Aichtal-Neuenhaus · Zu unserer lieben Frau

Andreas Kieser (1683)

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Quelle:
LANDESARCHIV BADEN-WÜRTTEMBERG
Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 107/18 Bd 52 Bl. 20
Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-513443

==> Neuenhaus in Beschreibung des Oberamts Nürtingen/Kapitel B 20 (1848)

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Hinweis

Die Kirche ist in der Regel leider geschlossen!

Für einen Besuch außerhalb von Gottesdienstzeiten wenden Sie sich bitte an das Pfarrbüro

Inhalt

Allgemeine Hinweise · Links

Die Kirche „Zu unserer Lieben Frau" wird auf der Website der Kirchgemeinde beschrieben.

Dort auch ein umfangreicher Bericht über die Renovierung der Kirche im Jahr 2014.

Aktuelle Informationen auf Wikipedia

Informationen und viele Fotos auf www.kirchbau.de

Eine Einführung in die Kirche "Zu unserer lieben Frau" in Neuenhaus von Günter Klock erschien 2011 als Heft 9 der Reihe "Aichtal, Geschichte".

Zum 700jährigen Jubiläum 2012 hat die Gemeinde Neuenhaus eine Festchronik publiziert, aus welcher unten zu den drei Grabplatten zitiert wird. Recherchiert von Dr. Jan Ilas Bartusch und Dr. Harald Drös, Forschungsstelle "Deutsche Inschriften" der Akademie der Wissenschaften in Heidelberg.

Von Markus Rabe (Neuenhaus) erhielt ich einige Zusatzfotos und viele Informationen (wofür ihm hier sehr herzlich gedankt sei!):

Im Zuge der Renovierungsmaßnahmen von 2014/15 konnte der Archäologe und Bauforscher Tilmann Marstaller aus Rottenburg Gebälk von Schiff, Chor und Turm folgendermaßen dentrochronologisch datieren:

Schiff: 1341/42, 1457/58, 1717/18/19
Chor und Turm: 1477/78/79/80.
Früheste Erwähnung der Kirche/Kapelle in Neuenhaus laut Urkunde Hauptstaatsarchiv Stuttgart: 1343.
Früheste Erwähnung einer/s Heiligen: Urkunde 1343: "der Heilige"; 1533, Hauptstaatsarchiv: "Unsere Liebe Frau".
Fertigstellung Chor/Turm: laut Schlußstein: 1480, siehe auch dentrochronologische Untersuchung.

Marstaller datiert die Aufstockung des Kirchenschiffs auf die Baumaßnahme von 1717 - 19; Aufstockung knapp 1,5 mtr.

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Außen

Grabplatte (1) vor der Kirche

Die Emerz von Aich, oberes Wappen, sind urkundlich zwischen etwa 1190 und 1394 nachweisbar und saßen u.a. auf Burg Bonbach bei Aich.

Das untere Wappen ist den Herren von Neuhausen a. d. Fildern zuzuordnen. Der Schildform der beiden Wappen nach („Menesserschild") dürfte die Grabplatte etwa in der Zeit zwischen 1310 und 1340 entstanden sein.

Bei dieser Grabplatte handelt es sich um die große Unbekannte, da bisher die Emerz von Aich nicht, und die Herren von Neuhausen genealogisch nur bedingt (Ritter Renhard von Neuhausen überlässt 1353 Graf Eberhard II seine Leute aus u.a. Neuenhaus im Tausch für seine eigene Leute) mit Aichtal-Neuenhaus in Verbindung gebracht werden können.

Quelle: Festchronik 2012 · Klick ins Bild vergrößert

Grabplatte (2) vor der Kirche

Die hier erwähnte Familie Speth (2), oberes Wappen, sind ein weitverzweigtes Adelsgeschlecht aus Schwaben, das der Linie Münsingen-Steingebronn entspringt. Das zweite Wappen (größtenteils zerstört) könnte der überlieferten, genealogisch aber unbekannten 1359 verstorbenen Ehefrau des Albrecht Speth, einer Freiin von Stöffeln, zugeordnet werden. Die Edelfreien von Stöffeln hatten ihren Stammsitz in Reutlingen-Gönningen. In gotischer Majuskel ergibt sich folgender Inhalt:

AN(N)0 D(OMI)N(I) M CCC L IX

U K(A)L(ENDAS) MAIJ (...unleserlich...)

VXOR ALB(ER)TI SPAT OBIIT

Auf deutsch:

Im Jahre des Herrn, 1359,

am 5. Tag vor den Kalenden des Mai, ist

(...unleserlich...)

die Ehefrau des Albrecht Speth gestorben.

Quelle: Festchronik 2012 · Klick ins Bild vergrößert

Grabplatte (3) vor der Kirche

Der 1547 verstorbene Jakob von Tettighofen ist in den Türkensteuerlisten von 1545 und in dem Reisregister (Musterungsliste) von 1546 mit der Bezeichnung „Hauptmann" genannt. Sein Wappen zeigt einen Schwan, die Helmzier (weitgehend zerstört) einen aufsteigenden Schwan.

In gotischer Minuskel mit Kapitalis Versalien heißt es:

Der Edel vnd vest
Iuncker Ia
cob von Tettiko
fen starb an dem
20 tag mai Got
hat im geholffen
1547

Quelle: Festchronik 2012 · Klick ins Bild vergrößert

Innen

    • Der heutige Altar ist von der Renovierung 1973
      Die Kanzel ist von 1888/89 (siehe Foto unten von 1948), allerdings wurde sie 1973 nach unten geholt und der untere knapp 1,5 m hohe Bauteil entfernt.

    • Innen 1948

      Foto von Pfarrer Emil Neth

    • Türe zur Sakristei (1480)

      Foto: (c) Markus Rabe

    • Der Taufstein ist aus der Erbauerzeit von 1480 (Marstaller).

