Holzelfingen · St. Blasius 8.4 Chorfenster
aus dem Protokoll des KGR vom 12.01.1910
§ 3
Hinsichtlich des gemalten Fensters, die Taufe Jesu am Jordan darstellend, welches einst von Joh. Taxis gestiftet und in der alten Kirche neben der Kanzel am Fenster auf der Südseite der Kirche angebracht war, wird beschlossen:
1) den Vorsitzenden zu beauftragen, mit dem Sohn des Stifters dem Jos. Taxis in Unterhandlung einzutreten, in der Weise, daß dem Taxis klar gemacht wird, er habe absolut kein Recht auf Besitz dieses Fensters, da dasselbe von seinem Vater ohne jegliche Bedingung der Kirche gestiftet worden ist & damit deshalb also in den Besitz der Kirche übergegangen ist, deren Besitzstand der Kirchengemeinderat in jeder Beziehung zu wahren durchaus verbunden ist.
2) dem Taxis mitzuteilen, dass das Fenster im Chor nunmehr angebracht werden kann falls Taxis sich dazu herbeiläßt, die Kosten zu zahlen & den Bedingungen in der Art, das Fenster anzubringen, die der Kirchengemeinderat stellt, sich unterwirft.
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Im Bild rechts (aus dem Jahr "1934 - Klick vergrößert) sieht man im rechten Chorfenster eine figürliche Darstellung, die "die Taufe Jesu am Jordan" darstellen könnte. Keine anderen Hinweise in den Unterlagen zu diesem Chorfenster gefunden (das 1945 zerstört und nicht rekonstruiert wurde).
Die Fenster im Chor haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Man kann davon ausgehen, dass sie in der Kirche 1909 nicht besonders ausgestaltet waren, wahrscheinlich im Jahr 1911 ein Fenster aus der Südseite des Schiffs in den Chor versetzt wurde. Dazu :
aus dem Protokoll KGR 22.10.1945
§ 9.
Durch die Felsensprengungen an der Steige 30 m unterhalb der Kirche sind Kirchen= u. Kirchturmdach, sowie die Fenster auf der Steigseite des Schiffs & im Chor schwer beschädigt worden. Es ist nötig geworden das Dach vorläufig mit Brettern zu decken u. in den Fenstern des Schiffs & Chor die meisten Glasscheiben zu ersetzen. Auch muß die Orgel einer gründlichen Reinigung unterzogen werden.
Die Sprengung der Holzelfinger Steige - in den letzten Kriegstagen im April 1945 ! - hatte u.a. die Chorfenster zerstört. In den folgenden 25 Jahren wurden sie schrittweise durch Neuschöpfungen des Malers Wolf Dieter Kohler ersetzt. Zuerst das mittlere Fenster (1950/51), danach (1952) die beiden links und rechts - alle drei aber nur in den oberen 2/3, das untere Drittel blieb bis 1966 frei.
Das Nordfenster - bereits vollständig ausfüllend - kam 1959 hinzu und erst ab 1966 wurden die anderem drei "Fensterlücken" geschlossen.
Heimatbote August 1950
Heimatbote – Ev. kirchliches Gemeindeblatt für Württemberg – Ortsbeilage Holzelfingen August 1950
Der Kirchengemeinderat plant, auch auf Wunsch des H. Dekan, die 1945 zerstörten und dann mit Behelfsglas versehenen Chorfenster erneuern zu lassen. Wegen der Kosten ist zunächst an das mittlere Fenster gedacht. Es soll vier Bilder bekommen und zwar unten: Der Tanz um das goldene Kalb und Mose mit den Gesetzestafeln; darüber: Jesus und Jairi Töchterlein; Jesus und der sinkende Petrus. Wenn wir das Geld aufbringen, soll das linke Fenster zwei Bilder bekommen: Sündenfall und Austreibung aus dem Paradies; das rechte Fenster ebenfalls zwei Bilder: Die Sänger am gläsernen Meer und musizierende Engel. Der Plan ist noch nicht endgültig. Vorschläge aus der Gemeinde werden gerne entgegengenommen. Ich bitte die Gemeinde, durch Gaben zusammenzuhelfen, daßunser spätgotischer Chor wieder den geziemenden Schmuck und ein würdiges Aussehen bekommt.
