Reutlingen · Christuskirche
Inhalt
Allgemeine Hinweise · Links
- 1 · Außen
- 2.1 · Grundriss & Grundstein
- 2.2 · Innen Überblick
- 3.0 · Taufstein & Taufbild, Wandteppich
- 3.1 · Ambo und Altar
- 3.2 · Kanzel (Jakob Wilhelm Fehrle)
- 4 · Die Wandgemälde im Chor von Walter Kohler - das Altarfenster von Gudrun Müsse Florin
- 5.1 · Die Engel von Hermann Wilhelm Brellochs (1936)
- 5.2 · Die Bogenfelder von Martin Scheible (1953)
- 5.3 · Biblische Gestalten über den Pfeilern im Mittelschiff von Ulrich Henn (1954)
- 6 · Kreuzweg der Versöhnung von HAP Grieshaber
- 7.1 · Gemeindesaal & 7.2 · Kapelle / Kleiner Saal
- 7.3 · Historische Leuchter
- 8.1 · Empore & Orgel
- 8.2 · Kirchenmusik an der Christuskirche
- 9.1 · Turm: Läut- und Uhrenwerk der Ulmer Turmuhrenfabrik Philipp Hörz
- 9.2 · Turm: Die Glocken
- 9.3 · Ausblick vom Turm
- 10 · Historische Dokumente
- 11 · Umbau in ein diakonisches Zentrum
- Impressum
Chronik der Christuskirche (Auszug)
Die Informationen 1933 - 1936 sind der Festschrift zur Einweihung entnommen (s.u.), 1939ff aus verschiedenen Quellen.
13.07.1933 |
Festlegung des heutigen Kirchbauplatzes |
07.04.1934 |
Kaufvertrag abgeschlossen |
06.08.1934 |
Ausschreibung des Wettbewerbs für den Bau der neuen Kirche |
06.12.1934 |
Entscheidung des Preisgerichts. 1. Preis an Reg.baumeister Architekt Hannes Mayer, Stuttgart-Kaltental |
27.03.1935 |
Unterzeichnung des Vertrags mit Reg.baumeister Mayer als Baumeister und mit Architekt Ehmann, Reutlingen, als örtlichen Baumeister |
24.05.1935 |
Baugenehmigung durch den Evang. Oberkirchenrat, Stuttgart |
21.06.1935 |
1. Ausschreibung von Bauarbeiten |
27.06.1935 |
Der Gesamtkirchengemeinderat legt den Namen fest: Christuskirche |
09.07.1935 |
Städtische Baugenehmigung erteilt |
22.07.1935 |
1. Spatenstich |
08.09.1935 |
Grundsteinlegung |
28.11.1935 |
Richtfest |
11.12.1935 |
Glockenguss der Fa. Kurtz, Stuttgart |
30.03.1936 |
Glockenempfang |
06.11.1936 |
Die Turmuhr schlägt zum ersten Mal |
29.11.1936 |
Einweihung der Kirche |
24.11.1937 |
Vollendung der Fresken im Chor (Walter Kohler) |
1942 |
Drei der 4 Glocken werden abgenommen und für Kriegszwecke eingeschmolzen |
15.01.1945 |
Beschädigung der Christuskirche durch Bomben |
24.09.1950 |
2 neue Glocken werden eingefügt |
31.05.1953 |
Einweihung der 4 Bogenfelder von Martin Scheible |
27.02.1954 |
6 Biblische Gestalten über den Pfeilern im Mittelschiff (Ulrich Henn) |
08.03.1956 |
Mit der "Großen" Glocke ist das Geläut wieder vollständig |
1976 |
Stiftung eines neuen Altarkreuzes |
1986 |
Neu: Küche nördl. des Gemeindesaals; WCs östl. des Wendelsteins |
15.10.1989 |
In das bislang "leere" Chorfenster gestaltet Gudrun Müsse Florin das Farbfenster |
06.12.1992 |
Neu: Ambo (Müsse Florin / Zimmermann) & neue Paramente (Müsse Florin) |
30.11.1997 |
Kreuzweg der Versöhnung (HAP Grieshaber) |
1999 |
Umbau des Nordflügels |
Informationen
Die Christuskirche in Reutlingen wurde von Reg.-Baumeister Hannes Mayer gebaut und am 29.11.1936 eingeweiht. Informationen zu Entstehung, Wettbewerb, Ausgestaltung etc. findet man in Kap. 10 mit zahlreichen Dokumenten aus dem Landeskirchlichen Archiv Stuttgart.
Die Darstellung auf dieser Website zeigt den Zustand im Jahr 2023, ein Zustand, der nicht mehr allzu lange so zu sehen und erleben sein wird, denn die Kirche wird umgebaut. Finanziellen und vielen anderen Gründen folgend wird hier ein Diakonisches Zentrum entstehen. Darüber am Ende dieser Seite einige Hinweise (Kap. 11).
Auf der Website der Kirchgemeinde wird die Christuskirche mit wenigen Sätzen beschrieben. Kurze Hinweise bei Wikipedia und auf www.kirchbau.de
2006 erschien ein ausgezeichneter Kirchenführer, reich bebildert, Texte von Pfr. i. R. Ernst-Ullrich Schmidt, hrsg. von der Christuskirchengemeinde. Exemplare liegen in der Kirche auf. Mit freundlicher Genehmigung wird hieraus öfters zitiert.
