Stgt-Solitude · Schlosskapelle
Die Schlosskapelle Solitude ist Teil der evang. Kirchengemeinde Stuttgart-Botnang (zusammen mit der Auferstehungs- und der Nikodemuskirche / siehe dort). Auf der Website der Kirchengemeinde liest man:
Die Schlosskapelle Solitude gehört zum Areal des Schlosses Solitude (erbaut 1762 – 1765 von Herzog Carl Eugen). Dieses schmucke Kleinod befindet sich im Cavaliersbau (heute Gastronomie), in dem auch die Privaträume des Herzogs untergebracht waren. Ihre ursprüngliche Funktion war somit die einer Privatkapelle des Herzogs, der von seinem Schlafgemach aus direkt den Fürstenstand, die heutige Empore, erreichen konnte.
Über das Schloss Solitude wurde viel geschrieben, auch im Internet findet man umfangreich Informationen. Nicht so zur Schlosskapelle. Die umfangreichste Darstellung erschien 1966, verfasst von Gerd-Walther Fleck im kirchlichen Eigenverlag.
Hier zum Download Text aus der Broschüre, sowie pdf der dort publizierten Bilder.
Auf der (schön gestalteten, umfangreichen) Website über Schloss Solitude findet man auch eine Seite über die Schlosskapelle.
Informationen auch auf www.kirchbau.de
1 · Grundriss Schloss Solitude (1785)
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2 · Außen
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3 · Vorraum unten
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"Von dem neu geschaffenen, plattenbelegten Vorplatz zwischen Cavaliersbau und Sommerspeisesaal betritt man durch ein eisernes Gittertor in Sandsteingewände und mit hinterlegtem Glas den neuen Vorraum. Er hat einen Sandsteinplattenboden und in freihändiger Technik geputzte Wände. Seine Decke besteht aus der unter dem schadhaften Putz zutage gekommenen alten Balkenlage mit leicht gebusten Strohlehmkappen mit Fingerzug. Sie schien geeignet, dem Raum die nötige Gliederung zu geben und wurde lediglich gekalkt. Aus der Nische eines ehemaligen Kellerzugangs entstand ein Wandschrank, für den Schranktüren aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts mit bäuerlich-derben religiösen Darstellungen erworben werden konnten. Eine eichene Wendeltreppe im Hintergrund des Raumes vermittelt jetzt den Zugang zum Vestibüle, das als Sakristei und Versammlungsraum für die kleine örtliche Gemeinde eine neue Bestimmung gefunden hat." (W.-G. Fleck)
4 · Vorraum oben "Vestibule"
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"Von dem schon genannten Flur vor den Räumen des Herzogs betrat man das „Vestibüle zur cathohschen Hofcapelle". Der querrechteckige Raum entspricht ganz dem „Goût grec", jenem frühen Klassizismus, den der Hofbaumeister La Guepiere 1752 von Paris gebracht hatte und der beim Residenzbau in Stuttgart in einer Reihe von Räumen von ihm verwirklicht wurde, so zuletzt 1762 im dortigen Weißen Saal. Das ganz in Weiß gehaltene Kapellenvestibule wird durch Pilaster und Säulen von jonischer Ordnung in drei Joche geteilt. Über dem Kranzgesims entsprechen den paarweise angeordneten Säulen kräftige Deckengurten. Im größeren mittleren Deckenfeld befindet sich ein Gemälde - Mose mit den Gesetzestafeln, umgeben von Engeln, ihm zu Füßen Aaron und die Kinder Israel (2. Mose 34, 29 ff.). Die Wandfelder der Seitenjoche zeigen stukkierte Gehänge aus Musikinstrumenten und Blumengirlanden. " (W.-G. Fleck)
5 · Innen / Überblick
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"In der Kapelle selbst sind der Neue Bund und die Religionsausübung dargestellt. Beherrscht wird der Raum von dem Deckenbild, das signiert ist „N. Guibal Lunevillanus pinx. 1766" (15). Es stellt die Auferstehung Christi dar. ... Diesem Bild zugeordnet sind die Stuckaturen des Raumes. ... Durch die auf den Gebälken sitzenden Puttengruppen ist die Leidensgeschichte Christi dargestellt. ... Die Unterzone mit den Feldern zwischen den Säulen und den ihnen zugeordneten Reliefs über den Stichkappen gilt dem christlichen Kultus. ... Über dem Fürstenstand prangt eine reiche Rocaillekartusche mit den Emblemen des Herzogs und dem Fürstenhut." (W.-G. Fleck)
6 · Innen / Altar · Kanzel · Taufstein · Weihwasserbecken
12 Bilder (Klick ins Bild unten startet die Diashow).
18. Jh.: "Das Deckenbild beansprucht das Mitteljoch samt den Säulenstellungen und mittig darunter befand sich der Altar, von allen Seiten zugänglich, auf einem zweistufigen Unterbau. ...
