengemeinderat gewählt.

04.04.1920

aus dem KGR: Eine kirchliche Feier zur Heimkehr der Kriegsgefangenen findet statt.

14.08.1927

Gründung des Kirchbauvereins im Betsaal.

25.10.1936

Grundsteinlegung der Thomaskirche

17.07.1938

Einweihung durch Landesbischof D.Theophil Wurm und Prälat Schrenk. Architekten: Prof. Hannes Mayer (Planung) und Hermann Eckert (Bauleitung)

11.03.1943

In der Nacht vom 10. auf 11. März wird die Kirche durch Brandbomben und Sprengbomben bei einem Luftangriff auf Kaltental zerstört.

01.01.1948

Die evang. Bewohner im Dachswald südlich der Bahnlinie werden der Thomasgemeinde angeschlossen.

22.10.1950

Wiedereinweihung der Thomaskirche durch Landesbischof Dr. Martin Haug.

1951

Einweihung der neuen Orgel in der Thomaskirche

03.05.1970

Einweihung der Dachswaldkirche

1971

Die evang. Bewohner im Dachswald nördlich der Bahnlinie werden der Thomasgemeinde angeschlossen.

1974

Das bisherige Vikariat, das seit 1936 bestand, wird in das 2. Evang. Pfarramt umgewandelt. Erster Pfarrer im Dachswald wird Pfarrer Hans Ulrich Maurer.

Mai 1979

Eröffnung der Begegnungsstätte in den renovierten Gemeinderäumen.

08.11.2008

Einweihung des Aufzugs in der Thomaskirche

Sommer 2013

Jubiläum "125 Jahre Kirchengemeinde · 75 Jahre Thomaskirche"

Quelle: Jubiläumsbroschüre (bis 2013) & Pfarramt

1.1 · Außen - Blicke auf die Kirche

von verschiedenen Standorten aus.
1.60 + 1.61: Turmhahn
1.63: Blick in die Glockenstube
1.90: Der Turm der Thomaskirche spiegelt sic h in einem Fenster der St. Antoniuskirche (gegenüber auf der linken Talseite)

Klick ins Bild vergrößert

1.2 · Außen - Ostseite

1.21

1.21

Einzig die Oberfenster an der Ostseite tragen Schmuck: Halbsäulen / Kapitelle mit Tierfiguren. (leider wegen der steilen Hanglage kaum erkennbar)
1.22a-d: Fenster ganz rechts / 1.23a-d: links daneben / etc. (4. & 5. Fenster ohne Details)
1.31: kleiner Kirchplatz und Zugang "zum 2. UG der Kirche" - gab es im Türbogen (1.32) früher ein Fresko?

1.3 · Außen - Nordseite

Die markante Nordseite / Turmfront ziert ein Fensterrelief von Helmut Uhrig (1938). Dargestellt ist die Kreuzigungsszene - Christus (1.49) mit den beiden "Schächern" (1.47 & 1.51), dazu Maria (1.48) und Johannes (1.50). Heilig-Geist-Taube über Christus. Würdigung durch Albrecht Strebel, Gegenüberstellung zum Altarfresko Göppingen 1937 s.u.

Helmuth Uhrig, Kreuzigungsgruppe

Helmuth Uhrig bei der Arbeit am Relief

Helmuth Uhrig bei der Arbeit am Relief

Quelle: Ingrid Helber (Hrsg.): Helmuth Uhrig 1906-1979. Ein christlicher Künstler aus Württemberg. Veröffentlichung des Vereins Berneuchener Haus e.V. , Horb am Neckar 2006.

Pfarrer Albrecht Strebel

Kunstwerke in der Thomaskirche

Kreuzigungsgruppe im Rundfenster von Helmuth Uhrig, 1938

Unsere Thomaskirche atmet den Geist protestantischer Nüchternheit, wie sie sich besonders zwischen den Weltkriegen in der Theologie eines Karl Barth und in der Baukunst durch den Stil des Bauhauses ausgeformt hat.