Am ausführlichsten beschreibt Bärbel Schwager in einem großen Aufsatz die Entstehung der Christuskirche. Erschienen in den Reutlinger Geschichtsblätter, Jahrgang 2019, Neue Folge Nr. 58 hrsg. vom Stadtarchiv Reutlingen und dem Reutlinger Geschichtsverein. S. 155 - 201
2000 erschien im Diakonie-Verlag Reutlingen ein exzellentes Buch (Sigrid Gänzle) über den "Kreuzweg der Versöhnung" von HAP Grieshaber. ISBN: 3-930061-68-6. Details s.u. Kap. 6
Die an Bau und Ausstattung Beteiligten
Hannes Mayer (13.06.1896 - 03.01.1992) gewann 1934 den Kirchbau-Wettbewerb. Assistent von Paul Schmitthenner, den er lt. Wikipedia bei der Planung der Kochenhof-Siedlung in Stuttgart unterstützte (der "Gegenentwurf" zur Weißenhof-Siedlung / zur Brenzkirche). Mayer realisierte zwei Jahre später die Thomaskirche in Stuttgart-Kaltental (wo er zu Hause war) mit vielen Ähnlichkeiten zur Christuskirche (s. dazu auch Schwager in RGB 2019).
Dekan Immanuel Friz (1872 - 1941) kam 1927 von Ulm nach Reutlingen und betrieb den Neubau mit großem Nachdruck. Hierüber siehe Artikel Schwager. Neben Schmitthenner und Mayer berieten ihn der Pfarrer der Katharinengemeinde Ernst Knapp und der Oberkirchenrat Georg Kopp (Stuttgart).
Künstlerinnen und Künstler:
Hermann Wilhelm Brellochs (1899 - 1979): Die beiden Engel (Chorschulter)
Jakob Wilhelm Fehrle (1884 - 1974): Kanzel
HAP Grieshaber (1909 - 1981): Kreuzweg der Versöhnung
Ulrich Henn (1925 - 2014): Holz-Kruzifix in der Kapelle, 6 Biblische Gestalten (Pfeilerfiguren), Glockenzier der Großen Glocke von 1956
Walter Kohler (1903 - 1945): Altarfresko
Kurtz Glockengießerei: 4 Glocken
Rudolf Müller (1903-1969): Taufbild
Gudrun Müsse Florin (* 1935): Altarfenster, Ambo, Paramente
Martin Scheible (1873 - 1954): Bogenfelder über den Türen
Helmuth Uhrig (1906 - 1979): Bildhauerarbeiten (Reliefs über den Eingängen, Taufstein, Altar, Figuren am Turm)
Rudolf Yelin d.J. (1902 - 1991): Wandteppich zur Taufe
Paul Zimmermann (* 1939): Ambo
1 · Außen
Klick ins Bild öffnet Bildergalerie (19 Bilder)
„Das Relief am Haupteingang. Die neue evangelische Kirche in Reutlingen trägt den stolzen Namen Christuskirche. Was ist nahe liegender als Christus umgeben von den Symbolen der Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes darzustellen. Der Haupteingang am Turm soll dem Besucher schon sagen: Du betrittst hier eine evangelische Christuskirche.
Der Architekt bestimmt die Stelle, in gewissem Sinn auch die Form der Bildhauerei, der Bildhauer hat sich, so gut es in seinen Kräften steht, in den Gedankengang des Architekten, in sein bauliches Wollen einzuleben.
Am Hauptportal einer Kirche treffen sich Bildhauerei und Architektur und sollen gemeinsam sprechen.
Wie weit es mir gelungen ist, meine Bildhauerei in den Dienst der Kirche zu stellen, mag der Beschauer selbst beurteilen. Er möge dabei bedenken, dass der Stein, in dem das Relief geschaffen wurde, grobkörniger und sehr löcheriger Tuff ist. Tuff verträgt nur große, in sich geschlossene, scharf umrissene Formen. Jegliche Kleinlichkeit muss verschwinden. In einfacher, schlichter, möchte fast sagen harter Bildnerei muss das gesagt werden, was dem Hauptportal der evangelischen Christuskirche gemäß ist.
Das Gleiche gilt für das Relief an der Nordseite.
Auch hier als Material Tuff; dazu keine Sonne, nichts, was die Bildhauerei lebendig und locker macht. Es bleibt dem Bildhauer hier nichts anderes übrig, als außer dem Meißel auch noch die Farbe in seinen Dienst zu stellen. Der Sturm auf dem Meer, dargestellt in architektonisch richtiger, bildhauerisch klarer Form. Keine Nebensächlichkeiten, keine Spielereien, dazu ist das Material zu anspruchsvoll und das Thema zu ernst.
Drei Schalllochfiguren am Turm, fast 30 Meter vom Beschauer entfernt, kann er sie niemals aus der Nähe betrachten. Die Form muss deshalb auch hier groß sein, auf Einzelheiten verzichten und nur durch ihre Einfachheit sprechen.
Gegen Osten die Taube, die den neuen Tag begrüßt, gegen Süden der Adler, der die Schlange [das Böse] überwunden, und gegen Westen der Pelikan, der Opfertod [für das Leben seiner Jungen], der sterbende Tag."
Helmut Uhrig (aus der Festschrift zur Eröffnung der Christuskirche 1936)
2.1 · Grundriss & Grundstein
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Grundstein (im westlichen Eingangsbereich) · Programm & Text der Urkunde zum Download
2.2 · Innen Überblick
2.01 - 2.06: Blick zum Chor
2.07 + 2.09: Blick vom Chor zur Orgelempore
2.10: Blick von der Orgelempore zum Chor
Klick ins Bild startet Diashow (10 Bilder)
„Tritt man durch die zwei Haupteingänge, am Turm oder im Nordhof (über den Türen Arbeiten des Bildhauers Uhrig), oder durch die Nebeneingänge in den Kirchenraum, so ist man, gerade noch von der bescheidenen Höhe des Äußeren beeindruckt, von der Höhe des Raums überrascht. Der Raum setzt sich in seinem Aufbau ähnlich der altchristlichen Basilika zusammen aus zwei Nebenschiffen und dem mittleren Hochschiff. Der Höhepunkt des Hochschiffes ist der Chor: hinausgerückt, jenseits der überdeckten Gemeinde, schon gleichsam in den freien Himmel weisend. - Man möchte ihn am liebsten unmittelbar darüber haben. - Hier steht der Altar.