19. Jh.: Schließlich wird 1829 der Altar in die Schloßkapelle nach Ludwigsburg verbracht. ...
20. Jh.: Da die Erneuerung notwendig das Ziel haben mußte, die Kapelle zu einem vollwertigen Kirchenraum zu machen, so mußte neben einem Altar und der Kanzel auch ein Taufstein neu geschaffen werden. Als Material für diese liturgischen Kernstücke wurde, den Gepflogenheiten der Erbauungszeit folgend, ein Stuckmarmor gewählt, der die Farbe und Maserung des noch erhaltenen Sockels vom Weihwasserbecken der Herzogsloge übernimmt. Ebenfalls der Gewohnheit des 18. Jahrhunderts folgend, wurde der Altar nicht als Tisch, sondern als geschlossener Korpus gebildet unter Verzicht auf jede Schweifung und Profilierung. So entstand die strenge Formgebung von Altar, Kanzel und Taufstein. Die dreiseitige Form des letzteren will die Dreieinigkeit symbolisieren, in deren Namen getauft wird (G.-W. Fleck).
7 · Innen / Die Orgel
8 Bilder (Klick ins Bild unten startet die Diashow).
Die Orgel in der Schlosskapelle Solitude wurde im Rahmen einer Gesamtrenovierung der Schlossanlage (1988-1991) von der Werkstätte für Orgelbau Mühleisen GmbH, Leonberg, neu erbaut und 1992 eingeweiht. Entstanden ist ein kleines, aber außerordentlich vielseitiges Instrument, das Zuhörer und Interpreten gleichermaßen begeistert!
Quelle: Homepage Solitude-Soirée mit vielen Infomationen zur Konzertreihe in der Kapelle
Disposition siehe unten
Disposition der Orgel (Werkstatte für Orgelbau Mühleisen GmbH, Leonberg 1992)
HAUPTWERK I C-g“’ |
POSITIV II C – g”’ |
PEDAL C-f’ |
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Principal 8’ Bourdon 8' Gamba 8' Octave 4' Traversflöte 4' Quinte 2 2/3' Octave 2' Mixtur 4-fach 2' Trompete 8’ |
Gedackt 8' Prästant 4' Doublette 2‘ Vorabzug 2 2/3‘ Sesquialtera 2-fach Vorabzug 1 1/3‘ Jubal 2-fach 1 1/3' + 1' Musiziergedackt 8‘ Oboe 8’ Tremulant |
Subbaß 16’ Octavbaß 8' Posaune 16'
KOPPELN: ll/l, l/P, lI/P Transponierzug für Positiv (415Hz) Mechanische Tontraktur Mechanische Registertraktur |
8.1 · Innen / Detail I
"Durch die auf den Gebälken sitzenden Puttengruppen ist die Leidens-geschichte Christi dargestellt. Sie beginnt links der Herzogsloge mit Putten, welche ein aufgeschlagenes Buch halten, in dem zu lesen ist: „Passio domini". Es folgen je eine Gruppe mit der Geißel, der Dornen-krone, dem Kreuz, dem Rohrstock, dem Essigschwamm, dem Kreuzes-schild mit der Inschrift „INRI", schließlich mit Seil und Haken sowie mit dem Schweißtuch. Zusammen mit Gruppen von trauernden Putten ohne Attribute ergibt sich die Zahl 14, also ein vollständiger Kreuzweg."
Im Grundriss links sind die 14 Stationen mit blau gekennzeichnet und nummeriert: 1, 2, 4, 6, 8, 10, 12 - 13, 15, 17, 19, 21, 23, 24.
Diese Nummerierung findet man auch in den Bildunterschriften. Jede Station / jedes Säulenpaar wird mit 3 Bildern dargestellt.
Dazwischen die Reliefs über den Fenstern: 3, 5, 7, 9, 11 - 14, 16, 18, 20, 22 (links braun gekennzeichnet)
"Die Unterzone mit den Feldern zwischen den Säulen und den ihnen zugeordneten Reliefs über den Stichkappen gilt dem christlichen Kultus. Der Zyklus beginnt am Eingang, wo die Weihwasserbecken in Muschelform von Putten gehalten werden, und die Unterseite des Fürstenstandes mit einer äußerst delikat modellierten Engelsgloriole geziert ist. Beidseits folgen — dazugehörig — vier Relieffelder mit Weihwasserbecken, der Kreuzesfahne, dem Klingelbeutel und der Opferschale sowie einem Schriftband mit dem Schluß des Pater-nosters, der Siebten Bitte und dem Amen. Dazu gehören in der Decke das Rauchfaß, das Kreuz, die Kerze und die Bischofsinsignien. Zwischen dem nächsten Säulenpaar ist die Taufe dargestellt. Durch das Tauf-geschirr, die Muschel, aus der das lebendige Wasser des Evangeliums fließt, sowie durch das „Agnus dei...", Buch, Kreuzstab und Flammen-stab. In der Decke zugeordnet sind das Buch, das Ordenskreuz und Leuchter. Die nächsten Reliefs vor dem Altar, wo die ewigen Lampen hingen, sind dem hl. Abendmahl geweiht, symbolisiert durch Ähren, Hostie, Trauben, Kanne und Kelch, was sich in der Decke wiederholt, bereichert durch die Monstranz. Die Felder hinter dem Altar gelten der Verkündigung des Evangeliums, dargestellt durch Buch und Leuchter sowie in der Decke durch die Insignien der Geistlichkeit. Die letzten Felder der Langwände bezeichnen die Geistlichkeit selbst, und die Musikembleme der Südwand weisen darauf hin, daß hier hinter dem Altar die Musik plaziert war. Anspielend auf den Gesang der Engelchöre in der Heiligen Nacht ist das Schriftband „et in terra pax" angebracht." (W.-G. Fleck)
1. Bild (a): Säulenpaar - 2. Bild (b): Ausschnitt - 3. Bild (c): Putten Kreuzweg
(Klick ins Bild vergrößert).
8.2 · Innen / Detail II
Im Grundriss links sind die Felder zwischen den Säulen, über den Fenstern braun gekennzeichnet:
3, 5, 7, 9, 11 - 14, 16, 18, 20, 22,
Jeweils 1 Bildpaar (a & b), außer bei 11 und 14: keine zugehörigen Deckenfelder (b)
8.3 · Innen / Detail - Decke
In der Kapelle selbst sind der Neue Bund und die Religionsausübung dargestellt. Beherrscht wird der Raum von dem Deckenbild, das signiert ist „N. Guibal Lunevillanus pinx. 1766". Es stellt die Auferstehung Christi dar. In der dunklen Unterzone ist die reichbewegte Gruppe der erschrockenen und teilweise noch schlafenden Grabwächter mit einigen kräftigen Farbakzenten gehöht. In der lichter werdenden Mitte schwebt Christus über dem von einem Engel gehaltenen Grabesdeckel gen Himmel, und zuoberst gehen die lichten Braun-, Blau- und Weiß-töne von Wolken und Himmel ineinander über, in denen Gottvater mit Engelchören und der Taube des Heiligen Geistes zu erkennen ist. Neben der Besiegelung des Neuen Bundes durch die Auferstehung ist so gleichzeitig die Dreieinigkeit mit erfaßt. In diesen Sinnzusammen-hang gehört auch das Lamm mit der Kreuzesfahne auf dem Tabernakel des Altars, das auf das Meßopfer Bezug nimmt.
Diesem Bild zugeordnet sind die Stuckaturen des Raumes. Im Deckenspiegel zu Füßen des Gemäldes, also vor der Auferstehung, ist die Bundeslade als Symbol des Alten Bundes gezeigt, zu Häupten, bei Gottvater, der siebenarmige Leuchter der Offenbarung. (W.-G. Fleck).
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Klick ins Bild unten startet Diashow (16 Bilder).
Bild 30: Decke unter dem Fürstenstand, 31 + 32: Weihwasserbecken unter dem Fürstenstand - beidseits im Zugang zur Kapelle.
9 · Kreuzweg
Die 14 Putten-Paare - den Kreuzweg darstellend - sind oben in Kapitel 8.2 im Kontext bereits abgebildet.
Hier nochmals (andere fotografische Einstellung) allein als Diashow,
wobei die "Standort-Nummern" (==> Grundriss) beibehalten sind.
Informationen zum "klassischen" Kreuzweg und zahlreiche Beispiele finden Sie hier
(Klick ins Bild startet die Diashow).
Impressum
Stgt-Botnang · Solitude Kapelle fotografiert am 13.06. + 18.06.2019 - 164 Bilder
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 26.09.2019 SDG
(c) 2019 Foto-Kunst Andreas Keller
Links zuletzt überprüft am 03.06.2022
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