Nichts soll den Kirchenbesucher ablenken von dem zentralen Gesche-hen, von Wort und Sakrament. Der Altar mit dem einfachen, korpuslo-sen Kreuz, Kanzel und Taufstein: das sind die Brennpunkte des Gottes-dienstes, und aller künstlerische Schmuck hat die Aufgabe, auf dieses Zentrum hinzuweisen. So ist die Sparsamkeit der künstlerischen Aus-stattung durchaus Programm und nicht durch die Not der Zeit aufge-zwungen. Nur zwei Bildwerke sind es, die Grundthemen christlichen Glaubens auch bildnerisch Ausdruck verleihen: Die Kreuzigungsgruppe im Rundfenster der Chorwand von Helmut Uhrig und die geschnitzte Christus-Thomas-Gruppe an der Wand über dem Taufstein. Beide Werke stammen von schwäbischen Künstlern, die den Kirchbau - besonders nach dem Zweiten Weltkrieg - weit über unser Land hinaus mitgeprägt haben. Beide wollen mit ihrem ganzen Werk nicht mehr - und nicht weniger! - als das biblische Wort durch das Mittel der Kunst verdeutlichen.

Das Rundfenster im Chor gehört zur ursprünglichen Bausubstanz der Kirche von 1938. Sein Schöpfer ist Helmuth Uhrig, geboren 1906 in Heidenheim. Der Künstler hat außer Bildhauerei auch Architektur studiert; ihn interessiert nicht nur das einzelne Bildwerk, sondern seine Funktion im Bau. So ist seine Kreuzigungsgruppe der zentrale Blick-punkt für jeden Kirchenbesucher - jedoch in einer eigentümlichen Weise: Vom Inneren her läßt sich durch die kreuzförmige Struktur nur ahnen, was dar-gestellt ist. Der Blick des Betrachters wird sozusagen mit nach draußen genommen, die Verkündigung geht nach draußen. Christus am Kreuz ist nicht nur für die Menschen »drinnen«, sondern für alle gestorben.
So erschließt sich der volle Bildgehalt vor allem dem Beschauer, der von der Nordseite auf die Kirche zutritt: In eindrucksvoller Konzentration sind alle wesentlichen Gestalten um das Kreuz versammelt: Die Schächer zur Rechten und zur Linken, Maria und Johannes. Man spürt, daß der Künstler in der Auseinandersetzung mit dem Kubismus gelernt hat, sich auf das Wesentliche zu beschränken und zur Einheit zu fassen, was in der Geschichte ausei-nanderfällt: Kampf und Sieg, Trauer und Trost. Die Gruppe atmet romanischen Geist: Der Leidende ist zugleich der Sieger, über ihm schwebt die Taube als Zeichen der Erlösung.
Helmuth Uhrig ist auf diesem Weg der systematischen Vereinfachung und Ballung der Aussage noch weiter fortgeschritten und hat nach dem Zweiten Weltkrieg das sogenannte Sprechzeichnen entwickelt, das biblische Aus- sagen mit Hilfe einfacher, symbolhafter Zeichen ins Bild umsetzt. Damit hat er starken Einfluß auf die Religionspädagogik seiner Zeit ausgeübt.

Quelle: Gemeindebrief Nr. 81 / Jubiläumsausgabe Sept 1988

Von Pfr. i.R. Ulrich Zimmermann (Göppingen) erhielt ich den Hinweis auf das frühere Kanzelrelief der Oberhofenkirche in Göppingen. Geschaffen 1937 von Helmuth Uhrig. Das Mittelstück zeigt die Kreuzigung Christi in sehr ähnlicher Darstellung wie im Nordfenster der Thomaskirche. Man darf davon ausgehen, dass dies Holzrelief Vorbild für Stuttgart-Kaltental war.
Der künstlerische Nachlass von Helmuth Uhrig wird im Kloster Kirchberg aufbewahrt in wechselnden Ausstellungen gezeigt. Link

Uhrig stellt die drei Gekreuzigten m.E. gleichwertig dar, nicht wie in der ikonographischen Tradition einen der Schächer abgewandt / abge-wertet. Das Leiden Christi steht trotzig/trutzig gegen die Mächte im Norden und schützt die hinter ihm Versammelten. (Zimmermann)

(c) Ulrich Zimmermann

1.4 · Die Glocken

Die vier Glocken der Thomaskirche sind in den Tönen b, ges, es und des gestimmt und ergeben zusammen einen warmen es-moll-Akkord. Ihr Klang ist mit den Glocken der nahen St. Antoniuskirche abgestimmt.