Die Kanzel (Prof. Fehrle), der Taufstein (Bildhauer Uhrig) und das Taufbild (Rudolf Müller) schließen den Raum der versammelten Gemeinde; die beiden Engel (von H. W. Brellochs) bilden das Tor, hinter dem sich im Wandbild (Walter Kohler) die ungeheure Größe der christlichen Offenbarung darstellt: die ganze Sieghaftigkeit dieser christlichen Auffassung, vom Alten zum Neuen Testament fortschreitend. Erst im Frühjahr des kommenden Jahres kann wegen der ungünstigen Lichtverhältnisse im Winter die zweite Hälfte des Bildes fertiggestellt werden.“
Hannes Mayer (Auszug aus der Festschrift zur Einweihung 28.11.1936 – Vollständiger Text dort.)
3.0 · Taufstein & Taufbild, Wandteppich
3.01 - 3.04: Taufstein (Helmuth Uhrig)
3.05 + 3.06: dahinter an der rechten Chorschulter: Taufbild (Rudolf Müller)
3.07: linkes Seitenschiff, Stirnwand: Wandteppich (Rudolf Yelin d.J.)
Klick in ein Bild vergrößert
Zur Entstehung des Taufbildes (3.05 + 3.06) von Rudolf Müller siehe 1025 Historische Dokumente.
Aus der Festschrift 2006 (Pfarrer Ernst-Ullrich Schmidt) :
"Der Künstler hat es in der gleichen Technik gemalt, die Walter Köhler beim Altarbild angewendet hat: Tagschichten-Fresko.
„Es wird für jeden Tag der zu bemalende Wandteil mit Kalkmörtel frisch aufgetragen. Es wird dann in den frischen Putz hinein nass in nass gemalt. Diese Malart ist uralt und gehört zu dem Haltbarsten. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die Farben eine wunderbare Leuchtkraft haben."
In der Festnummer des Evangelischen Gemeindeblatts für Reutlingen zur Einweihung der Christuskirche heißt es weiter:
„Das Bild greift in seiner Darstellung in unsere Zeit herein: der Kampf um Christus. Christus steht neben Pilatus vor dem Richthaus. Das aufgewiegelte Volk kennt nur Spott und Hohn für den Dorngekrönten. Die Angriffe zerschellen aber an der majestätischen Ruhe Christi."
Biblische Vorlage für das Tauffresko ist Johannes 19. Pilatus will den Gefangenen Jesus wieder loswerden. Er findet keine Schuld an ihm, was ihn allerdings nicht hindert, Jesu foltern und verspotten zu lassen.
Mit den Worte: Seht, welch ein Mensch! Ecce homo! - will Pilatus die aufgebrachte Menschenmeute beruhigen. Seht, das ist er nun! Was empört ihr euch? Ein schwacher, machtloser Mensch. Das hasserfüllte Kreuzige! Kreuzige! schlägt ihm als Antwort entgegen. Ein Mann streckt die geballte Faust seiner Linken gegen den gefesselten Jesus.
Dieses Bild provoziert und macht der Gemeinde klar, dass es sich bei der Taufe nicht um ein privates, dekoratives Ereignis handelt, sondern um ein „Eintauchen" in die Nachfolge Jesu. Und dabei kann es sehr gefährlich werden.
Christen in der Nachfolge Jesu haben in der Nazi-Diktatur diese geballte Faust am eigenen Leibe gespürt: Dietrich Bonhoeffer, Martin Niemöller, Paul Schneider und viele andere.
Das Bild von Rudolf Müller ist mutig. Es gab inmitten der atheistischen Angriffe der Nazis Orientierung: Als Getaufter muss ich Gott mehr gehorchen als den Menschen, weil ich erkenne - was der aggressiven Meute und auch Pilatus bei seinem berühmten Satz verborgen blieb: Ecce homo! Seht, welch ein Mensch! - Seht, so irdisch-machtlos Jesus auch lebt, er ist doch Gottes Sohn. Seht, wie wahrhaftig und wirklich Gott Mensch geworden ist!
1936 hilft Rudolf Müller dem Betrachter, eine widerständige Position zum gottlosen Zeitgeist zu suchen und zu finden.
Der Anlehnungsbereitschaft an den Zeitgeist, die uns Evangelischen nicht ganz zu Unrecht nachgesagt wird, werden bis auf den heutigen Tag durch das Taufbild Rudolf Müllers Grenzen aufgezeigt.
Mit der Verknüpfung von Johannes 19 und der Taufe hat der Künstler ein Unikat für die Christuskirche geschaffen. Es gibt in der Kunstgeschichte nichts Vergleichbares!
Kurios, aber mehr noch befremdend, ist die „Leidensgeschichte" dieses Bildes. Im Jahre 1953 wurde es mit einem Wandteppich, gefertigt nach einem Entwurf von Rudolf Yelin, verhängt. Acht Jahre nach dem Krieg hielt man der Provokation der geballten Faust offenbar nicht mehr stand oder hielt sie für überholt und meinte, den Taufraum „verschönern" zu müssen. Unbegreiflich!
Mit keinem Wort erwähnt der Bericht vom Einweihungsgottesdienst die „Verhüllung" des Taufbildes: „Über dem Taufstein befindet sich der neue, handgewobene Wandteppich aus der Werkstatt der hiesigen Weberei Starke, entworfen von Rudolf Yelin. Der Teppich zeigt im Oberteil den als große Taube herniederschwebenden Heiligen Geist, der in die chaotischen Wasser herabstürzt. Die Überschrift kündet der Gemeinde Jesu: Der Herr ist nahe! Unten lesen wir den Bibelspruch: Wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft."
33 Jahre blieb das Tauffresko der Gemeinde verborgen, bis es 1986 - im Zusammenhang mit dem 50-jährigen Jubiläum der Christuskirche - wieder entborgen wurde. Dies geschah im Gespräch und mit Zustimmung der Gemeinde.
Der schöne Wandteppich von Rudolf Yelin hat einen anderen Platz im Kirchenraum gefunden."
