◊ Reformationsdenkmal (1)

Übersicht

  • Die Darstellung des Reformationsdenk-mals in Stuttgart ist in sechs Hauptbe-reiche gegliedert.
    Zur leichteren Orientierung hier kurze Beschreibungen der einzelnen Ab-schnitte, der Link führt dann dorthin:

    Im 1. Bereich

    Kurze Einführung, alle Fotos inkl. der Mauerzeichnungen - Gegenüber-stellung zur Originalgestalt und heute

  • Dokumente aus dem Jahr 1911:
    71 Entwürfe wurden zum Wettbewerb eingereicht, daraus werden vom Preisgericht zunächst 11 in die engere Wahl gezogen und schließlich 4 ausgewählt (Gebrüder Walz, Jakob Brüllmann, Emil Hipp und Anton Morel, Hermann Lang). Diese werden "in Konkurrenz" aufgefordert, ihre Entwürfe weiter zu konkretisieren. Über die Jury-entscheidung erhebt sich (natürlich) auch heftiger Streit.
    Im November wählt das Preisgericht aus den vier Entwürfen den von Jakob Brüllmann, obwohl er in seiner Gestal-tung weit vom Ausschreibungstext abweicht. Dies wird im Folgejahr zu heftigsten öffentlichen Auseinander-setzungen führen.

  • Dokumente aus den Jahren 1912 + 1913:
    Frühjahr 1912: endgültiger Auftrag (mit Kostenberechnung) an J. Brüllmann und Kauf des Grundstücks von der Stadt Stuttgart. Herbst 1912 erster dokumen-tierter Widerstand gegen die Konzep-tion Brüllmanns
    1913 keine Dokumente auffindbar für die ersten 10 Monate. November und De-zember heftiger öffentlich ausgeführter Streit (in zahlreichen Zeitungen) über die Gestaltung. Der Engere Rat der Evang. Gesamtkirchengemeinde beendet den Streit mit einem öffentlichen Appell.

  • Dokumente aus dem Jahr 1910:
    Im Frühjahr wird von Papst Pius X die Enzyklika "Editae saepe" veröffentlicht, im Volksmund "Borromäus-Enzyklika" genannt (nach dem Gegenreformator Carlo Borromeo). Diese wird vor allem in den deutsch-sprachigen Ländern als vehemente, extrem diffamierende Stellungnahme gegen den Protestan-tismus verstanden und führt überall zu heftigen Protesten / Gegenbewe-gungen. In Stuttgart ist sie die maßgeb-liche Inítialzündung für das Wiederauf-leben des Denkmalausschusses und das Einsetzen einer konkreten Planung.
    Man beginnt (sehr erfolgreich) Spenden einzusammeln; im Dezember wird ein Wettbewerb ausgeschrieben mit dem Ziel, vier Vorentwürfe zu bekommen.

  • Dokumente aus den Jahren 1917 + 1918 (und später)

    (Keine Dokumente 14 - 1916 vorhanden)

    Vorberichte, Programm und Berichte der Einweihung. Scan der Festschrift von D. Merz (Vorsitzender des D'Aus-schusses) mit vielen präzisen Details.
    Abschlußprotokoll des Denkmalaus-schusses Anfang 1918 (und Auflösung).
    Spätere Zeitungsberichte.

Das vielbeachtete Reformationsdenkmal an der Hospitalkirche in Stuttgart wurde 1917 aus Anlass der Vierhundertjahrfeier von Luthers Thesenanschlag von Jakob Brüllmann geschaffen. Die symbolische Darstellung der Auferstehung besteht aus drei Teilen: Im zwischen zwei Strebepfeilern eingesetzten Mittelteil der abgeschrankten Anlage thront der siegreich aus einem Sarkophag wiederauferstandene Christus mit der Siegesfahne. Ihn umgeben Sitzfiguren des deutschen Reformators Martin Luther und des Reformators Württembergs Johannes Brenz sowie Reliefs mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben und Reliefs und Inschriftentafeln aus dem Reformationszeitalter.
Die Christusfigur wurde bei einem Fliegerangriff am 12./13. September 1944 zerstört und von Jakob Brüllmanns Sohn Emil Brüllmann wieder hergestellt. Das Stuttgarter Reformationsdenkmal gilt zusammen mit dem Reformationsdenkmal in Genf als bedeutende und neuartige Weiterentwicklung des Denkmalgedankens.
Quelle: Wikipedia: Jakob Brüllmann