Fotos folgen

Quelle: Website der Thomasgemeinde

1.5 · Informationen zum Turm

Zum Wiederaufbau nach dem Krieg schreibt Werner Füeß:

Mein Vater Robert Füeß hat zwei Seiten des Turmhelms (nach Verlosung: die zum Schloßherg zeigende Seite und die Seite zu seiner Flaschnerei ca 100 m oberhalb der Kirche in der Berneckstraße), der Kollege Gottlob Stäbler die Seite nach S- Vaihingen und die Seite nach S-Heslach zeigend ausgeführt. Beide waren Flaschnermeister am Ort, die Arbeiten erfolgten als Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg Ende der 40er Jahre.

Durch Überlieferung meines Vaters kann ich Ihnen noch mitteilen:
Die Kupfer- Tafeln 1x 2 m kamen aus der Schweiz, da in Deutschland fast kein Edelmetall lieferbar war. Die Zuschnitte für die Teilflächen waren 1/3 Tafel also 1m x 0,66 m.
Der "Wetterhahn" ist vergoldet und hat ca. 2,50 m Spannweite. (der stand in der 60er Jahren auch mal bei uns in der Werkstatt, da war eine Renovierung angesagt. Er läuft seit der Montage auf einer Glaskugel wartungsfrei. Er wurde in der Werkstatt des früheren Flaschnermeisters Eugen Müller S- Nord, gefertigt.
Der Turmhelm ist ca.18 m hoch, die Kirche vom Boden oben am Hang bis zum Helmansatz nochmal ca. 20 m, der Hang unterhalb der Kirche liegt weitere ca. 20 m tiefer, also thront die Kirche an der Spitze ca. 60 m über dem Boden.

2.1 · Exkurs: Kirchbau in Stuttgart zwischen 1921 und 1938

Am 13.7.2010 hielt Dr. Norbert Bongartz einen Vortrag "Vom edlen Wettbewerb der Konfessionen beim Kirchenbau in Stuttgart - Zur Baugeschichte der Matthäuskirche". MS hier mit freundlicher Genehmigung des Autors zum Download

In der nachfolgenden Tabelle - dankenswerterweise ergänzt von Ulrich Zimmermann im Jahr 2021 - kann man die Kirchbau-Aktivitäten beider Konfessionen in den 1920er und 30er Jahren ablesen:

Jahr

Protestantisch

Katholisch

Architekt

1921-34

 

Herz-Jesu (Gaisburg)

Clemens Hummel

1924-25

 

St,. Fidelis (West)

Clemens Hummel

1927

Andreaskirche (Obertürkheim)

 

Heinrich Maas & Horlacher

1927

 

Mariae Himmelfahrt (Degerloch)

Hugo Schlösser

1927-28

 

Christuskönig-Kirche (Vaihingen)

Alfred Schmidt

1927-28

Waldkirche (Nord/West)

Artur Bossert

1928-30

 

St. Georg (Nord)

Hugo Schlösser

1929-30

Kreuzkirche (Hedelfingen)

 

Volkart & Trüdinger

1930

Föhrichkirche (Feuerbach)

 

Schwarz

1930-31

Kreuzkirche (Heslach)

 

Rudolf Behr

1930-32

 

St. Antonius (Kaltental)

Hans Herkommer

1932-33

Brenzkirche (Nord)

 

Alfred Daiber

1933

Martin-Luther-Kirche (Sillenbuch)

 

Emil Weippert

1933

 

St. Clemens (Botnang)

Hugo Schlösser

1933-34

 

St. Josef (Feuerbach)

Hans Herkommer

1934

Steinhaldenfeld-Kirche

 