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Schon in der Festschrift 1986 (50 Jahre) beschreibt Pfarrer Ernst-Ullrich Schmidt diese erstaunliche "Bilderverhängung" durch die Gemeinde und Rudolf Yelin im Jahr 1953. Text zum Download. Wie in den Historischen Dokumenten nachzulesen, hatte Yelin 1935 sich auch um den Auftrag des Taufbildes beworben, wurde aber seinerzeit nicht gewählt...
3.1 · Ambo und Altar
3.10: Ambo entworfen von Gudrun Müsse Florin, ausgeführt von Kunstschmied Paul Zimmermann. Paramente neu von Gudrun Müsse Florin. Eingeweiht am 06.12.1992 - Informationen
3.11 - 3.14: Altar von Helmuth Uhrig (Kelch inmitten einer Dornenkrone)
3.15 + 3.16: Altarkreuz von Ernst Gestrich (1976) siehe auch Stadtarchiv Reutlingen und Artikel Schwager
3.2 · Kanzel (Jakob Wilhelm Fehrle)
3.21 + 3.22: Gesamtansicht
3.23: Christgeburt
3.24: Taufe Jesu
3.25: Die Bergpredigt
3.26: Die Erweckung des Lazarus
3.27: Auferstehung Christi
3.40: Gipsabdruck von 3.25 (Bergpredigt) - in der Sakristei aufgehängt
4 · Die Wandgemälde im Chor von Walter Kohler - das Altarfenster von Gudrun Müsse Florin
Die Beschreibung des Altarfreskos hat Hartmut Heinrici im Jahre 1986 aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Christuskirche verfasst. Sie wurde in der Schrift „Zwischen gestern und morgen, 50 Jahre Christus-Kirchengemeinde Reutlingen" veröffentlicht.
Die nun vorliegende Fassung wurde überarbeitet (verantwortlich Pfarrer i. R. Ernst-Ullrich Schmidt) und in zwei Punkten korrigiert. (aus der Festschrift 2006)
."Bilder wollen gelesen sein wie ein Buch. Das Altarbild ist mehr als eine Bildgeschichte, die uns an längst Bekanntes oder Vergessenes erinnert. Vom Gekreuzigten her werden die Zusammenhänge von Gott und Welt, einst und jetzt, Leben und Tod verändert. Im Werk Kohlers begegnet uns ein typisch evangelischer Altar. ... In den Jahren, in welchen der Protestantismus seine Orientierung zu verlieren drohte, wurde eine Gemeinde an das Wort vom Kreuz erinnert. Aber auch die Zehn Gebote als das Geschenk, das Israel der zivilisierten Menschheit gemacht hat, tauchen auf. D. Martin Luther hat sie in seinem Katechismus eingeschärft. Die Predigt des Gesetzes und die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium sind für ihn bleibend wichtig. Sie wird in diesem Altarbild veranschaulicht. In der Gesamtheit sehen wir Gnadenbilder. Sie entsprechen dem Wort an Paulus:
„Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig" (2. Korinther 12,9). Christi Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung. "
Hartmut Heinrici, Dekan in Reutlingen 1980-1989, verstorben am 28. Dezember 1993
Die Darstellung dieser Bilder-Bibel ist so umfangreich, dass sie auf einer gesonderten Seite gespeichert ist.
Dort auch das Altarfenster (1989) von Gudrun Müsse Florin,
==> Link
5.1 · Die Engel von Hermann Wilhelm Brellochs (1936)
„…Bei der Überlegung, was ich über Engel schreiben soll, fällt mir vor allem die Frage auf: Was sind denn eigentlich Engel? –
Damals – ich war noch bei den Eltern zu Hause – durfte ich unter dem strahlenden Tannenbaum einen „lebendigen“ Engel sehen, und während ich mit meinem Brüderchen die hohe Stimme singen hörte: „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, „verschwomm“ der goldene Engel vor meinen tränenden Augen und aufgeregt lag ich darauf in Mutters beruhigenden Armen. O, schöne Weihnacht zu Hause.
Ein Jahr später fiel ich vom dritten Stockwerk auf die Straße, ich mußte darauf ins Bett, obwohl mir nichts geschah. Damals hing über meinem Bettchen das Bild eines Schutzengels. Lange, lange sah mich der Engel lächelnd an, ich schlief ruhig ein. Abend für Abend betete die Mutter mit mir dort. – Erinnerungen weit zurück. - -
„Haben Sie mal einen Engel gesehen?“ frugen mich viele, während ich vor einigen Wochen bei der Arbeit war.
Hoch über dem Altar knien sie nun, schwenken ein in den Chor, dem Chorfenster zugewandt. Ein kräftiges Licht fließt über Köpfe und Hände, spielt mit dem langen Haupthaar, das in schweren Locken lang herunterfällt. Körper und Flügel leiten im Halbdunkel über in die Chorwand, die dem Licht abgekehrt ist.
Fast blendet es uns, wenn man zu den Köpfen hinaufsieht, die die Augen geschlossen halten. –“
H. W. Brellochs.
(Auszug aus der Festschrift zur Einweihung 28.11.1936)
5.2 · Die Bogenfelder von Martin Scheible (1953)
(Überarbeitete Fassung eines Berichtes von der Einweihung der neugeschaffenen Werke, 1953 - aus Festschrift 2006):
Die Bogenfelder (Tympana) über den vier Ausgangstüren wurden von Martin Scheible gestaltet. Sie bilden ein kleines Bilderbuch und stellen je eine Erzählung aus dem Neuen Testament dar. Diese vier Holzreliefs ... stehen unter dem Gesamtthema: Die Wirkungen des verkündigten Worts. Diese sind:
Umkehr und Heimkehr Lukas 15,11-24
Nordausgang
Dies veranschaulicht das Gleichnis vom verlorenen Sohn ... Er ist umgeben von Schweinen, aber das Elend ist vorüber, die Schuld vergeben, der Vater umarmt den Heimgekehrten in sichtlicher Ergriffenheit und schon steht hinter beiden eine Magd mit dem gefüllten Weinkrug für das Festmahl.
