Stgt-Obertürkheim · Petruskirche
Inhalt
Allgemeine Hinweise · Links
Schon vom Tal aus zu sehen ist die über 500 Jahre alte Petruskirche auf dem Kirchberg am Rande der Weinberge. Sie ist über unseren Stadtteil hinaus ein schöner Anziehungspunkt für Gottesdienste und Konzerte. Das schlichte Kirchlein birgt Beachtliches. Im Chor unter dem Turm schließt das gotische Kreuzrippengewölbe mit einem bunten Schlußstein ab. Die gekrönte Maria mit dem Jesuskind trägt einen blauen Trauben in der Hand. Besonders wertvoll ist die fast lebens-große spätgotische Steinplastik des Petrus. Aus späterer Zeit stammt das Barock-Kruzifix, die Kanzel und die Gedenktafeln von 1610 und 1743.
Die Petruskirche ist das Wahrzeichen Obertürkheims. Sie können sie hier in vielerlei Gestalt auf Bildern, Gartentüren, Weinflaschen ent-decken. Oder auch in echt: wir zeigen sie Ihnen auf Wunsch gerne!
Öffnungszeiten: Von Mai bis Oktober jeweils sonntags 14.00 - 16.00 Uhr oder nach Voranmeldung beim Ev. Pfarramt.
Quelle: Website der Kirchgemeinde
Eine Reise durch die Geschichte der Petruskirche
hat S. Kimmerle seine umfassende Zusammenstellung genannt (nach vorliegenden Quellen, insbes. nach Helmut Haller), die ich dankens-werterweise bekam und hier zum Download zur Verfügung stellen kann. In Auszügen wird daraus auch nachfolgend zitiert.
1984 - aus Anlaß des 500jährigen Jubiläums - gab Helmut Haller, Pfarrer in Stuttgart-Obertürkheim, im Eigenverlag ein kleines Büchlein heraus "Die Petruskirche in Obertürkheim in Geschichte und Gegen-wart.". Darauf bezieht sich S. Kimmerle. Die Schrift ist leider nur noch antiquarisch erhältlich. Die wichtigsten Fakten und Details hat Kimmerle übernommen.
Außen
Innen
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Kanzel
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Chor
links: Hl. Petrus · Mitte: Altar & Crucifix · Kreuzgewölbe
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Kreuzgewölbe im Chor
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Kreuzgewölbe: Schlußstein von 1484
Er zeigt Maria, als stramme Mutter, mehr mütterlich-bäuerlich, mit einer goldenen Krone, rot gekleidet, mit einem blauen Mantel umgeben. Auf ihrem linken Arm hält sie ihr nacktes, aufrecht sitzendes Kind, beide pausbäckig, rotwangig, gesund.
Das Besondere: In der freien rechten Hand hält sie einen blauen Weintrauben; das Jesuskind hat sich davon schon eine Beere pflückt und hält sie in der linken Hand – eine Darstellung, wie sie in Form eines Schlusssteins sonst wohl nirgends anzutreffen ist (passend zu Weinbergen, aber auch mit theolog. Bedeutung: Sinnbild des Weins!, Maria als neue Eva!)
(S. Kimmerle)Maria und das Kind umgibt ein goldener Strahlenkranz. Eine silberne Mondsichel mit Gesicht hält die beiden wie eine Schale (Offenb. 12,1) (Parallele in einem Grabmal des 15.sc. in der Stuttgarter Stiftskirche!)
Leuchttisch: Klick in ein Bild öffnet ihn und zeigt die Bilder groß
Crucifix & Hl. Petrus
Kruzifix
Es ist ein ca. 2,60 m hohes, schwarzes Holzkreuz mit einem etwa 1,30 m großen Barock-Kruzifixus, das seinen Platz damals an der Nordwand des Kirchenschiffes fand. Heute hängt es an der hellen Ostwand hinter dem Altar, Chor und Kirche abschließend; von Restaurator Manz vom Landesamt für Denkmalpflege instand gesetzt.
Über dem Gekreuzigten in goldenem Strahlenkranz die Inschrift INRI (= Jesus Nazarenus Rex Judaeorum, Jesus von Nazareth, König der Juden). Die Nägel an Händen und Füßen sind realistisch in die Gelenke getrieben, nicht in die Handflächen!
Sein Haupt, zur Seite geneigt – „es ist vollbracht“. Hängend – aber doch ist der Körper fast leicht nach oben geführt, die Finger deuten gleichsam auf den verborgenen, himmlischen Vater: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“
Die steinerne (Sandstein) Petrusfigur
Eine der wenigen spätgotischen Plastiken vom Ausgang des 15.sc. im Stuttgarter Raum, wertvoll, bisher einzig in seiner Art, in einer bisher unbekannten Darstellungsweise des Apostelfürsten und Kirchen-patrons:
Er steht unten im Chor an der nördlichen Wand beim Eingang in die Sakristei, ein 90 cm hohes Steinbild auf einem 67 cm hohen, acht-eckigen, mit gotischen Ornamenten geschmückten Sockel. Der Kirchenpatron, barfüßig, hebt sich in seinem dunklen blauen Mantel vor dem hellroten Hintergrund deutlich ab. Sein rundes Gesicht, mit Stirnlocke und lockigem Bart umrahmt, ist ausdrucksvoll. Der große sinnbildliche Schlüssel in seiner rechten Hand weist auf seinen Apostelauftrag (Matth. 16, 19a).