Paul Heim

1936

St. Christophorus (Wangen)

Clemens Hummel

1937

Ev. Wichernkirche (Bad Cannstatt)

 

Behr & Oelkrug

1937

Martinskirche (Nord)

Karl Gonser

1938

Michaelskirche (Neuwirtshaus)

Paul Heim

1938

Wolfbuschkirche (Weilimdorf)

 

H. Seytter

1938

Thomaskirche (Kaltental)

 

Hannes Mayer

Ulrich Zimmermann stellte mir noch eine Liste z. V. von fünf kriegszerstörten und/oder abgerissenen und anders wieder aufgebauten ev. Kirchen als Ergänzung zur obigen Tabelle:
- 1926 Stuttgart, Paul-Gerhardt-Kirche: Architekt Zacharias Schäffer Neubau; 1944 fast vollständig zerstört; Architekt Paul Heim 1951/53 Kirchenneubau
- 1928 (Stuttgart-)Bad Cannstatt, Steigkirche: Architekt N.N. Neubau ; Kriegszerstörung; Architekt N.N. 1966 Neubau Gemeindezentrum mit neuer Steigkirche
- 1928 Stuttgart Ost, Lutherhauskirche: Architekt Zacharias Schäffer Neubau als Reformkirche = Kirchensaal, Gemeinderäume, Kindergarten und Wohnungen sind unter einem Dach vereint. Gut erhaltenes Beispiel für die Architektur der "Stuttgarter Schule" mit expressionistischen Elementen; auf Dauer war das Gebäude in seiner ursprünglichen Form jedoch für die Gemeinde nicht mehr finanzierbar, deshalb wurde der Kirchsaal im Jahr 2009 aufgegeben und das gesamte Gebäude in Wohneigentum umgebaut. Einweihung des neuen Gemeindehauses bei der Lukaskirche: Okt. 2016
- 1931 (Stuttgart-Untertürkheim-)Luginsland, Alte Gartenstadtkirche: Architekt R. Behr Neubau; jetzt: Gemeindehaus, da 1968 Kirchenneubau
- 1934 (Stuttgart-)Degerloch, Hoffeld-Kirche: Architekt Werner Klatte & Weigle 1934 Neubau; Abriss 2006; Architekt Martin Stockburger 1989 Kirchenneubau

Eine Übersicht über die mehr als 50 Stuttgarter katholischen Kirchen findet man auf Wikipedia als Teil der Liste der Sakralbauten in Stuttgart..

2.2 · Historische Fotos & Dokumente

Im Archiv der Kirchengemeinde und im Stadtarchiv Stuttgart befinden sich einige Dokumente - hier zum Download bereitgestellt:

A) Zur Einweihung der Kirche am 17.07.1938:

Predigt Landesbischof Wurm (mit sehr bemerkenswerten Aussagen zur (kirchen-)politischen Situation und zur aktuellen Kirchenarchitektur)
Kurze Notiz im Evangelischen Gemeindeblatt vom 24.07.1938 (spätere Abschrift)

B) Zur Wiedereinweihung am 22.10.1950 und später

Programm des Festgottesdienstes
Ansprache von Bürgermeister Hirn
Presse vor und nach der Wiedereinweihung
Korrespondenz Juli 1951 mit der Stadt bezüglich Uhr und Glocken
Fa. Kurtz Angebot 27.07.1955 neues Glockengeläut

3.1 · Innen Übersicht

3.21 - 3.23: alte Glocke - oben: Heinrich Kurz (= Glockengießer) / Inschrift "Kaltenthal 1877"

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3.2 · Innen - ein Vergleich: 1938 / heute

Sehr persönliche Gedanken von Ulrich Zimmermann zur Nachkriegsgestalt:

Die Fach- und Tragwerkstruktur (alt: grazil, Leichtigkeit; neu: Beton, schwer) mit den hellen Putzgefachen und die dadurch bessere Raumhelligkeit vor dem dunkleren Turmchor passten 1938 perfekt zueinander. Die Nachkriegsversion stellt das auf den Kopf. Eine Chor-Ausleuchtung ist gut gemeint, aber aussagefremd und stört die Schattenriss-Absicht von innen nach außen. Die alte Einzelbestuhlung war filigran und modern-flexibel, die "neuen" Bankreihen: sehr massiv. Die Materialwahl 1938 zeittypisch angemessen: einfach, sparsam, Gänge in Ziegelstein, seit 1950 oder später: wertige große Fliesen. Der bauzeitliche Charakter der Kirche mit einem Hauch von Bescheidenheit, minderheitlichem Provisorium und akzeptiertem Unbehaustsein.