Barmherzigkeit Lukas 10,29-37
Südostausgang
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter: Priester und Levit befinden sich längst in Sicherheit, dagegen blickt der in der Nähe befindliche Räuber erstaunt und wohl auch mit Gewissensbissen dem barmherzigen Samariter zu, der des Strauchdiebs gar nicht achtet.
Opfer Markus 13,1-4, Lukas 21,5-7
Nordwestausgang
Jesus zeigt als Vorbild das Erlebnis mit der Witwe. Ein hoher Opferstock steht in der Mitte des Bogenfeldes (Tympanon), die Witwe mit ihrem halbverwaisten Kindlein auf dem Arm tritt herzu und legt ihr letztes Scherflein ein. Segnend breitet Christus die Arme über sie. Hinter ihm stellt eine gebeugte Blinde, geführt von einem (ihrem?) Kind und berührt das Kleid Jesu. Auf der rechten Seite stehen in abwehrender Haltung zwei Männer ... In krassem Gegensatz hiezu steht Jesus, der sich auf dem Weg nach Golgatha befindet, wo er sein Leben für die Menschheit opfert.
Das Martyrium: Steinigung des Stephanus Apostelgeschichte 7,54-60
Südwestausgang
Drei Männer vollbringen in religiösen Fanatismus die schreckliche Tat, einer trägt eifrig Steine herbei. Dieses Bild zeigt die schwerste Aufgabe eines Jüngers Jesu.
5.3 · Biblische Gestalten über den Pfeilern im Mittelschiff von Ulrich Henn (1954)
aus. der Festschrift von 2006:
"Den Gedanken von der Einheit der Testamente ( [...] Altarfresko von Walter Kohler) nimmt Ulrich Henn auf.
Im Blick auf das Altarbild befindet sich auf der linken Seite das Zeugnis vom Alten Testament. Zu diesem gehören Mose und Jesaja neben dem großen Kreuzigungsbild.
Ulrich Henn setzt die Kohlersche Reihe der alttestamentlichen Gestalten fort mit drei Figuren über der linken Pfeilerreihe:
Prophet Jeremia mit dem zerschmetterten irdenen Gefäß
Prophet Jona mit einem Fuß in dem großen Fisch
Prophet Daniel in der Löwengrube
Die rechte Seite des Altarbilds gibt Zeugnis vom Neuen Testament. Zu diesem gehören Johannes der Täufer und der Apostel Paulus neben dem großen Kreuzigungsbild.
Ulrich Henn setzt die Kohlersche Reihe der neutestamentlichen Gestalten fort mit drei Figuren über der rechten Pfeilerreihe:
Apostel Petrus mit Schlüssel und zu seinen Füßen ein Hahn, der an die Verleugnung erinnert
Apostel Thomas, der „Zweifler"
Apostel Andreas mit dem Andreas-Kreuz
Der Künstler hat bei diesen Pfeilerfiguren ein ganz neues Beton-Modell-Verfahren angewandt, das die Fertigstellung einer Figur in einigen Stunden erfordert. Der Farbton passt sich dem der Pfeiler an."
Aufstellung erst am 27.02.1954, also nach den Bogenfeldern von Martin Scheible
6 · Kreuzweg der Versöhnung von HAP Grieshaber
Der "Kreuzweg der Versöhnung" wurde von HAP Grieshaber gestaltet. Die 14 Bilder kamen (erst) 1997 in die Christuskirche - ein außergewöhnliches Statement, denn Kreuzwege findet man in der Regel nur in katholischen, nicht aber evangelischen Kirchen.
Im oben schon notierten Buch aus dem Jahr 2000, hrsg. von der Evang. Christus-Kirchengemeinde, erschienen im Diakonie-Verlag Reutlingen, beschreibt Sigrid Gänzle die Geschichte dieses Kreuzwegs und erläutert die 14 Stationen. Ein sehr empfehlenswertes Buch! In der Kirche zu einem geringen Preis zu erwerben.
Ausgang dieser 14 Bilder ist der "Kreuzweg der Versöhnung" in der Schloßkirche Bruchsal (1969 fertig gestellt). Auf der Website sind die einzelnen Stationen beschrieben. "Der Kreuzweg in der Hofkirche zu Bruchsal ist in Holz geschnitten auf 14 Tafeln 80 x 70 cm. Vor der endgültigen Farbgebung in Gold und Weiß wurden von den verschiedenfarbigen Holzstöcken eine begrenzte Zahl von Abdrücken gefertigt." (Quelle Website)
Einer dieser Abdrücke fand durch eine großzügige Stiftung der Familie Danzer an den Längswänden der Christuskirche eine neue Heimat
Der Kreuzweg beginnt auf der Nordwand hinten mit der 1. + 2, Station, dann 3 + 4, 5+ 6 nach vorn (jeweils 2 Stationen unter 1 Fenster),
Fortsetzung auf der Südwand ebenfalls von hinten nach vorne die Stationen 7 + 8, 9 + 10, 11 + 12, 13 + 14.
Auf kirchen-online.org findet man Informationen zur Geschichte der Kreuzwegdarstellungen, die 14 Stationen mit ihren biblischen Referenzstellen.
Die Darstellung der 14 Kreuzwegstationen ist leider unbefriedigend. Einerseits weil die Bilder hinter Glas gerahmt sind und im Glas Reflexionen beim Fotografieren nicht immer vermeidbar waren,
andererseits, weil Vergleiche mit der Buchpublikation aus dem Jahr 2000 gravierende Farb- und Helligkeitsveränderungen zeigen. Die unten stehenden 2 Beispiele (Station 1 und 14 / links: 2023 - rechts: 2000) zeigen dies sehr anschaulich. Diese Problematik soll im Rahmen der Umgestaltung der Kirche in den kommenden Jahren untersucht werden.