Pfarrer Stehle
Protokoll KGR 17.09.1950
17.9.1950
53.
Der KGRat beschließt, die Erneuerung der Chorfenster in Aussicht zu nehmen. Zunächst soll das mittlere der 3 vom Schiff der Kirche aus sichtbaren Fenster wieder mit Glasmalereien versehen werden. Der Vorsitzende soll sich mit O’Kirchenrat [Georg] Kopp in Verbindung setzen.
Protokoll KGR 31.10.1950
31.10.1950
56.
Nachdem der Vorsitzende mit H. OKRat Kopp schriftlich und mit Kunstmaler Wolf Dieter Kohler mündlich an Ort und Stelle wegen eines neuen Chorfensters verhandelt hat, beschließt der K.G.Rat, den Entwurf des H. Kohler für das mittlere Fenster, die Auferstehung des Herrn u. Michaels Kampf mit dem Drachen darstellend, ausführen zu lassen.
Heimatbote Juli / August 1951
Heimatbote – Ev. kirchliches Gemeindeblatt für Württemberg – Ortsbeilage Holzelfingen Juli / August 1951
Zwei Tage vor Pfingsten brauchte Herr Gaißer mit seinen Gehilfen im Kraftwagen das neue Chorfenster. Da es schon Abend war, wurde mit Hochdruck gearbeitet, damit die Einfügung noch fertig wurde. Zuerst wurde das Ersatzglasfenster herausgemeißelt und dann die neuen Rahmen eingesetzt. Da es inzwischen ganz dunkel geworden war, konnte man von dem Gemälde nicht mehr viel erkennen. Um so stärker war der Eindruck am andern Morgen, als die Sonne aufging und die prächtigen Farben zu leuchten begannen. Die rechte Hälfte des Fensters zeigt die Auferstehung Jesu. Sieghaft ist die Haltung und die Aufwärtsbewegung des Herrn. Der rechte Arm ist nach oben gerichtet und die Hand deutet zum Himmel. Die Linke hält die Sieges-fahne, die über seinem Haupte flattert und in die linke Hälfte des Fensters hinüberreicht. Der Leib des Auferstandenen ist vom könig-lichen Purpurgewand bedeckt. Sehr ernst ist die Miene des Herrn. Die Spuren des Kampfes und Leidens, die Wehen des Todes (Agsch. 2, 24) sind noch sichtbar. Die ganze Schwere seines Opfers ist erkenn-bar. Aber nun ist der Sieg errungen und das Haupt des Heilands ist von einem strahlenden Siegeskranz umgeben, in dem sich das Licht sammelt und Jesu Haupt wie die aufgehende Ostersonne leuchten läßt. Zu Jesu Füßen liegt in violetten Farbtönen bemalt das Gerippe des Todes, der überwundene Feind. Unwillkürlich denkt man an die Worte Paul Gerhardts: Er war ins Grab gesenket, der Feind trieb groß‘ Geschrei. Eh‘ er’s vermeint und denket, ist Christus wieder frei und ruft Viktoria, schwingt fröhlich hier und da sein Fähnlein als ein Held, der Feld und Macht behält. – Der Tod mit seiner Macht wird nichts bei mir geacht’t; er bleibt ein totes Bild und wär‘ er noch so wild! (215, 2 u. 4)
Die linke Hälfte des spätgotischen Chorfensters zeigt des Erzengel Michael Kampf mit dem Drachen. Es war keine leichte Aufgabe, in die schmalen und hohen Fensterhälften weithin sichtbare Gestalten hineinzukomponieren. Aber die Aufgabe ist meisterhaft gelöst. Während die rechte Fensterhälfte von der Aufwärtsbewegung beherrscht ist, ist die linke Hälfte von der Abwärtsbewegung beherrscht: eine reife Frucht künstlerischer Gestaltungskraft. Wir sehen, wie sich der mit goldenen Flügeln ausgestattete Erzengel vom Himmel herunterstürzt, um dem grünen Drachen den Todesstoß zu versetzen. Mit beiden Fäusten umklammert er die Lanze und die ganze Wucht seines Kopfsturzes überträgt er auf den Stoß des Speeres mitten in den aufgesperrten Rachen des altbösen Feindes. Ich glaube nicht, daß eines von uns irgendwo und irgendwann diesen biblischen Bericht in Offenbarung 12, 7 – 9 so originell und so kraftvoll dargestellt gesehen hat.