4 · Chor

Der schlichte Chorraum wird geprägt durch den Altar und das Rundfenster, das die Nordwand außen so markant dominiert. Hierzu Ulrich Zimmermann:

"Das Sandsteinmaterial und die Thematik des Kaltentaler Nordfensters im Tuffmauerwerk wirkt auf mich bewusst herausfordernd gegen Norden (in der christlichen Ikonographie die Richtung, aus der das Bedrohliche/Böse kommt, ohne Sonnenlicht und Wärme). Die gesamte Nordfront erscheint mir wie ein Schutzschild, mit dem Rundfenster als Schildbuckel (kubistisch-blockhaft gestaltet, bewusst mit der Kreuzesbotschaft/Bildaussage/Predigt nach außen gerichtet, ohne vollplastische Bearbeitung, Innen-Bearbeitung unnötig, da die Gemeinde die nach außen gerichtete Botschaft kennt und sich hinter ihr versammelt (nach innen hören, nach außen sprechen). Das Rundfenster wirkt bei mäßig hellem Turmchor nach innen wie ein Scherenschnitt; die Farbglaseinlage der 1950er Jahre ist für mich nicht nur unnötig - Nordfenster ohne Sonnenlicht müssen nicht durch Farbverglasung gedimmt werden -, sondern sogar störend, besonders dann, wenn eine Innenbeleuchtung den auch noch geweißelten Chor erhellt. Die bauzeitlichen Innenaufnahmen zeigen die offenbar gewünschte Fensterwirkung: der Hell-Dunkel-Kontrast ist Teil der künstlerischen Aussage."

In Bild 4.07 habe ich das Relief von außen - horizontal gespiegelt - als Montage darüber gelegt, so dass die Konturen verstehbar werden.

5.1 · Kanzel & Taufstein

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5.2 · Der ungläubige Thomas (Wandrelief von Ulrich Henn 1950)

Aus dem Johannes-Evangelium, Kapital 20:

24 Thomas aber, der Zwölf einer, der da heißt Zwilling, war nicht bei ihnen, da Jesus kam. 25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den HERRN gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Es sei denn, daß ich in seinen Händen sehe die Nägelmale und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, will ich's nicht glauben. 26 Und über acht Tage waren abermals seine Jünger drinnen und Thomas mit ihnen. Kommt Jesus, da die Türen verschlossen waren, und tritt mitten ein und spricht: Friede sei mit euch! 27 Darnach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und siehe meine Hände, und reiche dein Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein HERR und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm: Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, glaubest du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Pfarrer Albrecht Strebel

Kunstwerke in der Thomaskirche
Thomas begegnet dem Auferstandenen von Ulrich Henn, 1950

Die Figur des Jüngers Thomas, der unserer Kirche den Namen gab, stammt von Ulrich Henn, geb. 1925 in Schwäbisch Hall, und ist eine Stiftung von Professor Mayer, dem Architekten der Kirche. Seine künstlerische Begabung wurde durch die schweren Erlebnisse des Krieges und der Gefangenschaft geweckt; dort hat er spontan und zunächst mit primitiven Mitteln zu schnit- zen begonnen. Später wandte er sich auch dem Bronzeguß zu. Viele Kir- chentüren unseres Landes — z. B. an der Stuttgarter Stiftskirche, aber auch bis New York — stammen von seiner Hand.