7.1 · Gemeindesaal & 7.2 · Kapelle / Kleiner Saal
7.11 - 7.13: Gemeindesaal unter der Empore (Holzkreuz von Hans Seytter, 1944)
Kleiner Saal im Norden des Seitenflügels (ursprünglich Konfirmandensaal, stark verändert), siehe Grundriss von 1935 unter Pkt. 11
7.21 - 7.23: Eingangsraum im Südosten der Kirche (bauzeitlich auch als "Brauttraum" bezeichnet); seit 1953 Gedächtniskapelle mit Holzkreuz von Ulrich Henn (siehe Presse März 1953,); bis 2020 als Kapelle genutzt, inzwischen eher vernachlässigt
7.3 · Historische Leuchter
Zu den originalen Ausstattungsstücken zählen neben dem Rundleuchter in der Kapelle (s.o. 7.21) noch zwei Wandleuchter (jeweils in den beiden Treppenhäusern) und zwei Hängeleuchter (in den Vorräumen im nördlichen EG und im OG).
7.31: Leuchter im nördlichen Vorraum
7.32: Leuchter im Vorraum zur Empore
7.33: Wandleuchter im Wendelstein
Diese Aufnahmen vom 14.08.2017 hat mir Frau Schwager z.V. gestellt; die ursprünglichen Beleuchtungskörper im Kirchenraum sind auf Seite 173 in den Reutlinger Geschichtsblättern 2019 zu sehen.
8.1 · Empore & Orgel
Die Orgel unserer neuen Christuskirche wurde von der Firma Gebrüder Link in Giengen a. Br., welche seinerzeit die Orgel der Friedhofskirche lieferte, erbaut. Die vielseitige Verwendung des Werks gab Anlaß zu besonders sorgfältiger Wahl und Zusammenstellung der Register, umsomehr als gleichzeitig die Notwendigkeit bestand, bezüglich Größe und Registerzahl des Werks sich auf das Mindestmaß zu beschränken. So entstand die Disposition durch Zusammenwirken zweier anerkannter Sachverständiger auf diesem Gebiet: Professor Strebel, Stuttgart, und Studienrat Kunz, Nürtingen.
Der Auftrag zur Orgel wurde mit Rücksicht auf die Arbeitsbeschaffung in anerkennenswerter Weise schon gleichzeitig mit dem Beginn des Kirchbaus erteilt, so daß die Orgelbaufirma eine reichliche, weit über die Regel hinausgehende Lieferzeit zur Verfügung hatte.
Die Orgel bekam 24 klingende und 6 transmittierte Register, und umfaßt insgesamt 1652 Pfeifen. Mit Rücksicht auf die Aufgabe der Orgel auch als Konzertinstrument wurde sie mit allen Neuerungen der Registriertechnik ausgestattet. Eigenartig ist ihre außergewöhnlich weitläufige räumliche Anordnung in einer in der Mitte unterbrochenen Hufeisenform. Anlaß zu dieser Raumlösung gab einesteils das an der Giebelseite der Kirche befindliche Fenster, welches frei bleiben mußte, und gleichzeitig das Bestreben, einen möglichst großen und praktischen freien Raum für Chor und Orchester zu schaffen. Um auch bestes Zusammenwirken des Organisten mit dem Chor zu erzielen, wurde der Spieltisch nicht in althergebrachter Weise mitten vor die Orgel gestellt, sondern an die Seitenwand der Kirche gerückt, welche Anordnung bei der Anwendung der elektrischen Traktur, die hier insgesamt 7000 Meter Kupferdraht erforderte, keine Schwierigkeiten mehr macht, noch einen Nachteil bezüglich präziser Ansprache des verteilten Klangkörpers mit sich bringt.
So wurde ein Werk geschaffen, welches trotz seiner bescheidenen Registerzahl alle gestellten Erwartungen und Aufgaben aufs beste erfüllen wird.
Link, Giengen a. Br.
(Auszug aus der Festschrift zur Einweihung 28.11.1936)
siehe auch 1026 Historische Dokumente
8.2 · Kirchenmusik an der Christuskirche
Welch große Rolle die Kirchenmusik von Anbeginn gespielt hat, sieht man schon daran, dass am Einweihungs-Sonntag abends Bachs h-Moll-Messe aufgeführt wurde mit den Ensembles des berühmten Chordirigenten Hans Grischkat (1903 - 1977). Hierbei nimmt im Schriftverkehr vor der Einweihung der Christuskirche ein "Problem" weiten Raum ein: ob "man" eine öffentliche Generalprobe vor der eigentlichen Einweihung machen darf oder nicht - der Stuttgarter Oberkirchenrat Mayer-List beschied damals: "man darf".
Von 1931 bis 1977 war Grischkat der Leiter des Schwäbischen Singkreises und gab hier viele oratorische Konzerte. Ihm folgte ähnlich intensiv Eckhard Weyand mit dem Kantatenchor Christuskirche. Bis 2005 bereicherte sein Chor auch unzählige Gottesdienste musikalisch.
"Nach einer wechselhaften Übergangsphase gibt es seit 2011 wieder Konstanz mit dem Cantemus Vokalensemble, einem Frauenchor, den Marcel Martínez gründete und bis 2021 prägte (seitdem unter anderer Leitung). Auch der Kammerchor Reutlingen ist unter demselben Dirigenten seit 2016 regelmäßig in der Christuskirche aufgetreten und probt inzwischen hier. Ebenso schätzen zahlreiche andere Chöre und Ensembles, teils von auswärts, diesen Konzertort wegen der außerordentlich guten musikalischen Raumakustik. Mit dem Umbau der Kirche wird sie diese Qualität und ihre räumlichen Optionen leider verlieren." (B. Schwager)
Über Hans Grischkats Tätigkeit in Stuttgart, die umfangreiche Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftler, Lehrer und Organisten Hermann Keller gibt diese Website Auskunft.
9.1 · Turm: Läut- und Uhrenwerk der Ulmer Turmuhrenfabrik Philipp Hörz
9.2 · Turm: Die Glocken
Das Geläut der Christuskirche besteht aus vier Glocken.
In einem Bericht über den Einweihungsgottesdienst am 29. November 1936 lesen wir: „Der Predigt von Landesbischof D. Theophil Wurm ging eine festliche Glockenweihe voraus, in der mit Schriftworten und Glockenversen die einzelnen Glocken aufgerufen wurden. Als dann das volle 4-stimmige Geläute (des - f - as - b = Wachet auf, ruft uns die Stimme) mit dem von der Gemeinde angestimmten dritten Vers dieses Liedes zusammenklang, stand die Gemeinde zum ersten Mal tief ergriffen anbetend in ihrer schön geschmückten Christuskirche."
Drei der vier Glocken wurden 1942 wieder abgenommen, eingeschmolzen und der Kriegsproduktion zugeführt. Vom ursprünglichen Geläut blieb nur die Taufglocke (b) erhalten.
Fünf Jahre nach dem Krieg, im September 1950, wurden in der gleichen Glockengießerei Heinrich Kurtz in Stuttgart zwei neue Glocken, die Betglocke (f) und die Zeichenglocke (g) gegossen und am 24. September in das Geläut eingefügt.
Am 18. März, Konfirmationssonntag des Jahres 1956, wurde die Große Glocke in das Geläut eingefügt, das nun wieder vollständig war. Gegossen wurde auch diese Glocke in der Glockengießerei Heinrich Kurtz in Stuttgart. Eine Stiftung von Karl und Thea Danzer ermöglichte die Anschaffung. Glockenzier von Ulrich Henn
Die Inschriften der Glocken:
Taufglocke (b): Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden, Gestiftet von der Firma Wafios, HK 1935
Betglocke (f): ich rufe die der Heimkehr harren, HK Reutlingen 1950
Zeichenglocke (g): Wachet, stehet im Glauben, HK Reutlingen 1950
Große Glocke (des): Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit, Gestiftet von Karl und Thea Danzer, HK Reutlingen 1956
siehe auch 1028 Historische Dokumente
9.3 · Ausblick vom Turm
9.31 : am Horizont die "Achalm" - Wahrzeichen von Reutlingen
9.32: Ausschnitt (Vergrößerung) aus 9.31 mit dem Kirchturm der Katharinenkirche, "Mutterkirche" der Christuskirche
10 · Historische Dokumente
Im Archiv der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in 70567 Stuttgart (Balinger Str. 33/1) werden die Unterlagen des Dekanatamts Reutlingen ab 1480 aufbewahrt. Über die Online-Suche „Württembergische Kirchengeschichte Online“ https://www.wkgo.de kann man Archivalien zur Einsicht bekommen. Aus dieser unermeßlichen Fundgrube habe ich für die Christuskirche Reutlingen durchgesehen:
Bereich: F 39 Evangelisches Dekanatamt Reutlingen - Evangelisches Dekanatamt Reutlingen (1480-1991)
Die einzelnen Archiv-Gruppen sind gekennzeichnet mit "LKAS-DA-Reutlingen", gefolgt von einer Ordnungsnummer. Diese findet man hier jeweils in der Überschrift:
1022 · Wettbewerb zum Bau der Christuskirche (1933-1935)
Scans hieraus:
Einladung zur Besichtigung von Kirchenneubauten
Korrespondenz im Vorfeld des Wettbewerbs
Text der Ausschreibung 1934
Auszug aus der handschriftlichen Liste mit Vermerk „1. Preis / 2. Preis“
Protokoll der Jury-Sitzung vom 06.12.1934
Sowie extra: Scan des Reutlinger Tagblatt vom 07.12.1934
1023 · Baugesuch vom April 1935
Titel
Lageplan
Grundrisse UG Eg OG
Querschnitt, Längsschnitt
Vier Ansichten
Klick in ein Bild vergrößert (11 Bilder)
1024 · Rohbau der Christuskirche (1933-1935)
Scans hieraus:
Presse Juli 1935 (u.a. Namensgebung, erster Spatenstich)
Programm der Grundsteinlegung 08.09.1935
Text der Urkunde, die in den Grundstein eingemauert wurde
Presse über die Grundsteinlegung
Bericht vom Richtfest im Gemeindeblatt 07. & 14.12.1935
1025 · Bau der Christuskirche (1935-1937)
Scans hieraus ausschließlich bezüglich des „Taufbilds“:
Korrespondenz über das Bild über dem Taufstein 25.04.1936ff
Ausschreibung an 3 Künstler
Protokoll der Entscheidung für Rudolf Müller (gegen Rudolf Yelin jr., Gustav Weizsäcker)
sw Entwurf Walter Kohler des Kreuzigungsfresko
1026 · Orgel der Christuskirche (1935-1937, 1963)
Scans hieraus:
Korrespondenz 12.07.1935ff zur Beauftragung der Orgel
Fragen zur Aufstellung auf der Empore 18.12.1935ff
Gutachten über die neue Orgel der Fa. Link durch Sachverständigen StRat Kunz 17.12.1936
Gutachten über die Orgel durch Sachverständigen Dr. W. Supper 26.01.1963
1028 · Glocken der Christuskirche (1935-1936)
Scans hieraus:
Korrespondenz 1935 - Dokumente hier zum Download
Extra:
Reutlinger Generalanzeiger 31.03.1936 & 02.04.1936
1030 · Einweihung Christuskirche (1936)
Scans hieraus (Dokumente zum Download):
Korrespondenz vor dem 28.11.1936
Programm der Gottesdienste um 09.30 und um 14 Uhr:
Klick ins Bild vergrößert
Konzert-Programm J.S.Bach Messe h-Moll BWV 232
Zeitungsartikel:
Reutlinger Generalanzeiger vom 28.1.1.1936
Reutlinger Generalanzeiger vom 30.1.1.1936
Nachdruck eines Pamphlets aus "Flammenzeichen" im
Evang. Gemeindeblatt vom 19.12.1936
Bericht (Bilder & Pläne) in "Die Bauzeitung" vom 25.12.1936 (Download)
1476 · Christuskirche (1935-1959)
11 · Umbau in ein diakonisches Zentrum
Im Januar 2023 wurde ein architektonischer / städtebaulicher Wettbewerb entschieden, den die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Reutlingen, in Kooperation mit dem Diakonieverband Reutlingen, Bruderhaus Diakonie, Ev. Kirchengemeinde RT-West / Betzingen ausgelobt hatte.
Der Gemeinderat der Stadt Reutlingen beschäftigte sich auch mit dem Wettbewerb und seinem Ergebnis. Auf der städt. Website sind Unterlagen zum Umbau einsehbar, hieraus nachfolgend die Gemeinderatsdrucksache, die am 27.04.2023 antragsgemäß beschlossen wurde - dazu als Anlage 1 eine Dokumentation des Wettbewerbs.
In der Dokumentation ist in Teil I unter Ziffer 6 zu lesen:
Anlass und Zweck des Wettbewerbs
Die Christuskirche wird in der bisherigen Größe als Gottesdienst-Kirche nicht mehr benötigt. Auch als Begegnungsort und als Konzert-Kirche ist sie unterausgelastet und wirtschaftlich nicht tragfähig. Die Eigentümerin hat jährliche Unterhaltungsaufwendungen in fast sechsstelliger Höhe zu stemmen. Zudem ist das Gebäude stark sanierungsbedürftig, insbesondere hinsichtlich Gebäudetechnik, Energieverbrauch und Dach.
Gleichzeitig gibt es in anderen kirchlichen Feldern einen hohen Raumbedarf, so dass die Christuskirche zu einem Diakonischen Zentrum mit vielfältigen Angeboten entwickelt werden soll rund um die Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten, Kultur und Begegnung. Die Beratungsangebote des Diakonieverbands (bislang verteilt auf vier Standorte) sollen an der Christuskirche gebündelt werden. Vorgesehen sind außerdem etwa 20 bis 25 Wohnungen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen sowie Räume für die örtliche Kirchengemeinde, eingebettet in eine Kultur- und Tagungskirche mit einem „Multi-Café“ als zentralem Begegnungsort.
Das Wohnen umfasst inklusives Wohnen, sozialgebundenes Wohnen, Mitarbeiter*innen Wohnen, aber auch freies Wohnen, um eine ausgewogene soziale Mischung zu erreichen - und auch Bevölkerungsgruppen anzusprechen, die durch persönliches und ehrenamtliches Engagement zur Stabilität des nachbarschaftlichen Wohnprojektes und zur Quartiersarbeit beitragen können.
Im Einzelnen werden mit dem Projekt folgende Ziele verfolgt:
_ Bündelung der diakonischen Angebote an einem Standort
_ Weiterentwicklung und Nutzungsintensivierung der denkmalgeschützten Christuskirche zu einer Kultur- und Tagungskirche mit einem „Multi-Café“ als zentralem Begegnungsort
_ Schaffung von sozialem Wohnraum mit Durchgriff auf die konkreten Belegungsrechte, Miteinander von Wohnen und Arbeiten
_ Förderung des sozialen Miteinanders im Christuskirchen-Ensemble und im Quartier
_ Ökologisch nachhaltiges Bauen und Wohnen
Im Wettbewerb sollte durch Einbauten und Ergänzungsbauten – und in verträglichem Maße auch Umbauten – eine gute städtebauliche, freiräumliche und hochbauliche Lösung zur Erreichung der genannten Ziele gefunden werden.
* * * * *
Der Wettbewerb fand im Jahr 2022 statt, die Sitzung des Preisgerichts am 17.01.2023. Mit einem 1. Preis wurde der Entwurf von 'a+r Architekten* mit 'faktorgruen' ausgewählt und zur Realisierung empfohlen.
Hier zum Download die Gemeinderatsdrucksache 23/049/01
dazu Anlage 1: Dokumentation des Wettbewerbs
Der Vergleich Bauantrags-Grundriss von Hannes Mayer 1935 - Wettbewerbsplanung 2022 zeigt die gewaltigen Veränderungen, die für die Kirche vorgesehen sind. U.a. Wegfall des großen Gemeindesaals, Umnutzung beider Seitenschiffe, wobei es im Süden ein Café geben wird mit neuen Fenstertüren ins Grüne hinaus und Küche in der bisherigen Kapelle. Der vorrangige Eingang ins Diakonische Zentrum führt dann durch die jetzige Sakristei; das nördliche Seitenschiff wird Wartebereich; zahlreiche Büros kommen in den Seitentrakt, den Gemeindesaal sowie auf die Empore, welche dann auch die Orgel verliert.
Durch Einbau zahlreicher großer Fenster verändert die Westfassade kpl. ihr Aussehen.
Gespannt ist man, wie die Frage der künstlerischen Ausstattung der Seitenschiffe (Kreuzweg Grieshaber, Bogenfelder Scheible, Wandteppich Yelin) gelöst wird.
Mit dem Schieberegler kann man 1935 : 2022 vergleichen:
Die Umwandlung in das Diakonische Zentrum wird in einer Broschüre (erschienen im Oktober 2023) sehr anschaulich beschrieben, auch um Unterstützung - ideeller und finanzieller Art - geworben. Link zum Download
Impressum
Reutlingen · Christuskirche fotografiert am 11.08.2023 - 212 Bilder
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 22.11.2023 SDG
Sehr herzlichen Dank an Pfr. i.R. Ulrich Zimmermann (Göppingen) sowie Dekan Marcus Keinath (Reutlingen) für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Seite,
ebenso dem Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart Möhringen und insbesondere Frau Dr. Bärbel Schwager für ihre kritische Durchsicht und Begleitung.
(c) 2023 Foto-Kunst Andreas Keller
Links zuletzt überprüft am 12.10.2023
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