Chorfenster

Die Kirchenfenster aus dem Chor stammen aus der Stuttgarter Werktatt des Glasmalers Adolf Saile und wurden vom Kirchenchor im Zuge der Renovierungsmaßnahmen 1961/62 gespendet. Die Motive stammen alle aus dem Neuen Testament.

Inschriften im Chor

Die Bemalungen im Chor sind seit der Renovierung 1961/62 wieder sichtbar und wurden vom Restaurator Walter Supper instandgesetzt. Dokumentiert wurde diese Maßnahme allerdings nicht, das Landesdenkmalamt hat keine relevanten Unterlagen. Datiert hat Supper sie damals pauschal auf das 17. Jahrhundert. Von den 6 Bibelversen sind zwei noch erhalten, alle anderen haben mit der Realität nichts zu tun, da sie nur punktuell aufgehübscht wurden, ohne Hintergrund. Folgende sind bekannt: Solomon 16, 18 und Solomon 18, 12; Daniel 12, 3. Die Beschriftung im Giebelspitz: "denn Gott Vater der will..." ist mit der Bibelstelle Timotheus 2, 3-6 in Einklang zu bringen. Das Herzogswappen ist in der Form für die Jahre zwischen 1495-1705 überliefert. (Rabe)

Denn
Gott Vater der
will, dass allen C.
geholfen werde, denn
es ist ein Gott, und ein Mittler zwischen
Gott und den Menschen Nämlich
der Mensch Jesus Christus der sich selbst für
alle gegeben hat zur Erlösung dass
solches zu seiner Zeit geprediget
wurde

Wappen Haus Württemberg

Zum Wappen des Hauses Württemberg: Graf UlrichV (reg. 1459-1480) und auch Graf Eberhard V/Herzog Eberhard I (im Bart) (reg. 1480-1496) kommen zwar für das Erbauungsjahr 1480 in Frage, allerdings hatte erst Herzog Eberhard I (im Bart) das Herzogswappen in der Form, wie es dargestellt ist, eingeführt (Palmwedel unter dem Wappen und viergeteiltes Wappenschild unter dem Herzogshut/Herzogskrone). Erst Herzog Eberhard-Ludwig führte 1705 den Heiden von Heidenheim noch dazu und veränderte darum das Wappen zu einer neuen Variante.
Das Wappen hat also nichts mit der Erbauung zu tun, sondern mit der Renovierung, sprich den Bemalungen und auch den Bibelsprüchen (wohl erst nach der Reformation, darum auch in deutsch). Walter Supper wird mit den Bemalungen, die er ins 17. Jahrhundert datiert, wohl nicht so unrecht haben. (Rabe)

Die
Kirche wurde
erbaut im Jahre
1480 Außenerneuerung
1905 und 1961
Innenerneuerungen 1909 - 26 - 1948
Die Restaurierung 1961 wurde nach
dem alten Befund aus dem 17 Jahrhundert
durchgeführt

Sprüche 16, 18:
Wer zu Grunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall.

Sprüche 18, 12:
Wenn einer zu Grunde gehen soll, wird sein Herz zuvor stolz; und ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden.

Sprüche 15, 33:
Die Furcht des HERRN ist Zucht und Weisheit; und ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden.

Daniel 12, 3:
Die Lehrer [aber] werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit einweisen,
[wie die Sterne immer und ewiglich.]
wie die Sterne am Firmament des Himmels.

    • 1480

    • Steinmetzzeichen

      Foto: (c) Markus Rabe

    • Chor Kreuzrippengewölbe

      Foto (c): Anja Brodbeck-Holzinger/ Archiv Landesamt für Denkmalpflege

Kanzel · Orgelempore

    • Kanzel (1888/89)

      Ursprünglich mit 1,5m hohem Fuß - siehe oben Foto von 1948

    • Blick nach Westen / Orgelempore

      Orgel von 1974, 2009 revidiert von der Fa. Mühleisen. 23 Register auf 2 Manualen und Pedal

    • Das Ausgussbecken für das Weihwasser

      (piscina sacra) ist mit Abfluss nach Westen gehalten, so dass das Wasser auf geweihten Boden (= ehemaligen Friedhof) trifft. (Aus vorreformatorischer Zeit).
      Foto: (c) Markus Rabe

Wandnische in Nordseite mit Christusfigur

Die Christusfigur ist laut Enkel von Pfarrer Ferdinand Leitze (Amtszeit 1936 - 45) noch aus dieser Zeit und wurde wohl nur aus sentimentalen Gründen aufgestellt. Das tatsächliche Alter ist unbekannt. Die Fensternische allerdings ist aus der Erbauerzeit erhalten und auch seit 1973 wieder sichtbar und auch seit dieser Zeit restauratorisch wieder ertüchtigt. (Rabe)

Glocken

    • Betglocke (As)

      550 Kilo, 100 cm Durchmesser - Aufschrift "Verleih uns Frieden gnädiglich"
      Text & Foto: (c) Markus Rabe

    • Schieds- oder Abschiedsglocke (B)

      400 Kilo, Durchmesser 90 cm - Aufschrift "Lasset euch versöhnen mit Gott"
      Text & Foto: (c) Markus Rabe

    • Taufglocke (Des)

      230 Kilogramm, 75 cm Durchmesser - Aufschrift: "Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur"
      Text & Foto: (c) Markus Rabe

Impressum

Aichtal-Neuenhaus · Kirche Zu unserer lieben Frau fotografiert am 12.02.2017
Auf www.kirchen-online.com veröffentlicht am 06.01.2020 SDG
(c) 2020 Foto-Kunst Andreas Keller
Links zuletzt überprüft am 03.06.2022

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