Die Christus-Thomas-Gruppe, aus einem Eichenblock geschnitzt, zählt zu den frühen Arbeiten Ulrich Henns. Er stellt nicht den sprichwörtlichen »ungläubigen« Thomas dar, sondern den Moment, wo der Jünger, über- wältigt von der Gegenwart des Meisters, niedersinkt und als erster Jünger das Bekenntnis ausspricht: »Mein Herr und mein Gott«. Das immer wieder umstrittene Wagnis, den auferstandenen Jesus darzustellen, ist hier ein- drücklich bestanden: leibliche Nähe und zugleich Unnahbarkeit, Mensch und Gott, das nach unten und nach oben Weisende in der Geste der Hände — das macht hier jene Einheit anschaulich, die im Dogma mit den Worten »wahrer Mensch und wahrer Gott« beschrieben wird. Und die kniende Gestalt des Thomas kann dem Betrachter das deutlich machen, was Jesus damals seinem Jünger gesagt hat: »Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.« In solchem Glauben bestärkt Henns Plastik durch die Jahre hindurch alle Besucher unserer Kirche, die dort das Wort Gottes hören, die Sakramente feiern oder sich zu stiller Betrachtung sammeln.

Quelle: Gemeindebrief Nr. 81 / Jubiläumsausgabe Sept 1988

Pfarrer Siegfried Kleih

"Der Namensgeber der Thomaskirche"

Thomas gehört zu den nachdenklichen und sensiblen Menschen, die Jesus gefolgt sind. Er spürt stärker den wachsenden Widerstand gegen Jesus. Und er ist bereit mit Jesus zu sterben. Er ist ein Kämpfer, wie Petrus.

Als Jesus verhaftet und gekreuzigt wird, zieht er sich zurück. Alle seine Hoffnungen sind zerbrochen. Er ist völlig durcheinander. Er weiß nicht wie es weitergehen soll. Er braucht Zeit für sich allein, um im Kopf wieder klar zu kommen. So ist er nicht dabei, als Jesus vom Tod aufer- standen im Kreis seiner engsten Vertrauten erscheint. Als sie Thomas begeistert davon berichten, sagt er: "Ich kann's nicht glauben, bevor ich nicht meine Finger in seine Nägelmale gelegt habe!"

Das nächste Mal, als Jesus den Seinen wieder erscheint, ist auch Thomas dabei. Jesus zeigt seine Wundmale und spricht ihn persönlich an: "Lege deine Finger in meine Male...!" Thomas darf wie ein kleines Kind tasten, um sich zu überzeugen von dem unbegreiflichen Ereignis, dass Jesus der Gekreuzigte, lebt.

Tastend begreift er, was gedanklich schier unfassbar ist. Diese Erfah- rung bringt sein Leben ins Lot. Und er erkennt - mehr mit dem Herzen als mit dem Verstand - dass Jesus Gottes Sohn ist, der auch uns aus dem Tod errettet und unser Leben heil macht. Die tiefsten Dinge im Leben verstehen wir nur mit dem Herzen gut.

Quelle: Website der Thomasgemeinde

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6 · Schiff West- & Ostwand

Vor der Kriegszerstörung (1943) "...sah sie etwas anders aus, als heute: Stühle statt Bänke, Holzsäulen statt Beton, die Wände des Mittelschiffs ein Holzfachwerk, heute ein schönes Sichtmauerwerk" (Heiner Küenzlen).
Fünf Wandsegmente - von vorn (N) nach hinten (S) - links die Bergseite (W), rechts die Talseite (O). Am Ende zwei Darstellung des Kreuzes in Segment 3 (Mitte des Kirchenschiffs).

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7 · Die Orgel

Die Orgelrenovierung der Thomaskirche im Jahre 2010

Die beim Luftangriff im Jahre 1943 zerstörte erste Orgel der Thomas- kirche wurde 1951 von der Orgelbaufirma Friedrich Weigle neu erbaut (opus 894).

Etwa ab 2008 zeigte sich, dass das verwendete Nachkriegsmaterial teilweise nur eine beschränkte Lebensdauer hatte. Am Spieltisch versagten zunehmend vor allem Registerschalter und erschwerten das Orgelspiel gravierend. Deshalb wurde eine kostspielige Reparatur immer dringender, die allein aus Opfererlösen nicht zu finanzieren war.

Ein Faltblatt mit Bildern der Orgel und ihrer Schäden und der Dar- stellung der Reparaturmöglichkeiten erläuterte das Problem und rief zu Sonderspenden für die Orgel auf. Das Echo dazu aus der Gemeinde war geradezu anrührend: Innerhalb eines halben Jahres kamen ca. 15.000 Euro zusammen, sodass im Jahre 2010 die Reparatur durch die Orgelbaufirma Mühleisen erfolgen konnte.

Bei dieser Gelegenheit konnte auch der lange geplante Einbau einer modernen elektronischen Setzeranlage realisiert werden: Mit ca. 4000 einfach aufrufbaren freien Kombinationen für die Orgelregister wird die Bedienung der Orgel außerordentlich vereinfacht. Die Disposition der Orgelregister wurde nicht verändert.
Seither erklingt die Orgel wieder als Königin der Instrumente in ihrer vollen Vielfalt mit rund 3000 Pfeifen in 32 klingenden Registern mit ihren vielfältigen Klangfarben.
Hubert Mohs

Disposition

Pedal

I. Manual

II. Manual

III. Manual (Rückpositiv)

1 Prinzipal 16'
2 Subbaß 16'
3 Oktavbaß 8'
4 Pommer 4'
5 Hintersatz 5 fach
6 Posaune 16'
7 Trompete 8'
8 Schalmey 4'

9 Trompete 8'
10 Mixtur 6 fach
11 Rauschpfeife 2 fach
12 Nachthorn 4'
13 Oktave 4'
14 Gemshorn 8'
15 Prinzipal 8'
16 Quintade 16'

17 Flöte 8'
18 Salicional 8'
19 Prinzipal 4'
20 Blckflöte 4'
21 Feldflöte 2'
22 Nasat 2 2/3'
23 Terz 1 3/5'
24 Scharff 4 fach
25 Dulzian 16'
26 Oboe 8'

33 Gedackt 8'
34 Rohrflöte 4'
35 Prinzipal 2'
36 Spitzquinte 1 1/3'
37 Scharffzimbel 3 fach
38 Krummhorn 8'

Zungen ab
6 Posaune 16'
7 Trompete 8'
8 Schalmey 4'
9 Trompete 8'
25 Dulzian 16'
26 Oboe 8'
38 Krummhorn 8'

Koppeln
27 I/P
28 II/P
29 III/P
30 II/I
31 III/I
32 III/II

Piano-Plenum ·Tutti
Freie Kombinationen: Fr. Komb. I · Fr. Komb. II · Fr. Komb. III · Ped.Komb. I · Ped.Komb. II
Setzeranlage mit 4000 programmierbaren Kombinationen

Aus der Opusliste der Orgelbaufirma Weigle (mit bestem Dank an Fa. Mühleisen für diese Info):
Opus 894 · Baujahr 1950 · 70569 Stuttgart-Kaltental, evang. Kirche St. Thomas · II Manuale und Pedal, 32 Register
I. Baustufe: Rückpositiv 6 Register, im Pedal 2 Register
II. Baustufe 1963, Endausbau 1968
elektropneumatische Spiel- und Registertraktur · rückpositiv Taschenladen · Pedal Kegelladen

8 · Treppenhaus, Gemeinderäume

8.1 + 8.2: Eingangsebene - Zugang zum Kirchenraum (links) und dem "Dietrich-Bonhoeffer-Saal" Im 21. Jahrhundert nachträglich Aufzug zu den beiden UGs eingebaut.
8.04 - 8.07: Treppenabgang ins 1. UG
8.08 - 8.11: Flur & Gemeinderäume im 1. UG
8.12: Treppenaufgang aus dem 2. UG zum 1. UG

Impressum

Thomaskirche Stuttgart-Kaltental fotografiert am 09.05. + 18.07.2022 + 08.03.2023
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 10.03.2023 (149 Bilder) SDG
(c) 2023 Foto-Kunst Andreas Keller

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