Protokoll KGR 04.11.1951
4. Nov. 1951
60.
Der K.G.Rat beschließt, die Erneuerung der beiden anderen Chorfenster in Angriff zu nehmen, u. beauftragt den Vorsitzenden, hierüber mit H. Wolf Dieter Kohler zu verhandeln.
Heimatbote Mai 1952
Heimatbote – Ev. kirchliches Gemeindeblatt für Württemberg – Ortsbeilage Holzelfingen Mai 1952
Zum Schluss soll noch von unsren neuen Chorfenstern etwas gesagt werden, obwohl Im Reutlinger Generalanzeiger bereits ein Bericht erschienen und in die meisten Häuser unsres Dorfes gekommen ist. Durch unsern Ortsbericht sollen ja auch die auswärtigen Leser etwas davon vernehmen.
Am Mittwoch vor der Konfirmation erschien der Kraftwagen, der die im Januar 1952 bestellten Glasmalereien brachte. Sie hätten schon früher fertig werden können, aber während des Winters war eine Einsetzung nicht möglich. So sah die zur Konfirmation versammelte Gemeinde zum erstenmal den neuen Schmuck. Das Nordfenster zeigt 8 Geschichten aus dem Alten Bund; von unten nach oben: Das erste Menschenpaar unter dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, daneben die Austreibung aus dem Garten Eden durch den Engel mit dem Flammenschwert. Darüber: Noah nimmt die Taube mit dem Ölzweig in die Arche, daneben der Turmbau zu Babel. Darüber: Lot flieht aus dem brennenden Sodom; daneben Isaaks Opferung wird durch den Engel verhindert. Darüber: Jakobs Kampf mit dem Engel am Jabok, daneben Mose mit den Gesetzestafeln. Darüber zwei Engel mit Spruchbändern und in der Spitze des Fensters der Stern aus Jakob über der Davidskrone.
Heimatbote Juni / Juli 1956
Heimatbote – Ev. kirchliches Gemeindeblatt für Württemberg – Ortsbeilage Holzelfingen Juni/Juli 1956
Am 1. Juni fand die Inspektion der Kirchengemeinde durch Herrn Dekan Macholz, Reutlingen, statt. Von 11-12 Uhr wohnte er dem Unterricht bei den Konfirmanden und Zuhörern an. Anschließend und in der Nachmittags-Sitzung des Kirchengemeinderats brachte er seine Freude zum Ausdruck, daß die Kinder ihre Aufgaben so gut gelernt hätten und so gesammelt und aufmerksam dem Unterricht folgen, wie man es in der Stadt kaum mehr finde. Herr Dekan begrüßte den Herrn Bürgermeister und die Herren Lehrer, ließ sich die Kirche zeigen, prüfte die Einträge in die Kirchenbücher, machte beim Herrn Kirchenpfleger einen Kassensturz und berichtete dann in der Sitzung über seine Eindrücke von der Gemeinde, die er zum erstenmal amtlich besucht hatte. Er empfahl die Erneuerung des 4. Chorfensters und die Ausbesserung der südlichen Kirchenwand. Der Vorsitzende bemerkte dazu, daß die vordringlichste Aufgabe wohl die Erneuerung der Nordhälfte des Kirchendachs sei, da die 1948 gekauften Dachziegel nach dem Urteil des Maurermeisters von geringer Haltbarkeit seien.