Da die Geschichte des Reformationsdenkmals in Stuttgart bereits 1901 einsetzt, nach 1903 der Plan in Vergessenheit gerät, 1910 auf Grund einer päpstlichen Enzyklika (!) wieder an Impetus gewinnt und dann über die Jahre bis 1913 Gestalt annimmt, habe ich es aus der Gesamtdarstellung "Hospitalkirche" herausgenommen und dem Denkmal eine eigene Seite gewidmet. Neben den schon bekannten Fotos findet man hier nun neu eine große Zahl von Dokumenten, vor allem aus dem Archiv der Evangelischen Landeskirche in Stuttgart-Möhringen.

Das Reformationsdenkmal wird bei Wikipedia ausführlich und sehr gut dargestellt.

Klick in das Bild startet eine Diashow mit 65 Bilder

 

Diashow starten

In den Mauerfeldern zwischen dem Postament der Christusfigur und den Reformatorenfiguren sind Reliefs angeordnet, die Szenen aus dem Leben der beiden Reformatoren darstellen und verschiedene Inschriften zeigen. Die Reliefs wurden nach Entwürfen Jakob Brüllmanns von dem Bildhauer Eberhard Pfleiderer ausgeführt. Sie sind teils verwittert, teils wurden sie im Zweiten Weltkrieg zerstört. Beschreibung und Nummerierung der Wandreliefs aus Wikipedia .
Foto, Fotomontage: Gerd Leibrock - aus Wikipedia

1 Das Alte Schloss und die Stiftskirche symbolisieren den weltlichen und den geistlichen Ausgangspunkt der Reformation in Stuttgart. Das Alte Schloss war der Herrschaftssitz von Herzog Ulrich und Herzog Christoph, die die Reformation in Württemberg einführten. Die Stiftskirche war der geistliche Ort der Reformation.

2 Das Relief zeigt das Wappen Herzog Christophs mit Jagdhorn und Greif als Helmzier. Nachdem Herzog Ulrich 1534 die Reformation in Württemberg eingeführt hatte, trieb sein Sohn Herzog Christoph die Konsolidierung der württembergischen Landeskirche voran, insbesondere durch den Erlass der Großen Württembergischen Kirchenordnung von 1559, an der Johannes Brenz maßgeblichen Anteil hatte.

3 Das Relief zeigt die Austeilung des Abendmahls an die Gläubigen. Das Abendmahl und die Taufe sind die beiden Sakramente des Protestantismus.

4 Inschrift nach einem Ausspruch von Johannes Brenz:
„Die Lieb und der Fried’ ist die rechte Losung der Christen,
denn der Ursach halben wird Christus ihr Hauptmann ein Fürst des Friedens genennet.“

5 + 6 Oben: Rundmedaillon mit einem Tatzenkreuz.
Unten: Rundmedaillon mit dem Symbol einer segnenden Hand.

7 Nicht entzifferte Inschrift:
„… E … / .. ABLA[SS]“.

11 Das Relief zeigt Luther und den Landknechtsführer Georg von Frundsberg auf dem Reichstag in Worms. Dort soll dieser zu Martin Luther den Ausspruch getan haben: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst einen schweren Gang!“.

12 Inschrift nach einem Ausspruch Martin Luthers:
„Ich habs zu Dienst getan den lieben Christen und zu Ehren Einem,
der droben sitzt. Der mir alle Stund viel Gutes tut. Es ist alles seine Gnade.“

(Klick ins Bild vergrößert)

13 Lutherrose (Luthers Siegel) und Inschrift nach einem Ausspruch Martin Luthers:
„Ein jeder lern seine Lektion / so wird es wohl im Hause stohn“.

14 Ausschnitt aus dem Gemälde Luthers Predigtnach der Predella des Reformationsaltars von Lucas Cranach in der Stadtkirche zu Wittenberg.

15 Reichsadler, links und rechts unten ein kleines Wappen.

16 Inschrift mit den Namen von drei Reformatoren:
„Melanchthon / Oekolampad / Speratus“.

17 Nicht entzifferte Inschrift:
„… 1521 …“ (1521 fand der Reichstag in Worms statt).

Quelle: Wikipedia

Leuchttisch: Klick in ein Bild öffnet ihn und zeigt die Bilder groß

Ein Zeitzeuge über die Reliefs

D. Merz (Vorsitzender des Denkmalausschusses), Autor und Herausgeber der Festschrift "Das württembergische Reformationsdenkmal Jakob Brüllmanns in Stuttgart", erschienen nach Einweihung im Jahr 1917 beschreibt auf S. 5 die Reliefs und Inschriften auf der Kirchenwand:

Sinnig ist das Wirken der Reformatoren in den Reliefs des Pflügens, Pflanzens, Erntens auf den den Denkmalsraum abschließenden Schranken veranschaulicht, ebenso das Reformationszeitalter selbst in einzelnen Szenen und Inschriften angedeutet, die die Kirchenwand im Hintergrund des Denkmals beleben. Auf Luthers Seite die Wartburg, der Gang zum Reichstag in Worms, Luthers Wappen und Luthers Predigt nach der Predella des Cranach=Altars in der Stadtkirche zu Wittenberg, dazu die Inschrift: „Ich habs zu Dienst getan den lieben Christen und zu Ehren einem, der droben sitzt. Der mir alle Stund viel Gutes tut. Es ist alles seine Gnade.“ Auf Brenz’s Seite von unten nach oben: wie Brenz Luther in Heidelberg 1518 zum erstenmal sieht und hört, das Wappen Herzog Christophs, die Austeilung des heiligen Abendmahls, Altes Schloß und Stiftskirche in Stuttgart, dazu die Inschrift: „Die Lieb und der Fried‘ ist die rechte Losung der Christen, denn der Ursach halben wird Christus ihr Hauptmann ein Fürst des Friedens genennet.“ Die Reliefbildchen aus dem Reformationszeitalter sind nach der Anordnung Brüllmanns von Eberhard Pfleiderer ausgeführt.

Quelle: Auszug (S. 5 Mitte) aus:
Das württembergische Reformationsdenkmal Jakob Brüllmanns in Stuttgart
Von Prälat D. Merz, Vorsitzenden des Denkmalausschusses

Mit einem Beitrag von Dr. phil. Theodor Haering
Fünf Abbildungen
Verlag für Volkskunst, Richard Keutel, Stuttgart
1917

Auf Umschlag-Seite 3: Sonderdruck aus dem Christlichen Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus
Kunstdruckerei des Verlags für Volkskunst, R. Keutel, Stuttgart

Stellt man diese Aufzählung dem heutigen Zustand gegenüber, ergeben sich Divergenzen, wie aus nachfolgender Tabelle ersichtlich:

Beschreibung Merz (s.o.)

Nr.

Zustand heute / Internet

Auf Luthers Seite

 

die Wartburg,

 

nicht erhalten

der Gang zum Reichstag in Worms,

11

dto

Luthers Wappen und

13

Luther Rose & Inschrift

Luthers Predigt nach der Predella des Cranach=Altars in der Stadtkirche zu Wittenberg,

14

dto

dazu die Inschrift: „Ich habs zu Dienst getan den lieben Christen und zu Ehren einem, der droben sitzt. Der mir alle Stund viel Gutes tut. Es ist alles seine Gnade.“

12

dto

 

15

Reichsadler

 

16

Melanchthon / Oekolampad / Speratus

 

17

nicht entzifferter Text

     

Auf Brenz’s Seite von unten nach oben:

   

wie Brenz Luther in Heidelberg 1518 zum erstenmal sieht und hört,

 

nicht erhalten

das Wappen Herzog Christophs,

2

dto

die Austeilung des heiligen Abendmahls,

3

dto

Altes Schloß und Stiftskirche in Stuttgart,

1

dto

dazu die Inschrift: „Die Lieb und der Fried‘ ist die rechte Losung der Christen, denn der Ursach halben wird Christus ihr Hauptmann ein Fürst des Friedens genennet.“

4

dto

 

5 + 6

Rundmedaillon Tatzenkreuz / segnende Hand

 

7

nicht entzifferter Text