Mit seiner linken Hand hält er sich an einen abgeschlagenen Baumast, der sich über die linke Schulter nach oben in einzelne wieder sprossende Zweige teilt, wohl Symbol christlichen Wachsens und Wirkens.
Ungeklärt war lange seine Funktion: Vermutet wurde u. a., dass auf dem Rankenwerk der Äste und Zweige einst ein Wandkästchen zur Aufbewahrung der kirchlichen Gefäße stand?
Heute ist man sich ziemlich sicher, dass das Standbild des Haupt-apostels, der der Kirche ihren Namen gab, die tragende Säule einer Kanzel war.
Dafür spricht die Größe des Standbilds, die Wahrscheinlichkeit, dass die sechseckig verästelte Konsole einem sechseckigen Kanzelaufsatz entsprach und dass ein ins Mauerwerk eingefügter Kanzelträger der Bilderstürmerei entgehen konnte.
Zwei Eiptaphe
Die Orgel
wurde im Jahr 1962 von der Firma Friedrich Weigle in Echterdingen als opus 1081 erbaut. Sie hat eine mechanische Spiel- und eine mechanische Registertraktur. Die zweimanualige Orgel besitzt 12 klingende Register:
Disposition
I. Manual C – g3 |
II. Manual C – g3 |
Pedal C - f' |
---|---|---|
1. Flöte 8' 2. Weitprinzipal 4' 3. Sesquialtera 2fach 2 2/3' + 1 3/5' 4. Mixtur 2' 4fach Tremulant Koppel I/Pedal |
5. Singend gedackt 8' 6. Rohrflöte 4' 7. Prinzipal 2' 8. Scharfzimbel ½’ 3fach 9. Spitzquinte 1 1/3' Tremulant Koppel Il/Pedal, Koppel II/I |
10. Subbaß 16' 11. Oktavbaß 8' 12. Choralbaß 4'+ 2' |
Von dieser nunmehr 22 Jahre alten Orgel weisen Orgelgeschichte und Orgelklang auf längst Vergangenes und Verklungenes hin.
Unbekannt ist jedoch, seit wann die erste Orgel in der Petruskirche stand. Bekannt sind lediglich folgende Jahreszahlen in bezug auf eine Orgel: 1720 stiftete der Schultheiß Joseph Schöpfer eine Empore, „das Borkirchlein, das er für die Orgel hat machen lassen, samt Gürtel und Bänklein an den Flügeln der Orgel".
1739 wurde die Orgel mit Gittern verwahrt und am 21. Juni 1743 wurde „wegen der verstimmten und grilligen Orgel" mit Christian Herzer, Orgelmacher in Gmünd, verhandelt.
Von einer neuen Orgel wird 1779 berichtet. Kirchenkonvent und Magistrat sind in der Kirche versammelt, um mit Stiftsorganist Stierle aus Stuttgart über das „Orgelbauwesen" zu beraten. Empfohlen wird der Bohndorfer Orgelmacher.
Im 19. Jahrhundert wurde erneut die Frage nach einer neuen Orgel laut. Doch woher sollte das Geld zur Finanzierung kommen? Der Kirchenge-meinderat erinnerte sich der Großzügigkeit des Kommerziensrats Benger von Uhlbach für seine Kirchengemeinde, der einstigen Tochter-gemeinde von Obertürkheim.
Ob er nicht auch für die Mutterkirche etwas übrig hätte?!
Er hatte - und stiftete 1895 eine Orgel mit 2 Manualen und 14 Registern, die von der Firma Weigle, Echterdingen, für 5000 Mark 1896 auf der Empore im Chorraum eingebaut wurde.
Als die im 2. Weltkrieg zerstörte Andreaskirche von 1927 an Silvester 1950 wieder eingeweiht und zusätzlich zur Petruskirche benutzt werden konnte, wurde die Orgelempore samt Orgel aus dem Chor der Petruskirche entfernt. Als Orgelersatz diente ein Pedalharmonium - „erfreut nicht besonders; ein sehr kümmerlicher Ersatz für die noch fehlende Orgel", wie anfangs 1961 Pfarrer Schlack bemerkt. Dieses Harmonium wurde 1962 - zwei Jahre nach der Einweihung der erneuer-ten Petruskirche - durch eine neue Orgel überflüssig. Dort, wo die Orgel bis 1743 stand, erbaute nun erneut die Firma Weigle aus Echterdingen, die oben beschriebene, bis heute gespielte Orgel.
Ein Orgeltreter wurde erstmals am 11. Dezember 1905 vom Kirchen-gemeinderat bestellt. Bis dahin hatte das Orgeltreten „zu den Amtsob-liegenheiten des Mesnereigehilfen" gehört.
Quelle: Helmut Haller, Die Petruskirche in Obertürkheim (Eigenverlag 1984)
Impressum
Petruskirche Stuttgart - Obertürkheim fotografiert am 30.09.2007 + 13.08.2011
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 08.03.2015
(c) 2015 Foto-Kunst Andreas Keller
Links zuletzt überprüft am 03.06.2022
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