Alle Leser grüßt
Pfarrer Stehle
Heimatbote Juni / Juli 1957
Heimatbote – Ev. kirchliches Gemeindeblatt für Württemberg – Ortsbeilage Holzelfingen Juni/Juli 1957
Der Kirchengemeinderat hat beschlossen, nicht nur die Südwand der Kirche, von der der Verputz abgebröckelt ist, ausbessern zu lassen, sondern auch für den Chor der Kirche ein viertes Glasgemälde zu bestellen. Die Gemeindeglieder werden gebeten, mit freiwilligen Gaben die Anschaffung zu ermöglichen und bei der Bezahlung der Kosten mitzuhelfen. Da noch weitere Aufgaben, z. B. Reinigung der Orgel, Ausbesserung der Kirchentüren, Beschaffung neuer Stühle usw. ins Auge gefaßt werden müssen, reichen die Ersparnisse der letzten Jahre nicht aus.
Alle Leser grüßt
Pfarrer Stehle
Protokoll KGR 13.03.1958
13. 3. 58
112.
Nachdem der Vorsitzende mit H. Kohler – Stuttgart verhandelt hat, beschließt der KGRat, ihn mit der Erneuerung des 4. Chorfensters zu beauftragen.
Heimatbote April / Mai 1958
Heimatbote – Ev. kirchliches Gemeindeblatt für Württemberg – Ortsbeilage Holzelfingen April/Mai 1958
Am 28.4. war Kunstmaler Wolf Dieter Kohler hier. Die Erneuerung des vierten Chorfensters wurde verhandelt. Er möchte Bilder aus der Offenbarung gestalten und womöglich das ganze Fenster damit ausfüllen. Er fügt hinzu, die ganze Arbeit würde ihn noch mehr befriedigen, wenn er auch die drei anderen Fenster vollends mit Glasmalerein ausfüllen dürfte. Aber das müsse nicht auf einmal gemacht werden.
Alle Leser grüßt
Pfarrer Stehle
Protokoll KGR 01.11.1958
1. 11. 58
124.
der K.G.Rat prüft den Glasmalerei-Entwurf des H. W. D. Kohler Stgt am Bismarckturm, überbracht am 30.10., u. beschließt, den Entwurf durchführen zu lassen.
Heimatbote Oktober / November 1959
Heimatbote – Ev. kirchliches Gemeindeblatt für Württemberg – Ortsbeilage Holzelfingen Oktober/November 1959
Nachdem Kunstmaler Wolf Dieter Kohler einen Entwurf für das vierte Chorfenster vorgelegt hat, wird auch dieses vermutlich heuer noch erneuert und damit ein langgehegter Wunsch erfüllt werden.
Alle Leser grüßt
Pfarrer Stehle
Evang. Gemeindeblatt für Württemberg – Ortsbeilage Februar/März 1966
Aus den Evangelischen Kirchengemeinden Holzelfingen und Ohnastetten
Kirchenerneuerung
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5. Der Chor. Die Mauer hinter dem Altar, die wie eine Barriere wirkt, wird abgetragen und das Gestühl im Chor verbessert. Die leeren Felder der Chorfenster sollen ebenfalls mit Glasmalereien versehen werden. Die unschönen Fresken links und rechts vom Chorbogen sollen verschwinden.
Gesamttext auf "Dokumente ab 1929"
Chorfenster - Bildmontage
Im Bildarchiv Marburg befinden sich 4 Fotos des Chores außen (aus dem Jahr 1961), auf denen - trotz ungenügender Qualität - deutlich zu erkennen ist, dass bei den 3 "Hauptfenstern" das untere Drittel noch nicht bemalt war. Quelle: Bildindex der Kunst und Architektur / Bildarchiv Foto Marburg. - Direktlink
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Unter diesen 4 Fotos Aufnahmen von 2022 zugefügt, diese (innen fotografiert) gespiegelt und nur in Graustufen, so dass sie mit den Außenaufnahmen von 1961 korrespondieren: